Diesen Eindruck vermittelt zumindest eine neue Studie der Unternehmensberatung EY https://www.ey.com/de_de/news/2023/09/ey-jobstudie-digitalisierung-2023. Denn demnach ist fast jeder zweite Top-Manager sorgenvoll hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit. Hier befürchtet ein geraumer Anteil der Befragten, dass die Künstliche Intelligenz als technologische Disruption den eigenen Arbeitsplatz ersetzen könne. Diese Sorgen sind nicht nur im Top-Management, sondern auch bei Männern stärker ausgeprägt. Doch was berichten die Analysten wirklich über die Wahrnehmung der Künstlichen Intelligenz in deutschen Unternehmen?
KI in der Arbeitswelt: Je höher das Einkommen, desto größer ist die Angst
In der aktuellen Studie von EY wurden die Befragten nach dem Einkommen und der Position im Unternehmen unterteilt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind spannend. Denn eigentlich wäre es doch logisch, dass die niedrig bezahlten Jobs besonders stark gefährdet sind. Zumindest die subjektive Wahrnehmung der einzelnen Arbeitnehmer besagt etwas anderes.
So sind 46 % der Top-Manager besorgt, dass die eigenen Fähigkeiten aufgrund der technologischen Weiterentwicklung bald nicht mehr benötigt werden. Dieser Wert übertrifft andere Arbeitnehmergruppen deutlich. So waren es bei den Angestellten mit einem Brutto-Jahreseinkommen unter 40.000 Euro nur 12 %. Der durchschnittliche Wert der Befragten, die sich um die Existenz ihres Arbeitsplatzes sorgen, beträgt 15 % – unabhängig von der konkreten Position. Damit ist die Sorge vor einem Arbeitsplatzverlust bei steigendem Einkommen und mehr Verantwortung exponentiell höher.
Hier empfehlen die Strategen von EY eine konstruktive Herangehensweise an das Thema:
„Unsere Umfrage zeigt, dass sich auch die Angestellten mit Blick auf den technologischen Fortschritt Gedanken um ihre berufliche Zukunft machen. Angst ist dabei ein schlechter Ratgeber. Nachvollziehbar sind Unsicherheiten aber durchaus, wenn man die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung betrachtet. Ehrliche Kommunikation, bei der Befürchtungen der Belegschaft ernst genommen und gleichzeitig auch Lösungen, wie Weiter- und Fortbildungen angeboten werden, können Vertrauen schaffen.“
Wer nicht zwangsläufig Angst vor dem Jobverlust hat, geht zumindest von massiven Veränderungen aus. Denn zwei Drittel der Befragten sind davon überzeugt, dass die Digitalisierung das Aufgabenspektrum immer weiter verändern wird.
Zugleich variieren die Sorgen je nach Branche. Während es im Banken- und Versicherungswesen fast jeder zweite Befragte war, der durch KI seinen Job in Gefahr sieht, sind es in der Bauwirtschaft oder der Gesundheitsbranche kaum Mitarbeiter. Der Maschinenbau, die Automobilbranche und der Handel bewegen sich mit 16-25 % im Mittelfeld.
Digitale Kompetenzen sind Mangelware
Etwas überspitzt ist vielleicht diese Aussage. Doch die digitalen Kompetenzen sind bei weitem nicht so vorhanden, wie sie es eigentlich sein müssten. Denn nur jeder vierte Befragte aus der Studie gibt an, dass er ausreichend Kompetenzen besitzt, um mit den Veränderungen der Digitalisierung Stand zu halten. Männer sind dabei zuversichtlicher als Frauen. Ein Plädoyer von EY an die Unternehmen lautet wie folgt:
„Digitale Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter ist das A und O. Dies setzt aber Interesse voraus und den Willen, sich als Firma ehrlich mit Themen in diesem Bereich – wie aktuell KI – auseinanderzusetzen. Ziehen die Entscheider – ob mit oder ohne externe Hilfe – daraus die richtigen Schlüsse für den Kurs des eigenen Unternehmens und kommunizieren diese Ergebnisse mit der eigenen Belegschaft, schafft dies Vertrauen, dass sich in Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation auszahlt.“
Die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzen
Die aktuelle Studie von EY unterstreicht eindrücklich, dass technologische Disruptionen nicht nur Chancen, sondern auch signifikante Risiken mit sich bringen, insbesondere in Bezug auf die Arbeitswelt. Während Top-Manager ihre Positionen durch den rasanten Fortschritt in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz gefährdet sehen, eröffnet diese Technologie ebenso immense Möglichkeiten für Wachstum, Innovation und Effizienzsteigerung. Dies geht jedoch mit der Prämisse einher, dass die dafür erforderlichen Kompetenzen erlernt werden. Somit scheint es unerlässlich, dass sowohl Staaten als auch Unternehmen und Einzelpersonen diese Chancen erkennen und in Bildung, Training und Anpassungsfähigkeit investieren.
Wenn diese Transformation proaktiv gestaltet wird, können Technologien wie KI nicht nur den Arbeitsmarkt verändern, sondern die Welt zu einem besseren Ort machen. Der Schlüssel für alle Betroffenen liegt darin, Veränderungen zu antizipieren, sich darauf vorzubereiten und sie als Gelegenheit statt als Bedrohung wahrzunehmen. Die Integration von KI wird damit zur kollektiven Aufgabe, den technologischen Fortschritt zum Vorteil aller zu nutzen und eine zukunftsfähige Gesellschaft zu formen.