Elon Musk setzt weiter auf Innovation und führt bei Twitter eine Funktion ein, die von Nutzern bereits seit Jahren gefordert wird. Nun können die Twitter-Nutzer verschlüsselte Direktnachrichten verschicken. Natürlich verweist auch Elon Musk selbst auf das neue Feature: „Probiert es aus, aber vertraut ihm nicht“, heißt die Devise.
Early version of encrypted direct messages just launched.
Try it, but don’t trust it yet.
— Elon Musk (@elonmusk) May 11, 2023
Dennoch ist das Feedback kontrovers. Während Elon-Fans den Ruf nach mehr Privatsphäre mit Lob honorieren, gibt es auch Kritik. Denn die neue „Encrypt-Funktion“ weist zahlreiche Limitationen auf.
Verschlüsselte Nachrichten als Verkaufsargument? Wohl eher nicht!
Wenn man die neuen Features von Twitter evaluiert, sollte man berücksichtigen, dass es bereits kostenlose Alternativen wie Metas Facebook Messenger und WhatsApp sowie Signal und iMessage gibt, die ihren Nutzern die Möglichkeit bieten, verschlüsselte Nachrichten zu senden und zu empfangen. Daher könnte es schwierig sein, die Funktion auf der von Elon Musk betriebenen Social-Media-Plattform zu verkaufen – denn kostenlos ist bei Twitter in 2023 nur noch wenig.
Twitter kündigte nämlich an, dass verschlüsselte Nachrichten nur für verifizierte Nutzer verfügbar sein werden. Also alle Personen, die für Twitter Blue bezahlen, das in drei Abos zur Verfügung steht. Während Privatpersonen hier noch relativ günstig wegkommen, müssen Unternehmen 1.000 US-Dollar pro Monat bezahlen und Partner verifizierter Organisationen 50 US-Dollar pro Person.
Twitter verweist zugleich darauf, dass die Verschlüsselung nur mit der neuesten Version der Twitter-Apps (für iOS, Android und Web) funktioniert. Dabei werden gerätespezifische Schlüssel – Private und Public Keys – erzeugt. Der öffentliche Schlüssel wird automatisch registriert, wenn sich ein Nutzer auf einem neuen Gerät oder Browser bei Twitter anmeldet. Der private Schlüssel wird niemals vom Gerät entfernt und daher auch nicht an Twitter übermittelt, was eine hohe Sicherheit garantieren soll.
Verschlüsselung bei Twitter: So funktioniert es
Nach offizieller Lesart soll die Twitter-Nachrichtenverschlüsselung wie folgt funktionieren:
„Wir verwenden eine Kombination starker kryptografischer Verfahren, um jede einzelne Nachricht, jeden Link und jede Reaktion, die Teil einer verschlüsselten Konversation sind, zu verschlüsseln, bevor sie das Gerät des Absenders verlassen, und sie bleiben verschlüsselt, während sie in der Infrastruktur von Twitter gespeichert werden. Sobald die Nachrichten von den Empfängergeräten empfangen werden, werden sie entschlüsselt, sodass sie vom Nutzer gelesen werden können.“
Allerdings dürfte es einige Limitationen geben. Beispielsweise wird man keine verschlüsselte Kommunikation gewährleisten, wenn die Private Keys kompromittiert werden. Zugleich kann Twitter aktuell selbst noch auf die Chats zugreifen, ohne dass dies die betroffenen Accounts überhaupt merken.
This is great, but only worthwhile if it also prevents twitter from reading direct messages. Encrypt in transit and on both ends of the conversation. https://t.co/GkFuYIoteq
— TheChild (@TheChild1996) May 11, 2023
Später möchte man die Verschlüsselung als Open-Source zugänglich machen. Zugleich wird ein technisches Whitepaper im Laufe des Jahres folgen, dass wohl erst eine fundierte technische Bewertung zulässt. Darauf verweisen auch Experten, dass man ohne Whitepaper, Third-Party-Audit oder Open-Source schlichtweg Twitters Ausführungen Glauben schenken muss.
Without white paper / 3rd party audits / open source you have to take Twitter at their word on this.
Unfortunately, hype means many probably will assume a degree of privacy & security assurance… that even Twitter's post doesn't promise.
Pic: recent audits of Signal. pic.twitter.com/tSTncCzJ6Y
— John Scott-Railton (@jsrailton) May 10, 2023
Positiv fällt hier jedoch die transparente Herangehensweise auf. Denn fast die Hälfte der Ausführungen auf dem offiziellen Twitter-Blog zur neuen Verschlüsselungsfunktion widmet sich den offensichtlich doch mannigfaltigen Limitationen. Doch der Anspruch bleibt deutlich weitgehender – man darf gespannt sein, so Twitter:
„Twitter will die vertrauenswürdigste Plattform im Internet sein, und verschlüsselte Direktnachrichten sind ein wichtiger Bestandteil davon. Wie Elon Musk sagte, sollte bei Direktnachrichten der Standard sein: Wenn uns jemand eine Pistole an den Kopf hält, können wir trotzdem nicht auf deine Nachrichten zugreifen. Wir sind noch nicht ganz so weit, aber wir arbeiten daran.“
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