ChatGPT, Bard & Co. – das Jahr 2023 könnte der Startschuss für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz sein. Denn die führenden Technologie-Unternehmen befinden sich in einem Wettrennen, um sich als First-Mover einen Technologievorsprung zu verschaffen. Kontinuierlich gibt es neue Upgrades, die die Produkte weiterentwickeln. Dies weckt Fantasie und Bedenken gleichermaßen – denn nun forderten Elon Musk & andere Tech-Unternehmer einen Forschungsstopp für AI-Systeme wie GPT-4 von OpenAI. Demnach sollte man eine sechsmonatige Pause bei der Entwicklung einlegen, da andernfalls gesellschaftliche Risiken massiv ansteigen würden. Dass Elon Musk mit dem ursprünglich gemeinnützig konzipierten Unternehmen und dessen Wandel nicht mehr zufrieden ist, wird erneut deutlich offensichtlich. Denn mehrfach identifizierte er bereits wachsende Diskrepanzen zwischen der Gründungsvision und dem Status quo.
Offener Brief von Führungskräften weltweit: Stoppt die Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz
In einem kürzlich veröffentlichten Brief wenden sich Führungskräfte und Wissenschaftler an die forschenden Unternehmen. Demnach würden KI-Systeme mit einer dem Menschen ebenbürtigen Intelligenz tiefgreifende Risiken für die Gesellschaft darstellen. Dies sei Konsens von führenden KI-Labors weltweit. Deshalb sei es unabdingbar, dass Unternehmen verantwortungsvoll und sorgfältig KI-Technologie implementieren, ohne mit großer Eile im Wettkampf um die Vorherrschaft nachlässig zu agieren. Ein in den letzten Monaten außer Kontrolle geratener Wettkampf sei demnach eine signifikante Gefahr – denn nicht einmal die Entwickler können verstehen, vorhersagen oder kontrollieren, was die KI-Systeme können werden.
“Leider findet dieses Maß an Planung und Management nicht statt, obwohl die KI-Labors in den letzten Monaten in einen außer Kontrolle geratenen Wettlauf um die Entwicklung und den Einsatz immer leistungsfähigerer digitaler Köpfe verwickelt waren, die niemand – nicht einmal ihre Erfinder – verstehen, vorhersagen oder zuverlässig kontrollieren kann.”
Die heutigen KI-Systeme sind bei allgemeinen Aufgaben bereits konkurrenzfähig. Doch Maschinen könnten ebenfalls über herkömmliche Informationskanäle mit Propaganda und Unwahrheiten eine Überflutung bedingen, um fortan den gesellschaftlichen Diskurs mitzubestimmen. Fraglich scheint hier aus Sicht der Unterzeichner, ob dies wünschenswert ist.
„Sollten wir nicht-menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen, überlisten, überflüssig machen und ersetzen könnten? Sollen wir den Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren? Solche Entscheidungen dürfen nicht an nicht gewählte Technikführer delegiert werden. Leistungsstarke KI-Systeme sollten erst dann entwickelt werden, wenn wir sicher sind, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken überschaubar sind.“
Dabei fordern die Unterzeichner keinen vollständigen Stopp oder gar ein Verbot von KI. Denn zweifelsfrei bietet die Weiterentwicklung von AI-Technologie auch gigantische Chancen. Nur müsse man mit politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten, um eine adäquate Governance zu gewährleisten.
„Diese sollten zumindest Folgendes umfassen: neue und fähige Regulierungsbehörden, die sich speziell mit KI befassen; die Überwachung und Verfolgung hochleistungsfähiger KI-Systeme und großer Pools von Rechenkapazitäten; Herkunfts- und Wasserzeichensysteme, die dabei helfen, echte von synthetischen Daten zu unterscheiden und Modelllecks zu verfolgen; ein robustes Prüfungs- und Zertifizierungssystem; die Haftung für durch KI verursachte Schäden; eine solide öffentliche Finanzierung der technischen KI-Sicherheitsforschung; und gut ausgestattete Institutionen zur Bewältigung der dramatischen wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen, die KI verursachen wird (insbesondere für die Demokratie).“
Elon Musk, Steve Wozniak & führende Wissenschaftler mahnen zur Vorsicht
Vorsicht sei das Mittel der Wahl, um die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz zu managen. Denn der Menschheit stehe eine blühende Zukunft mit KI bevor – der „KI-Sommer“. Dennoch sollte man der Gesellschaft eine Chance geben, sich an die Entwicklungen anzupassen und potenziell katastrophale Auswirkungen zu vermeiden. Zu den Unterzeichnern gehören neben Elon Musk auch der Mitgründer von Apple Steve Wozniak. Führende Forscher wie Stuart Russell von Berkley oder der Turing-Preisträger Yoshua Bengio mahnen ebenfalls zu einem sorgfältigen Umgang mit KI.
Doch ob die Unternehmen im Rennen um das große Geld ebenfalls besonnen agieren und der raschen Weiterentwicklung einen Riegel vorschieben, bleibt fraglich. Man darf nur hoffen, dass besonnene Führungskräfte den zweifelsfrei fantasiereichen Wandel gemäßigt vorantreiben – denn wie sich das Leben mit immer besserer KI entwickeln wird, kann heute niemand sagen – weder humane noch künstliche Intelligenz.
Übrigens verweist selbst ChatGPT bei der Frage, ob KI eine Gefahr für die Menschheit sein kann, auf folgende Risiken:
„Fehlende Kontrolle über autonome Systeme, die möglicherweise außer Kontrolle geraten oder unvorhergesehene Auswirkungen haben können.
Verbreitung von gefälschten oder manipulierten Informationen, die von KI-Systemen generiert werden können.
Bedrohung von Arbeitsplätzen durch die Automatisierung von Aufgaben, die bisher von Menschen ausgeführt wurden.
Missbrauch von KI-Systemen durch Regierungen oder andere Organisationen, um ihre Macht zu festigen oder ihre Agenda durchzusetzen.“