Der Nasdaq 100 notiert auch zum Wochenschluss deutlich fester und beendet damit die laufende Handelswoche mit fast 6 % Gewinnen. Die Gewinnmitnahmen zum Wochenende blieben bis dato aus. Fundamentale Gründe beflügeln den Aktienmarkt und machen aktuell Hoffnung auf eine Jahresendrallye. Denn in der vergangenen Woche standen der Fed Zinsentscheid und der US-Arbeitsmarkt im Fokus der Anleger. Doch was ist passiert & warum steigen Aktien endlich wieder?
Nächste Zinspause der Federal Reserve: Keine weitere Zinserhöhung in 2023?
Die Federal Reserve hält den Leitzins auf dem höchsten Niveau seit Anfang des Jahrtausends konstant. Jerome Powell und die Fed offenbaren weiterhin strategische Geduld, um die Auswirkungen der Zinserhöhungen abzuwarten. Dennoch wurde nicht ausgeschlossen, dass die Zinsen weiter steigen. Der Leitzins verbleibt seit dem Sommer unverändert in einer Bandbreite von 5,25 bis 5,50 Prozent, ein Niveau, das zuletzt vor über zwei Jahrzehnten erreicht wurde. Trotz einer Reihe von aggressiven Anhebungen in der Vergangenheit zeigt sich die Zentralbank nun zurückhaltender. Die Festigkeit der US-Wirtschaft könnte dennoch anhaltenden Inflationsdruck suggerieren, eine Situation, die Powell und die Fed in ihren weiteren geldpolitischen Entscheidungen berücksichtigen werden.
Übrigens kommt die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve im laufenden Jahr noch ein weiteres Mal zusammen, um über den Leitzins zu entscheiden. Nach dem Fed-Watch-Tool der CME Group dürfte die Notenbank jedoch auch Mitte Dezember die Zinsen auf dem aktuellen Niveau behalten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 % sollen die Zinsen in der aktuellen Spanne verharren.
Ergo geht der Markt von einem geldpolitischen Pivot aus. Der Peak im Zinserhöhungszyklus könnte erreicht sein.
Ein Ende des Zinserhöhungszyklus oder ein Rückgang der Zinsen in 2024 könnte bullische Impulse für Aktienmärkte setzen, da niedrigere Zinsen die Kreditkosten für Unternehmen verringern, was Investitionen und Wachstum ankurbelt. Gleichzeitig steigern attraktivere Finanzierungsbedingungen den Konsum, wodurch die Unternehmensgewinne potenziell steigen. Investoren neigen dazu, in einem Umfeld fallender Zinsen risikoreichere Anlagen wie Aktien zu bevorzugen – ein neuer Bullenmarkt könnte bevorstehen.
Jerome Powell wird (etwas) dovisher
In der letzten Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) unterstrich Jerome Powell eine subtilere Herangehensweise bezüglich der Zinspolitik. Damit könnte die Notenbank eine eher expansive oder weniger restriktive Geldpolitik signalisieren, im Gegensatz zur zuletzt aggressiv hawkischen Herangehensweise. Während die Federal Reserve die Zinssätze aktuell konstant hält, dauert die Debatte unter den Entscheidungsträgern fort, ob das aktuelle Niveau der finanziellen Restriktionen ausreichend ist, um die Inflation einzudämmen oder ob die robuste Wirtschaft zusätzliche Zurückhaltung erfordert.
Powell kommentierte in der Pressekonferenz, dass die Wirtschaftslage komplex bleibe und man bereit sei, die Zinsen erneut anzuheben, sollte der Inflationsfortschritt ins Wanken kommen.
Trotz der Erwartungen einiger Marktbeobachter, dass die Zinserhöhungsrunde der Fed möglicherweise beendet ist, ließen zuletzt ausgewählte Wirtschaftsdaten, die eine stärkere als antizipierte Konjunktur und einen robusten Arbeitsmarkt zeigen, den Raum für eine mögliche Zinserhöhung offen.
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1️⃣ Effective Fed Funds Rate
Powell spoke with a slightly dovish tone after the Fed paused rates for their 2nd consecutive meeting on Wednesday.
Of course, the Fed Chair attempted to leave the door open for further hikes,… pic.twitter.com/hP3Gps3SQl
— Blockware Solutions (@BlockwareTeam) November 3, 2023
Powell betonte jedoch auch die positiven Aspekte der aktuellen Wirtschaftslage, darunter die niedrige Arbeitslosigkeit und steigende Löhne, die die Nachfrage und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern. Es bleibt eine Gratwanderung für die Federal Reserve, eine sanfte Landung der US-Ökonomie zu bewerkstelligen.
US-Arbeitsmarkt kühlt deutlich ab: Jubelstürme an den Börsen
Ein schwächelnder US-Arbeitsmarkt deutet auf eine Abkühlung der Wirtschaft hin, was die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer verringern und das Lohnwachstum damit dämpfen kann. Weniger Lohndruck mindert das Risiko einer anziehenden Inflation, da der Konsum eng mit der Einkommensentwicklung verknüpft ist. Ohne die Notwendigkeit, gegen Inflation anzukämpfen, könnte die Notenbank von weiteren Zinserhöhungen absehen. Ein schwächelnder US-Arbeitsmarkt spricht somit gegen weitere Zinsschritte:
Dieses Szenario erhöht die Attraktivität von Aktien, da niedrigere Zinsen Finanzierungskosten reduzieren und Investitionen fördern. Deshalb kann ein weniger dynamischer Arbeitsmarktbericht paradoxerweise zu bullischen Kursbewegungen an den Börsen führen, trotz der Implikationen einer etwas schwächeren Wirtschaft.
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— Investing.com (@Investingcom) November 3, 2023
Die jüngsten Daten zum US-Arbeitsmarkt deuten auf eine Abschwächung hin, was bei Investoren Optimismus weckt, da der Druck auf die Federal Reserve potenziell nachlässt.
Laut aktuellen Zahlen durch das Arbeitsministerium verzeichneten die außerhalb der Landwirtschaft angesiedelten Arbeitsstellen einen Zuwachs von 150.000, deutlich unter der erwarteten Steigerung von 170.000-180.000. Zudem wurden die Stellenanzeigen der vorherigen zwei Monate um 101.000 Stellen nachträglich nach unten korrigiert. Die Arbeitslosenrate stieg leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent an, ebenso verlangsamte sich der Anstieg der Löhne im Oktober. Das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne lag bei 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Beide Werte fielen somit schwächer als erwartet aus.
Anleihenrenditen sinken, Aktien haussieren
Passend dazu sanken die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen deutlich. Nachdem diese letzte Woche über 5 % notierten, fielen die Renditen auf 4,55 %.
Werfen wir einen Blick auf den Nasdaq 100 zeigt sich das kurzfristig aufkommende Momentum. Denn in den letzten Wochen bröckelte der Index langsam weg. Der US-amerikanische Tech-Index bewegte sich in einem abwärtsgerichteten Trendkanal. Nun gab es jedoch mit drei bullischen Tageskerzen eine kurzfristige Trendwende. Der Nasdaq 100 sprang über den Widerstand bei 14.650 Punkten. Sollte der Ausbruch aus dem Trendkanal gelingen und der Nasdaq 100 auch nachhaltig über der heute zurückeroberten 200 Tagelinie verharren, würde sich das Chartbild deutlich aufhellen.