Die Block Aktie taucht heute deutlich zweistellig ab und das hat einen guten Grund. Denn der bekannte Shortseller Hindenburg Research hat sich das Payment-Unternehmen Block Inc. (früher Square) ausgesucht. In einem umfassenden Bericht verweist Hindenburg Research insbesondere auf eine deutliche Überschätzung der Nutzer-Zahlen, während man gleichzeitig die Akquisitionskosten für einzelne Kunden systematisch überschätzte. Auch von Betrug und kriminellem Verhalten ist die Rede.
Bereits der Titel des Berichts lässt Anleger Böses ahnen:
„Block: Wie aufgeblähte Nutzermetriken und “reibungslose” Betrugserleichterungen es Insidern ermöglichten, über 1 Milliarde Dollar abzukassieren“
Doch was kritisieren die Analysten und wie könnten Anleger jetzt verfahren?
NEW FROM US:
Block—How Inflated User Metrics and "Frictionless" Fraud Facilitation Enabled Insiders To Cash Out Over $1 Billionhttps://t.co/pScGE5QMnX $SQ
(1/n)
— Hindenburg Research (@HindenburgRes) March 23, 2023
Shortseller-Studie: Falsche Bewertungskennzahlen & Wild-West-Ansatz
Obwohl das Unternehmen Block, als moderner und effektiver Disruptor im Finanzwesen hofiert wurde, zeigt nach Hindenburg Research ein genauer Blick, dass Block nicht wirklich Disruption brachte. Ähnlich wie traditionelle Finanzdienstleister scheint Block sich darauf zu konzentrieren, verwerfliche Kredite und horrende Gebühren als revolutionäre Produkte zu tarnen, um Regulierungen zu umgehen und Compliance-Maßnahmen zu vermeiden. Hier dürfte das Unternehmen ohne Berücksichtigung möglicher Konsequenzen wenig nachhaltig agieren. Damit dürfte es laut Hindenburg nicht mehr lange dauern, bis Anleger kennen, dass in Wirklichkeit Block lediglich ein Kredit- und Gebührenvermittler ist, der selbst jedoch viel Geld verliert. In der Zwischenzeit (bis zur Annäherung an die faire Bewertung) konnten jedoch die Top-Führungskräfte bereits über 1 Milliarde Dollar an Eigenkapital erlösen, um sich selbst finanziell unabhängig aufzustellen – auf Kosten der Kunden.
Als eines der zentralen Probleme bei Block identifiziert Hindenburg, dass man Kriminelle hofiert. Durch den laxen Ansatz des Unternehmens rund um Regulierungen können Kriminelle massenhaft Konten erstellen und gestohlene Gelder schnell transferieren. Selbst wenn Betrüger erwischt wurden, setzt Block das Konto einfach auf die schwarze Liste, ohne den Benutzer wirklich dauerhaft zu sperren. Hier verweist man auf Screenshots von Konten auf der schwarzen Liste, die regelmäßig mit Dutzenden oder Hunderten anderer aktiver Konten verbunden wurden. Ein „Wild-West“-Ansatz eben.
Block Aktie zu teuer im Peer-Group-Vergleich
Obwohl Block derzeit trotz starker Korrektur noch hohe Multiplikatoren aufweist, steht das Unternehmen vor einem schwierigen Marktumfeld rund um Venmo/Paypal sowie schnell wachsenden Payment-Diensten von Apple und Google. Apple hat seine Aktivierungen von Apple Pay von 20 % im Jahr 2017 auf über 70 % im Jahr 2022 gesteigert – der neue Marktführer bei digitalen Geldbörsen.
Hindenburg Research ist somit der Meinung, dass Block die Anleger in Bezug auf wichtige Kennzahlen getäuscht hat und durch räuberische Angebote und schlechte Compliance-Praktiken Wachstum generierte.
Das Fazit in dem Bericht könnte kaum verheerender sein, denn in einer zweijährigen Untersuchung kommt man eben zu dem Schluss, dass die Magie hinter Block nicht die disruptive Innovation ist, sondern vielmehr das Unternehmen von der Bereitschaft profitiere, unlautere Geschäftspraktiken für Wachstum einzusetzen.
