Konjunktur

Das ifo-Institut sieht eine ambivalente Entwicklung in der deutschen Volkswirtschaft. Während die Industrie einerseits von nachlassenden Lieferengpässen profitiere und die gesunkenen Energiepreise ebenfalls vorteilhaft seien, nagt die hohe Inflation am Konsum.

Die Kaufkraft der Verbraucher sinkt weiter. Die grassierende Inflation hat sich auf einem Niveau verfestigt, das deutlich oberhalb der angepeilten Zielrate von 2 % liegt. Während das ifo-Institut einen andauernden Aufwärtstrend in der deutschen Industrie erwartet, könnte sich der Konsum nur langsam erholen. Denn man sehe weiterhin eine hohe Inflation, sodass es aktuell trotz Lohnsteigerungen keinen Zuwachs beim Reallohn gebe.

Aufwärtstrend in der Industrie: Auftragsbücher voll, Weltkonjunktur läuft an

Die deutsche Industrie scheint die Trendwende geschafft zu haben, da das Geschäftsklima in den letzten sechs Monaten kontinuierlich stieg und mittlerweile im positiven Bereich notiert. Dieser Eindruck wird durch volle Auftragsbücher bestätigt. Da auch die Weltkonjunktur allmählich anzieht, könnte sich die industriefreundliche Entwicklung fortsetzen. Neuaufträge wären die Folge – positive Signale für eine Ausweitung der Exporte und Investitionen.

Die Bedeutung der Exporte für die deutsche Industrie ist sehr hoch. Exporte tragen maßgeblich zum Wirtschaftswachstum und zur Beschäftigung in Deutschland bei. Die deutsche Industrie ist in vielen Branchen weltweit führend. Durch die Exporte können die Unternehmen ihre Produktion auslasten und ihre Skaleneffekte verbessern, was wiederum zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit führt.

Lohnerhöhungen schlagen nicht durch: Reallohn weiter rückläufig

Die Erholung der Konsumnachfrage wird sich voraussichtlich langsam vollziehen. Obwohl die Tariflöhne steigen und Inflationsprämien an die Bevölkerung ausgezahlt werden, wird die Inflation voraussichtlich weiterhin hoch bleiben. Diese Erwartung führt zu einer geringen Konsumfreude. Die Menschen halten ihr Geld lieber zusammen. Ein Anstieg der realen Einkommen wird vom ifo-Institut erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Obwohl sich die Stimmung unter konsumnahen Dienstleistern und Einzelhändlern zuletzt verbessert hat, bleibt sie mehrheitlich negativ.

Der Reallohn bezeichnet das Einkommen eines Arbeitnehmers, das nach Abzug der Inflation verbleibt und somit die Kaufkraft widerspiegelt. Der Reallohn gibt somit an, wie viel Güter und Dienstleistungen ein Arbeitnehmer mit seinem Einkommen tatsächlich erwerben kann.

Trotz Lohnerhöhungen kann der Reallohn sinken, wenn die Inflation schneller steigt als die Löhne – so in 2023. Dies bedeutet, dass Arbeitnehmer trotz höherer Einkommen weniger Güter und Dienstleistungen kaufen können als zuvor. Die Kaufkraft und mithin der Reallohn entwickeln sich negativ.

Konsum belastet Konjunktur in 2023

Der Konsum ist ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftsentwicklung und Konjunktur, da er einen erheblichen Anteil zur Gesamtnachfrage in einer Volkswirtschaft beiträgt. In der Regel ist der private Konsum der größte Bestandteil der Gesamtnachfrage und macht einen erheblichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.

Wenn die Verbraucher mehr ausgeben, steigt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen und erhöht somit auch die Produktion und Beschäftigung in den verschiedenen Branchen. Dies kann zu einem Anstieg des BIP, der Einkommen und der Steuereinnahmen führen. Die Wirtschaftsentwicklung entwickelt sich positiv und die Konjunktur blüht.

Umgekehrt sehen wir das Szenario eines Rückgangs des Konsums, der die Wirtschaftsentwicklung hemmt und eine Rezession begünstigt. Während der Arbeitsmarkt noch robust ist, dürfte der nachlassende Konsum vornehmlich dem Preisauftrieb und der eingetrübten Konsumstimmung geschuldet sein.

Einzelhandelsumsatz weiterhin rückläufig

Diesen Eindruck bestätigt auch der Einzelhandelsumsatz, der nach Daten vom Statistischen Bundesamt zuletzt um 2,4 % real im März 2023 im Vergleich zum Vormonat sank.

Umsatz Einzelhandel

Nach den vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes sank der kalender- und saisonbereinigte reale Umsatz der Einzelhandelsunternehmen in Deutschland im März 2023 um 2,4 % im Vergleich zum Vormonat Februar 2023. Der nominale (nicht preisbereinigte) Umsatz ging ebenfalls um 1,3 % zurück. Im Vergleich zum März 2022 fiel der reale Umsatz des Einzelhandels um 8,6 % und der nominale Umsatz um 0,2 %. Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die gestiegenen Preise im Einzelhandel wider.

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