Putin

Der Ukraine-Krieg belastet die globale Weltwirtschaft. Die Sanktionen gegen Russland führten zu Gegenmaßnahmen. Die Energiekrise traf Europa und die USA mit voller Wucht. Zweifelsfrei gibt es mehr als eine Ursache für die hohe Inflation. Doch auch Putins Invasion in der Ukraine gilt als (mit-)verantwortlich für den aktuellen Zustand der Globalökonomie, die 2023 immer noch dem realen Risiko unterliegt, in eine Rezession zu rutschen. Der internationale Währungsfonds (IWF) offenbarte nun die Wachstumsprognosen für einige Wirtschaften, die mittelfristig von Russlands Krieg in der Ukraine profitieren. Denn viele Russen flohen aus ihrem Land und brachten ihr Vermögen gleich mit. Migration und Kapitalflucht belasten einerseits die von Sanktionen sowieso bereits hartgetroffene russische Volkswirtschaft, während andererseits die folgenden Staaten profitieren.

Viele Verlierer, wenige Gewinner: Der Ukraine-Krieg und die Weltwirtschaft

So oder so ähnlich könnte man die Lage wohl in einem Satz zusammenfassen. Während weltweit zahlreiche Wirtschaften den Einfluss der russischen Invasion spüren, gibt es wenige Gewinner, die von der Migration der Russen und der Kapitalflucht profitieren.

Georgien mit zweistelligem Wachstum in 2022

Mindestens 110.000 Russen sind in diesem Jahr bereits nach Georgien geflohen. Die erste Welle mit rund 45.000 Flüchtlingen folgte unmittelbar auf die russische Invasion in der Ukraine. Damit kam es zu einem starken Wachstum, das in diesem Jahr eigentlich niemand erwartete. Der georgische Lari zeigte Stärke gegenüber dem US-Dollar, der bereits als stabile Währung gilt. Damit konnte man einen Wertzuwachs von rund 15 % gegen einen starken USD verzeichnen.

Nun erwartet der IWF für die georgische Wirtschaft ein Wachstum von 10 % in 2022, sodass man die Vorhersage aus dem April mehr als verdreifachte. Georgien profitierte von einem starken Kapitalfluss aus Russland – allein im Oktober machte russisches Geld über 59 % des gesamten Capital Inflows von Georgien aus und wuchs damit im Vergleich zum Vorjahr um 725 %. Zwischen Februar und Oktober weisen die Daten insgesamt 1,412 Milliarden $ aus, die an georgische Konten aus Russland überwiesen wurden. Damit vervierfachte sich diese Summe im Vergleich zum Vorjahr, entsprechend den Daten der Nationalbank Georgiens.

Fehlende Sanktionen ziehen russische Migranten aus

Georgiens strategische Lage und die historischen Verbindungen zu Russland machen den Staat zu einem logischen Migrationsziel der Russen. Zugleich sind es die liberalen Einwanderungsbedingungen, die die Migration vereinfachen. Zu guter Letzt sind jedoch insbesondere fehlende Sanktionen gegen russische Staatsbürger dafür verantwortlich, dass Georgien übermäßig profitiert. Denn die Russen können somit denkbar einfach mitsamt ihrem Vermögen die Grenze überschreiten. Dies gilt ebenfalls für Armenien und die Türkei, die staatlichen Sanktionen nicht zugestimmt haben. Der ökonomische Einfluss dieser Migrationsbewegungen fällt dabei überraschend heftig aus.

Mieten und Immobilienpreise explodieren

Besonders gravierend zeigen sich die Auswirkungen der russischen Migration am Immobilienmarkt. In der georgischen Hauptstadt stiegen die Immobilienpreise in diesem Jahr um 20 % von September zu September. Demgegenüber sind die Mieten 74 % teurer als noch im Vorjahr. Der georgische Lari wird auf einem 3-Jahres-Hoch gehandelt.

Wachstum lässt nach und sozioökonomische Bedenken omnipräsent

Doch die einmaligen Effekte dürften nicht dauerhaft zu einem überdurchschnittlichen Wachstum führen. In 2023 gehen die georgische Nationalbank und der IWF von einem abschwächenden Wachstum aus. Zugleich denkt die georgische Regierung nicht unbedingt, dass die Russen langfristig bleiben werden. Sozioökonomische Bedenken über einen wachsenden russischen Anteil an der Bevölkerung existieren ebenfalls und könnten die bereits komplexe georgisch-russische Beziehung weiter verkomplizieren.