Inflation

Spannender Tag für Anleger. Denn im Jahr 2023 steht die Inflation im Fokus. Heute veröffentlichte das Bundesamt für Statistik die endgültige Inflationsrate in Deutschland im Monat April. Auch in den USA wurde der jüngste CPI (Consumer Price Index) – das Pendant zum deutschen Verbraucherpreisindex VPI – veröffentlicht. Deutliche Unterschiede werden zwischen den USA und Deutschland deutlich. Denn der Kampf der Federal Reserve gegen den Preisauftrieb ist schon deutlich fortgeschrittener. In Deutschland lag die Inflation bei 7,2 %, während in den USA der Preisdruck sinkt und die Teuerungsrate überraschend auf 4,9 % fällt.

Inflationsrate sinkt in Deutschland von 7,4 % auf 7,2 %

Im vergangenen Monat lag die Inflationsrate nach Daten des Statistischen Bundesamts bei 7,2 % und ist damit weiterhin leicht rückläufig. Im zweiten Monat in Folge schwächte sich der Preisdruck ab, bleibt jedoch auf einem hohen Niveau. Der stärkste Preistreiber im vergangenen Monat waren die Nahrungsmittel, während die Energiepreise sogar unter der durchschnittlichen Rate lagen. Dies dürfte jedoch auch dem altbekannten Basiseffekt geschuldet sein.

Was ist der Basiseffekt?

Der Basiseffekt ist ein statistisches Phänomen, das bei der Messung der Inflation auftritt. Dieser beschreibt den Effekt, den eine niedrige oder hohe Basisperiode auf die Messung der Inflation im Vergleich zu späteren Perioden hat. Wenn die Inflationsrate in der Basisperiode hoch war, kann dies dazu führen, dass die Inflationsrate in späteren Perioden niedriger erscheint. Die Energiepreise explodierten im April 2023 nach der russischen Invasion in der Ukraine. Ein Jahr später wirkt der Basiseffekt.

Nahrungsmittel explodieren um 17,2 %

Besonders stark merken Verbraucher mittlerweile beim wöchentlichen Einkauf die höheren Preise. Denn auf Jahressicht steigen die Preise für Nahrungsmittel überdurchschnittlich stark um 17,2 %. Zwar lag diese Rate noch bei 22,3 % im letzten Monat. Dennoch sind die Preiserhöhungen weiterhin signifikant. Schaut man sich die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel an, liegt diese mit 5,8 % deutlich niedriger. Dies zeigt eindeutig, wie verantwortlich die Lebensmittelpreise aktuell für den hohen VPI sind.

Allerdings offenbart die Inflationsrate ohne schwankungsanfällige Güter eine sich manifestierende Inflation. Denn diese erhöhte sich seit Januar von 5,6 % auf 5,8 %. Dies zeigt, dass der Preisdruck mittlerweile auf weitere Produkte und Dienstleistungen überschwappt. Die Inflation dürfte uns noch ein wenig begleiten.

Inflation in den USA überraschend rückläufig: Preisauftrieb bei 4,9 %

Ursprünglich waren die Ökonomen davon ausgegangen, dass die Inflation in den USA den zweiten Monat in Folge bei 5 % verharrt. Bereits Anfang 2022 begann in den USA der Kampf der Notenbank gegen die hohe Inflation. Mittlerweile befinden sich die Leitzinsen auf einer Spanne von 5-5,25 %. Mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 4,9 % dürfte klar sein, dass die Federal Reserve mit den Zinserhöhungen zumindest pausiert. Der Pivot rückt unweigerlich näher.

Während gestern noch rund ein Viertel der Marktteilnehmer nach dem CME-Tool „Fed Watch“ von einem weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte ausgingen, sank dieser Anteil auf 13 %. Die Zinspause wird immer wahrscheinlicher.

Fed Zinsen

Doch auch in den USA stellt sich die Inflationsentwicklung je nach Waren und Dienstleistungen äußerst different dar.

Die Kernrate fiel im April von 5,6 auf 5,5 %. Der Anstieg im Monatsvergleich um 0,4 %, der im Rahmen der Erwartungen ausfiel, wurde insbesondere von Kraftstoffpreisen, Mieten und Gebrauchtfahrzeugen begünstigt. Die Lebensmittelpreise blieben demnach auf Monatssicht auf dem gleichen Niveau.

Übrigens reagierte der US-Markt nach Handelseröffnung äußerst positiv. Die wichtigsten Indizes sprangen umgehend ins Plus. Es scheint, dass trotz hartnäckiger Inflation der erste Inflationsschock vorbei ist. Sukzessive dürfte sich der Markt in der zweiten Jahreshälfte anderen Themen zuwenden.

Unterschiedlich stark stellt sich die Entwicklung allerdings in den USA und Deutschland dar. In Europa dürfte es noch ein weiterer Weg sein. Zugleich sind die europäischen Aktienmärkte in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich stark gelaufen, sodass die ehemalige Einschätzung einer Übergewichtung europäischer Werte wohl mittlerweile obsolet sein dürfte.

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