Nach Reuters-Informationen arbeiten der E-Mobilitätshersteller Rivian und Amazon aktuell an einer Vereinbarung, mit welcher man die Exklusivität in der Zusammenarbeit beenden möchte. Am heutigen Montag berichtete demnach das gut informierte Wall Street Journal, dass aktuell Führungskräfte von Rivian Automotive Inc. mit Amazon verhandeln, um die Exklusivität aufzuheben. Denn Amazon ist nicht nur der größte Anteilseigner (rund 17 %) von Rivian, sondern exklusiver Kunde, der in diesem Jahrzehnt 100.000 elektrische Lieferfahrzeuge bestellen möchte.
Amazon and Rivian are in talks to scrap the exclusivity part of their electric-van deal, allowing the auto maker to sell to others, after the technology giant’s order for 2023 https://t.co/T9IJWWvzbX
— The Wall Street Journal (@WSJ) March 13, 2023
Exklusiver Deal seit 2019: Amazon erhält 100.000 Vans bis 2030
Rivian scheint bemüht, unabhängiger zu werden und möchte über Amazon hinaus Kundenakquise betreiben. Denn der E-Commerce-Gigant Amazon ist mit einem Anteil von 17 Prozent nicht nur der größte Aktionär von Rivian. Zugleich hat man aktuell einen exklusiven Vertrag über die Lieferung von Vans des Autoherstellers. Der Deal wurde bereits 2019 abgeschlossen – bis 2030 soll Amazon demnach 100.000 elektrische Lieferwagen bestellen.
Nach WSJ-Informationen soll Amazon im laufenden Jahr rund 10.000 Vans bestellt haben. In schweren wirtschaftlichen Zeiten enttäuschte die Anzahl der Bestellungen, die sich am unteren Ende der vereinbarten Spanne bewegt. Aus diesem Grund möchte Rivian nun mehr Flexibilität durch die Aufhebung der Exklusivitätsklausel erhalten.
Rivian verbrennt weiter Geld: frisches Kapital durch Wandelanleihen
Eigentlich ist Rivian finanziell gut aufgestellt. Denn durch mehrere Finanzierungsrunden und den IPO im November 2021 schloss man das letzte Geschäftsjahr mit einem Cash-Bestand von über 12 Milliarden $. Dennoch ist man sich der aktuellen Lage bewusst, makroökonomische Herausforderungen belasten. Sparmaßnahmen werden implementiert und mit der Ausgabe einer Wandelanleihe wollte man sich zuletzt mehr Spielraum verschaffen.
Rivian wollte mit dem Verkauf von Wandelanleihen insgesamt 1,3 Milliarden Dollar aufbringen. Die Anleihen werden bis März 2029 laufen und können dann entweder in Bargeld, Aktien oder einer Kombination zurückgezahlt werden.
Harte Zeiten für Rivian: Exklusivitätsdeal eine zu große Belastung
Die jungen E-Mobilitäts-Unternehmen befinden sich momentan in schwierigen Zeiten. Die sinkende Nachfrage lässt sich mit der hohen Inflation und der sinkenden Kaufkraft begründen. Infolgedessen sind Fahrzeuge von Rivian für viele potenzielle Käufer nicht die naheliegende Wahl. Zudem wird der Wettbewerb härter. Denn immer mehr etablierte Autohersteller bieten preiswert neue Elektroautos an. Ein Preiskampf gibt es ebenfalls, Tesla und Ford kündigten zuletzt massive Rabatte an. Im Gegensatz dazu kämpfen die Startups mit steigender Inflation und gestörten Lieferketten, Preiserhöhungen sind deutlich problematischer, wenn man sowieso nicht profitabel arbeitet.
Insbesondere aufgrund der schwierigen Marktlage und dem intensiven Wettbewerb wird der Exklusivitätsdeal von Rivian mit Amazon zum Problem für den Autohersteller. Diese erschwert es Rivian, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und sich dem Wettbewerb mit anderen Unternehmen zu stellen. Eine Auflösung des Deals könnte daher hilfreich sein, um das Wachstum anzukurbeln. Natürlich sollte man es sich mit Amazon nicht verscherzen, denn ohne den Großaktionär und Kunden würde es düster aussehen.
NEWS: Rivian stock had its worst close of all-time today at $14.64, down -92% from its high of $179.47 in Nov 2021.
It's market cap is now $12.9 billion, down from an all-time high of $153 billion. pic.twitter.com/Je0bAYHNHt
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) March 7, 2023
Rivian: Voller Fokus auf E-Mobilität seit 2009, Amazon massiv investiert
Rivian ist ein amerikanisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Elektrofahrzeugen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 2009 in Plymouth in Michigan gegründet. Dabei hat man es sich zum Ziel gesetzt, Elektrofahrzeuge zu entwickeln, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch leistungsstark sind.
Amazon investierte 2019 in Rivian und kündigte eine Bestellung über 100.000 Elektro-Lieferwagen an. Der Deal wurde im Jahr 2020 abgeschlossen, seitdem ist Amazon der wichtigste Partner von Rivian. Da Amazon bis 2030 klimaneutral werden will, möchte man mit Rivian die Fahrzeugflotte elektrifizieren.
Rivian Aktie verliert 60 % in einem Jahr: Horror-Chart bei US-Unternehmen
Ein Blick auf die Entwicklung der Rivian Aktie offenbart einen Horror-Chart. In den letzten 365 Tagen verlor die Aktie über 60 % ihres Werts. Erst vor wenigen Tagen erreichte die Aktie ein neues Allzeittief. Auch heute notiert die Rivian Aktie deutlich leichter und fast 3 % im Minus. Dennoch bleibt Rivian immerhin mit 12,7 Milliarden $ bewertet. Anleger schauen aktuell verstärkt auf Profitabilität, die man bei dem US-amerikanischen Automobilhersteller weiterhin vermisst. Auch diese Marktkapitalisierung muss Rivian in Zukunft erst einmal rechtfertigen.