Der KI-Hype kennt aktuell kaum Grenzen. Dass es an vielen Stellen noch erheblichen Verbesserungsbedarf gibt und Feinjustierungen kontinuierlich erfolgen müssen, zeigt auch der neuste Rückruf von hunderttausenden Tesla-Fahrzeugen. Der Grund: die experimentelle Fahrerassistenzsoftware, die Tesla selbst als Full Self-Driving Beta beschreibt, könnte zu Unfällen führen. Augenscheinlich läuft bei der KI-basierten Software des Marktführers noch nicht alles rund.
Auf der offiziellen Website des United States Department of Transportation heißt es wie folgt:
„Tesla, Inc. (Tesla) ruft bestimmte Fahrzeuge (…) zurück, die mit der Software Full Self-Driving Beta (FSD Beta) ausgestattet sind (…). Das FSD-Beta-System kann es dem Fahrzeug ermöglichen, sich an Kreuzungen unsicher zu verhalten, z. B. geradeaus durch eine Kreuzung zu fahren, während es sich in einer reinen Abbiegespur befindet, in eine durch ein Stoppschild geregelte Kreuzung einzufahren, ohne zum Stillstand zu kommen, oder ohne die nötige Vorsicht in eine Kreuzung einzufahren, während eine gelbe Ampel leuchtet. Darüber hinaus reagiert das System möglicherweise nur unzureichend auf Änderungen der vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen (…).“
Tesla ruft freiwillig über 360.000 Fahrzeuge zurück: Software-Update erforderlich
Mit den Problemen bei der Fahrerassistenzsoftware entschied sich das US-amerikanische Unternehmen Tesla freiwillig, insgesamt über 360.000 Fahrzeuge zurückzurufen. Gleichzeitig sprach man die Warnung aus, dass die Full Self-Driving Beta (FSD) Unfälle verursachen könnte. In Kürze möchte man ein Software-Update installieren, um die Probleme zu lösen und Risiken zu minimieren.
Tesla is recalling nearly 363,000 vehicles with its so-called “Full Self Driving” feature due to risks it can pose at intersections https://t.co/xrhLWBspip pic.twitter.com/p0RPFL9WBG
— CNN (@CNN) February 16, 2023
Dabei sind sowohl Fahrzeuge der Modelle S (2016-2023), X (2016-2023), 3 (2017-2023) und Y (2020-2023) betroffen, sofern diese mit dem FSD Beta System versehen sind oder der Einbau zeitnah erfolgen soll.
Elon Musk: Kein Rückruf, sondern ein Update
Während man im Grunde genommen aus produkttechnischer Sicht natürlich von einem Rückruf sprechen kann, wenn die Fahrzeuge nicht sicher sind und es einer Überarbeitung bedarf, wenden sich Tesla-Fans und CEO Elon Musk gegen die Verwendung der Termini. Denn es handelt sich lediglich um ein schnelles Softwareupdate, das die Probleme lösen soll. Während man aufgrund der jahrelangen Verwendung des Begriffs „Rückruf“ dabei eher von unlösbaren Problemen oder zumindest einem großen Zeitaufwand ausgeht, sieht dies im Jahr 2023 bei Tesla anders aus. Für ein Software-Update über das Internet sei die Begrifflichkeit veraltet und schlichtweg nicht treffend.
Autonomes Fahren: FSD-Beta als Premium-Version in kontinuierlichen Praxis-Tests
Aktuell können US-Autofahrer die Full Self-Drive Beta nutzen. Dennoch gab es immer wieder Fehler bei der Software, die man mitunter auch in den sozialen Netzwerken beobachten konnte.
Watch The Dawn Project’s #SuperBowl ad demonstrate critical safety defects in @Tesla Full Self-Driving. 6 months ago we reported FSD would run down a child. Tesla hasn't even fixed that! To focus their attention, @NHTSAgov must turn off FSD until Tesla fixes all safety defects. pic.twitter.com/AxJbN5oOSr
— Dan O'Dowd (@RealDanODowd) February 11, 2023
Teilnehmen können nur Tesla-Besitzer, die das Premium-System installieren – eine Option, die in den USA einmalig rund 15.000 $ oder 199 $ monatlich kostet. Zugleich wird eine hohe Bewertung für die Fahrsicherheit verlangt. Mit FSD-Beta erhalten Verbraucher aktuell erstmalig die Möglichkeit, KI-basierte Autonomie beim Fahren zu testen – mit beeindruckendem Erfolg, der dennoch einiger Verbesserungen bedarf.
Tesla Aktie zum Wochenende unter Druck
Am heutigen Freitag notierte die Tesla Aktie deutlich schwächer. Der „Rückruf“ oder das Update wird von den Anlegern nicht positiv aufgenommen. Schließlich stammt die historisch hohe Bewertung der Tesla Anteilsscheine auch aus der Fantasie, dass man das Autonome Fahren als Erster einführt. Doch augenscheinlich sind wir hier von einem voll-autonomen Fahrzeug noch ein gutes Stück entfernt. In der laufenden Woche notiert die Tesla Aktie dennoch leicht fester, im letzten Monat konnte man mit rund 55 % Kursplus die Erholung vorantreiben.
Bis dato stellt sich die aktuelle Korrektur als gänzlich gewöhnlich dar und folgt auf eine massive Erholung in den letzten Wochen. Mit einem Kurs von rund 202 $ notiert die Tesla Aktie ein gutes Stück über dem Unterstützungsniveau bei 184 $. Zugleich dürfte hier auch der MA 100 bei rund 183 $ eine drastische Ausweitung der Korrektur verhindern. Sollte die Tesla Aktie oberhalb der 213-215 $ an Momentum gewinnen, könnte sich die Erholung fortsetzen. Die 200-Tage-Linie verläuft bei knapp 225 $ und dürfte für den langfristigen Trend bedeutsam sein.
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