Rezession

Nachdem die deutsche Wirtschaft zuletzt in eine technische Rezession gerutscht war, bleibt die makroökonomische Lage heikel. Natürlich bleiben Indikatoren für die Wirtschaft von hoher Relevanz für die Beurteilung des Status quo. Diese werden vom Statistischen Bundesamt in Deutschland kontinuierlich gemeldet. Jüngst gab es mit den Insolvenzdaten für den Monat Mai und den Baugenehmigungen für Wohnungen im April zwei neue relevante Wirtschaftsindikatoren.

Denn diese geben einerseits Aufschluss über die Auswirkungen auf die Unternehmenslandschaft und lassen andererseits Rückschlüsse auf den deutschen Immobilienmarkt zu. Während die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen zuletzt deutlich steigt, brechen die Baugenehmigungen signifikant ein.

18,2 % mehr Unternehmensinsolvenzen in Q1 2023

Im ersten Quartal 2023 stieg die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen nach einer aktuellen Pressemitteilung von Destatis um 18,2 % im Vergleich zum ersten Quartal 2022. Damit schlägt sich die Rezession auch zunehmend auf die Unternehmen durch, die von der Corona-Pandemie bereits angeschlagen waren. Mit einem Anstieg der Regelinsolvenzen um rund ein Fünftel beginnt eine Konsolidierung in der deutschen Unternehmenslandschaft. Während vor einem Jahr Gläubiger noch Forderungen im Wert von 3,9 Milliarden Euro hatten, stieg diese Zahl auf 6,7 Milliarden Euro. Auf 10.000 Unternehmen kamen im ersten Quartal 2023 zwölf Insolvenzen.

Anzahl der Verbraucherinsolvenzen rückläufig

Allerdings trifft diese Entwicklung nur auf die Unternehmensinsolvenzen zu. Denn abermals liegen die Verbraucherinsolvenzen im 1. Quartal 2023 unter dem Vorjahresquartal. Diese sank um 2,1 %. Verbraucherinsolvenzen können eine Aussagekraft über die finanzielle Gesundheit einer Wirtschaft haben. Ein Anstieg der Verbraucherinsolvenzen deutet auf wirtschaftliche Probleme hin, wie sinkende Einkommen, insbesondere bei einer realen, inflationsbereinigten Betrachtung. Deutliche Steigerungen dieses Indikators drücken sich normalerweise in geringeren Konsumausgaben aus und belasten dann wiederum die Konjunktur.

Baugenehmigungen für Wohnungen brechen um 31,9 % ein

Im April 2023 wurden nach Daten des Statistischen Bundesamts 21.200 neue Wohnungen genehmigt. Damit lag die Zahl um 31,9 % unter dem Vorjahresmonat. Eine klare Tendenz zeigt sich in der folgenden Grafik.

Baugenehmigungen

Die Anzahl der monatlichen Baugenehmigungen liegt auf dem Niveau aus 2015. Seit dem Mai 2022 setzt sich der Trend fort. Denn die Anzahl neu genehmigter Wohnungen lag jeden Monat unter dem Vorjahresniveau. In diesem Jahr beschleunigte sich die Entwicklung mit monatlichen Rückgängen von mehr als 20 %.

Darum bricht der Immobilienmarkt ein

Für die stark rückläufige Nachfrage nach neu gebauten Immobilien macht das Statistische Bundesamt zwei Faktoren verantwortlich.

Zum einen explodierten die Preise für neue Bauvorhaben. Die Kosten für Baumaterialien stiegen zuletzt deutlich an. Dies macht einen Neubau für Investoren weniger rentabel.

Zum anderen bleiben die Finanzierungsbedingungen schlecht. Die EZB setzte erst jüngst ihre aggressive Straffungspolitik fort, mit einem weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte. Der hohe Baufinanzierungszinssatz belastet den Bau neuer Immobilien, was die mittelfristigen Ziele der Bundesregierung mit 400.000 neue Wohnungen pro Jahr weiter in Ferne rücken lässt.

Konjunktur wacklig, Immobilienmarkt angespannt

Die Indikatoren für die deutsche Wirtschaft erzählen die gleiche Geschichte, nur für unterschiedliche Sektoren. Die Konjunktur ist wacklig. Viele Unternehmen merken die wirtschaftlichen Folgen und müssen sogar ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Allerdings bilden die aktuellen Insolvenzen den Stand vor rund drei Monaten ab. Damit bietet der Indikator keine Aussagekraft, ob wir den Höhepunkt bereits gesehen haben.

Demgegenüber ist der Immobilienmarkt immer noch angespannt. Bauvorhaben bleiben kaum rentabel. Investoren leiden unter hohen Baukosten und steigenden Baufinanzierungszinssätzen.

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