Rezession

Der S&P 500 hat im laufenden Jahr rund 20 % seines Werts verloren. Gespannt schauen Anleger diese Woche auf die Inflationsdaten aus den USA. Im vergangenen Monat konnte der bekannte Index aus den USA wieder um rund 5 % steigen. Nun sieht auch die renommierte US-Bank Goldman Sachs die Zukunft wieder optimistischer. Demnach sinke das Risiko einer tiefgreifenden Rezession. Die US-Wirtschaft könnte weich landen. Unsicherheit bleibt weiterhin bestehen. Auch das Eintreten einer Rezession bleibt ein realistisches Szenario. Dennoch könnten Anleger zunehmend mutiger agieren und in Hoffnung auf ein blaues Auge für die US-Wirtschaft langsam ihre Cash-Position reduzieren.

Aktien fallen in 2022: Inflation, Zinsen & Rezessionsangst dominieren an den Märkten

 

Zuerst kam die Corona-Pandemie und brachte die Weltwirtschaft in einen Schockzustand. Ein globales pandemisches Ereignis war in diesem Umfang ein Novum für unser Leben und die Ökonomie. Die Lieferketten waren gestört. Eine erste Ursache für steigende Preise wurde gesetzt. Dazu kamen beträchtliche staatliche Hilfen, die die globale Geldmenge expansiv erweiterten. Die Politik des lockeren Geldes schürte das Risiko einer Inflation. Mit dem Ukraine-Krieg kam es zu einem Schock im Öl- und Gasmarkt. Die Preise explodierten, die Inflationsentwicklung verlief dynamisch und traf alle Lebensbereiche und auch Länder. In vielen Staaten liegt die Teuerungsrate aktuell oberhalb von 10 %.

 

In 2022 dominierte die hohe Inflation das Denken der Anleger. Als Antwort hielten die Notenbank steigende Zinsen als Instrument zur Bekämpfung bereit. Doch steigende Zinsen belasten die Konjunktur. Viele Analysten kamen in den vergangenen Monaten zum Schluss, dass an einer Rezession in den USA, Deutschland oder sogar der gesamten Welt kein Weg vorbeiführt. Doch zunehmend werden die Prognosen wieder optimistischer: mit Goldman Sachs sieht ein führendes Bankenhaus nun die Rezession als unwahrscheinlicheres Szenario in Relation zu einer „weichen Landung“.

 

Goldman Sachs sieht Besserung: Wahrscheinlichkeit steigt, dass es keine Rezession gibt

Noch Ende September sahen die Banker von Goldman Sachs die Lage skeptisch. Der Bärenmarkt sei noch nicht am Ende, ein Tiefpunkt werde noch kommen. Nun bessert sich der Ausblick zunehmend. Damit schätzen die Analysten das Risiko einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten in den USA nur noch auf 35 %. Im Umkehrschluss wird es mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 % nicht zu einer Rezession kommen. Im Basis-Szenario werde die Inflation zugleich auf ein nachhaltiges Niveau sinken, sodass eine weiche Landung möglich werde. Dies sei insbesondere darauf zurückzuführen, dass das BIP-Wachstum zurückgeht und sich Angebot sowie Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zunehmend neu ausrichten.

Wirtschaftswachstum in den USA in 2023 möglich

Auch die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt hellt sich auf. Demnach dürfte das Wachstum in den USA 2023 in den anämischen Bereich zurücklaufen, aber eine Rezession verhindert werden. Während das BIP 2022 um rund 0,3 % wachsen werde, könnte sich die Wirtschaft im kommenden Jahr mit 1,1 % noch besser entwickeln. Der internationale Währungsfonds sah zuletzt noch ein Wachstum von 1,6 % für das laufende Jahr und 1 % für 2023.

Risiken noch nicht gebannt: Die Fed und Geopolitik im Blick

Gänzlich gebannt sind die Risiken dennoch nicht. Denn noch immer existieren Unwägbarkeiten, die die USA in eine Rezession stürzen könnten. Eine starke geldpolitische Straffung der Fed könnte das Rezessionsrisiko weiter erhöhen. Zugleich gäbe es geopolitische Unsicherheiten, hinsichtlich des weiteren Verlaufs des Ukraine-Kriegs. Eskalationen mit Russland oder auch China stellen ein nicht zu vernachlässigendes Risiko dar.

Geht der Bärenmarkt jetzt zu Ende?

Belastungsfaktoren existieren weiterhin. Der Bärenmarkt könnte dennoch in den nächsten Monaten zu Ende gehen. Denn die Börse handelt die Zukunft. Sollten sich die optimistischeren Annahmen der Wirtschaftsexperten und Analysten manifestieren, könnte es zu einer massiven Erholungsrallye an den Märkten kommen. Dann sollten Anleger bereits investiert sein, sodass sich ein sukzessiver Einstieg in Tranchen anbieten könnte. Auch historisch dürfte sich der aktuelle Bärenmarkt, der mittlerweile fast 300 Tage andauert, eher dem Ende nähern. Denn im Durchschnitt hielten die Bärenmärkte seit dem Zweiten Weltkrieg weniger als 300 Tage an.