Das Umweltbundesamt beschäftigt sich in einem Forschungsprojekt namens „Ökologisierung des Onlinehandels“ mit den Auswirkungen des E-Commerce auf den Klimawandel und formuliert verschiedene Maßnahmen, mit denen der Onlinehandel seinen ökologischen Fußabdruck verringern könnte. Denn eins ist sicher: Der Klimawandel gilt als drängende Herausforderung im 21. Jahrhundert und auch der Siegeszug des E-Commerce ist unaufhaltsam. Bei einer optimalen Ausnutzung der Verbesserungsmaßnahmen könnte man bis zu 98 % der Treibhausgas-Emissionen einsparen.
Umweltfreundlicher E-Commerce: Die Relevanz
Der Onlinehandel hat in den letzten Jahren stark zugenommen und trotz zweifelsfrei vorhandener Vorteile für Verbraucher auch einen negativen Einfluss auf die Umwelt. Ein wesentlicher Faktor ist der hohe Energiebedarf von Rechenzentren und Logistikzentren, die den Betrieb von Online-Shops überhaupt erst ermöglichen. Die Verpackung von Produkten und deren Versand verursachen ebenfalls eine erhebliche Menge an Abfall und CO₂-Emissionen. Die steigende Anzahl von Retouren und die damit verbundenen Transporte verstärken diese Problematik drastisch. Auch die Vernichtung von nicht verkaufter Ware trägt zum ökologischen Fußabdruck des Onlinehandels bei. Es ist wichtig, dass Unternehmen Strategien entwickeln, um diese Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren und nachhaltigere Lösungen zu finden.
Dass dies auch für die Verbraucher relevant ist, zeigt eine Umfrage von Statista aus dem Jahr 2021. Denn der Anteil der Befragten, die umweltfreundlichen Maßnahmen beim Onlinehandel zustimmen, ist beträchtlich.
| Verpackungsmüll stört mich | 45 % |
| Bevorzuge lokale Geschäfte | 31 % |
| Kaufe ungern Produkte aus Übersee | 23 % |
| Nutze Click & Collect | 18 % |
Onlinehandel wird ökologischer: Diese drei Bereiche sind wichtig
Für die verschiedenen Bereiche, die als Herausforderung für eine nachhaltige Konzeption des E-Commerce gelten, entwickelte das Bundesumweltamt Maßnahmen. Verbraucher können diese natürlich ebenfalls nutzen, um sich für oder gegen ein E-Commerce-Angebot zu entscheiden. Zeitgleich finden Unternehmen adäquate Instrumente, um sich ESG-orientierter aufzustellen und damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Retouren
Retouren können den ökologischen Fußabdruck des Onlinehandels erhöhen, da sie zusätzliche Transporte und Verpackungen erfordern, die Energie und Ressourcen verbrauchen. Statista zeigte in einer Studie aus 2020, dass die geschätzte Anzahl der retournierten Pakete allein in Deutschland bei 315 Millionen Stück lag. Besonders häufig geschieht dies bei Bekleidung, sodass Modehändler wie Zalando überproportional betroffen sind.
Um die Zielwerte für einen ökologischen Onlinehandel im Jahr 2030 zu erreichen, müssten Verbraucher bis zu 40 % weniger Bestellungen zurücksenden, sodass die Retourenquote auf unter 10 % fallen würde. Dies inkludiert einen deutlichen Rückgang bei der Vernichtung der retournierten Ware, sodass diese um 67 % reduziert wird. Ein Grund, warum viele Onlinehändler lieber Produkte vernichten, ist der unmittelbare Kostendruck und die Notwendigkeit, Platz für neue Produkte dank schnelllebiger Trends zu schaffen. Außerdem befürchten die Unternehmen mögliche Reputationsschäden, wenn minderwertige oder beschädigte Produkte auf dem Markt auftauchen würden. Die steuerlichen Aspekte können ebenfalls eine Rolle spielen, da es in einigen Fällen kostengünstiger sein kann, Produkte abzuschreiben und als Verluste steuerlich geltend zu machen, anstatt sie zu lagern oder zu verkaufen. Diesbezüglich nennt das Umweltbundesamt die folgenden Maßnahmen:
- Bessere Informationen über Produkte
- Aufklärung über Folgen der Rücksendungen
- Einführung von Gebühren für Rücksendungen
- Steuerliche Anpassung, sodass Händler retournierte Ware spenden
KI als Lösung?
Auch die Verwendung fortschrittlicher Technologie bietet Chancen, dass die Retouren in Zukunft trotz steigendem Wachstum des Onlinehandels weiter sinken. Künstliche Intelligenz kann bei der Reduzierung von Retouren im Onlinehandel auf verschiedener Weise helfen. KI-Algorithmen können beispielsweise die Wahrscheinlichkeit einer Retoure im Voraus prognostizieren. Dafür nutzt sie Daten zu vergangenen Bestellungen, Kundenverhalten, Produktkategorien und anderen Faktoren. Personalisierte Empfehlungen basierend auf den individuellen Vorlieben und Bedürfnissen der Kunden sind eine weitere Komponente. Schließlich lässt sich KI-Technologie einsetzen, um den Lagerbestand und die Bestellmenge besser zu verwalten und die Logistikprozesse zu optimieren. Wenn das Angebot an Produkten genauer dem Bedarf entspricht, können Überbestände und damit verbundene Retouren vermieden werden.
Versandverpackungen
Verpackungen sind ein entscheidender Faktor, da diese Online-Bestellungen oft größer und schwerer als notwendig sind, um das Produkt während des Transports zu schützen. Dies führt zu einem höheren Ressourcen- und Energieverbrauch bei der Herstellung, dem Transport und der Entsorgung.
Nach Daten des Bundesumweltamts könnte man bei 26 % der Sendungen bereits jetzt Mehrwegverpackungen benutzen, obgleich diese aktuell weniger als 1 % des Markts ausmachen. Bis 2023 könnte man ein Drittel der Produkte ohne zusätzliche Versandverpackungen versenden und somit den ökologischen Impact deutlich senken.
Logistik
Die Logistik ist ein weiterer kritischer Aspekt des Onlinehandels, da die Lieferung von Produkten an verschiedene Standorte und die damit verbundenen Transporte und Emissionen einen erheblichen ökologischen Fußabdruck verursachen. Effiziente und nachhaltige Logistiklösungen sind daher von großer Bedeutung, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren.
Denn 80 % der Treibhausgas-Emissionen je Lieferung auf der letzten Meile könnte man durch eine Elektrifizierung der Lieferflotte vermeiden, wie Amazon dies beispielsweise aktuell macht. Zugleich sollten primär Paketshops oder -stationen verwendet werden, um die Emissionen pro Einkauf um mehr als 20 % zu senken.
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