„Unsere zweijährige Untersuchung hat ergeben, dass Block die Bevölkerungsgruppen, denen es angeblich hilft, systematisch ausgenutzt hat. Die “Magie” hinter dem Geschäft von Block ist nicht die bahnbrechende Innovation, sondern die Bereitschaft des Unternehmens, Betrug an Verbrauchern und der Regierung zu erleichtern, Regulierung zu umgehen, räuberische Kredite und Gebühren als revolutionäre Technologie zu tarnen und Investoren mit überhöhten Kennzahlen in die Irre zu führen.“
Die Bandbreite an Vorwürfen ist enorm. Wer Block-Aktionär ist, sollte sich zweifelsfrei den Shortseller-Bericht zu Gemüte führen, um unabhängig zu entscheiden, ob die Block Aktie weiterhin als Investment infrage kommt.
Hindenburg Research: Renommierter, kontrovers diskutierter Shortseller
Hindenburg Research ist ein in New York ansässiger Shortseller, der 2017 von Nathan Anderson gegründet wurde. Bekannt ist man auch für häufig umstrittenen Berichte, die oft zu Kursverlusten bei den betroffenen Unternehmen führen.
Im Jahr 2020 veröffentlichte Hindenburg Research beispielsweise einen Bericht über den Elektroautobauer Nikola, indem man offenlegte, dass das Unternehmen falsche Angaben über Technologie und Fortschritte gemacht hatte. Der Bericht löste massive Kursverluste aus und führte schließlich dazu, dass der Gründer des Unternehmens zurücktrat.
"Hindenburg Research has a track record of uncovering companies"
1) Nikola Motors:
In Sep 2020, The stock tumbled from $34 to $2.5, representing a nearly 95% decline after Hindenburg exposed a multitude of alleged falsehoods and deceptions by Nikola.#Hindenburg
— Abhishek (@Abhishe27960014) January 27, 2023
Auch beim erst kürzlich aufgedeckten Skandal rund um die indische Adani Group war Hindenburg federführend. Darauf basierend kündigte man dann auch den nächsten „big report“ an.
BREAKING: Hindenburg Research, whose report into India's Adani Group triggered massive sell-off and decline in share prices, says another 'big' report is coming.
— The Spectator Index (@spectatorindex) March 23, 2023
Dennoch stehen Shortseller a la Hindenburg auch immer wieder im Fokus von Kritikern, die ihnen Marktmanipulation vorwerfen. Schließlich geht das Unternehmen vorher short und profitiert nun massiv von fallenden Kursen. Dennoch bekräftigt man die Relevanz für den Aktienmarkt, um Betrügereien und Manipulationen gerade aufzudecken – die Wahrheit dürfte auch hier in der Mitte liegen, abhängig vom jeweiligen Shortseller.
Block Aktie: Günstig einsteigen oder schnell verkaufen?
Die Block Aktie tauchte in den letzten 24 Stunden um rund 15 % ab. Die jüngsten Offenlegungen machen die Block Aktie aktuell trotz technischer Gegenbewegung zu einem hochspekulativen Investment. Jetzt dürfte es zuvorderst von der Reaktion des Unternehmens abhängen, ob das Vertrauen der Anleger zurückkehrt. Die Erholung aus den ersten Wochen des Jahres 2023 wurde gnadenlos abverkauft, die Block Aktie notiert sogar in 2023 im Minus und könnte zeitnah die Verlaufstiefs rund um 50 $ testen.
Letztendlich ist ein Investment in Block indessen sowohl eine Gewissensfrage als auch abhängig von der Risikoaffinität. Nachdem die letzten Quartalszahlen durchwachsen waren und dennoch deutliche Kursgewinne brachten, da das Management Effizienz in den Vordergrund rückte, hat die Erholungsbewegung zweifelsfrei ein abruptes (unerwünschtes) Ende gefunden.