Wirtschaftswachstum 2023

Während wir in heimischen Gefilden im kommenden Jahr eine Rezession erwarten und das Wirtschaftswachstum stagnieren dürfte, sieht dies im Asien-Pazifik-Raum anders aus. Hier prognostiziert S&P 500 für das kommende Jahr ein Wachstum von durchschnittlich rund 3,5 %. Damit wird diese Region der Weltwirtschaft im kommenden Jahr Halt geben und das globale Wachstum anführen. S&P 500 sieht hier regionale Handelsabkommen, effektive Lieferketten und wettbewerbsfähige Kosten als entscheidende Wachstumstreiber, die den Asien-Pazifik-Raum in eine elaborierte Position bringen.

“Asia Pacific, which produces 35% of world GDP, will dominate global growth in 2023, supported by regional free-trade agreements, efficient supply chains, and competitive costs”

S&P: Weltwirtschaft wächst 1,4 % in 2023: Asien-Pazifik, Naher Osten und Afrika verhindern Einbruch

Die bessere Wachstumsprognose für die Asien-Pazifik-Region, den Nahen Osten und Asien könnte nach Sara Johnson, Executive Director von S&P Global Market Intelligence, eine globale Rezession vermeiden. Dabei dürfte das Wachstum minimal sein, aber eine Weltwirtschaftskrise könnte vermieden werden. Dennoch steuert S&P abermals mit der Wachstumsprognose für 2023 zurück. Vor rund einem Monat erwarteten die Experten noch 2 % Wachstum im nächsten Jahr, jetzt sind es nur noch 1,4 %.

Damit wird die Weltwirtschaft deutlich langsamer wachsen als in den vergangenen Jahren. 2021 gab es noch einen Aufschwung um und 5,9 %. Selbst für das aktuelle Jahr prognostizieren die Experten 2,8 % Wirtschaftswachstum.

“Global economic conditions continue to deteriorate as inflation remains uncomfortably high and financial market conditions tighten“

Insbesondere die Inflation und globalökonomische Belastungsfaktoren wie gestörte Lieferketten oder geopolitische Risiken erhöhen das Risiko, dass Europa, die USA, Kanada und einzelne Länder Lateinamerikas in den nächsten Monaten in eine Rezession rutschen.

Demgegenüber profitieren speziell die Länder in Südostasien und Indien von weiterem Wachstum. Zugleich diversifizieren diese ihren Handel zunehmend weg von Festland-China. Die Öffnung dieser Staaten bietet nach S&P auch für Anleger Chancen.

China verliert, Indien gewinnt

Doch auch in Asien stellt sich die Situation unterschiedlich dar. Die strikte Zero-Covid-Politik in China schränke das Wachstum signifikant ein. Dies führe dazu, dass das Reich der Mitte die einstige Vorherrschaft bei Produktion und Export verliere, obgleich das Wirtschaftswachstum im vergangenen Monat eine kräftige Erholung zeigte (wir berichteten). Demgegenüber profitiert Indien von der aktuellen Situation. Viele Investoren fliehen nach Indien, der Subkontinent gewinnt an Beliebtheit und soll 2022-2023 durchschnittlich rund 6,5 % wachsen.

“The reality is India is benefiting from both having an outlier economy and being a place where capital is going, that too can change over time. But for the moment, I can understand why India is an attractive market for a lot of foreign institutional investors.” (Aswath Damodaran – Professor of Finance – NYU’s Stern School of Business).

Rezessionen in den USA & Europa kommen: Quantitative Tightening steigert Risiko

Die Analysten von S&P prognostizieren dabei eine signifikante Rezession in den USA und Europa, die Ende 2022 bis Anfang 2023 starten dürfte. Dies habe auch beträchtlichen Einfluss auf die Weltwirtschaft, da sich diese Regionen für mehr als die Hälfte des globalen BIP verantwortlich zeigt. Die starke Inflation wird die Nachfrage der Konsumenten deutlich einschränken. Dazu kommt das Quantitative Tightening der Notenbanken, das Investitionen unattraktiver mache und somit eine Rezession begünstige.

Erst heute dürfte die EZB mit einem neuen Zinsschritt um 75 Basispunkte den Leitzins anheben und nach dem Vorbild der Fed auch in der Eurozone zunehmend hawkischer agieren.