Starke Arbeitsmarktdaten in den USA belasten kurzfristig den Aktienmarkt. Innerhalb weniger Minuten korrigierten die Indizes mitunter deutlich. Der deutsche Leitindex DAX büßte beispielsweise in hoher Geschwindigkeit rund 150 Punkte ein. Die wichtigen US-amerikanischen Aktienindizes notierten vorbörslich zunächst deutlich im roten Bereich. Aktuell notiert der Nasdaq nach einer starken Rallye am gestrigen Donnerstag noch rund 1,3 % im Minus. Die Händler versuchen nach der Eröffnung eine erste Konsolidierung. Währenddessen profitiert der US-Dollar, die Gemeinschaftswährung Euro gibt deutlich nach. Nachdem die Zinssorgen zuletzt weniger wurden, vergrößert der starke US-Arbeitsmarkt den Handlungsspielraum für die Notenbank Fed.
Dow futures drop 400 points as investors digest stronger-than-expected jobs data https://t.co/Xr0gWv7913
— CNBC (@CNBC) December 2, 2022
US-Arbeitsmarkt erneut robust: Entwicklung über den Erwartungen des Marktes
Bereits in den vergangenen Monaten zeichnete sich dieser Trend ab. Die erwartete Rezession drückt sich aktuell noch nicht im Umfeld des Arbeitsmarkts aus. Nun ist im November die Zahl der Beschäftigten in der US-amerikanischen Wirtschaft erneut deutlich stärker gewachsen, als dies von den Analysten erwartet wurde. Die Arbeitslosenquote verharrte dabei auf einem historisch niedrigen Niveau. Demgegenüber wurde bei der Entwicklung der Löhne in den USA deutlich weniger erwartet. Denn diese stiegen doppelt so stark wie von den Marktteilnehmern erwartet, sodass die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale weiterhin besteht.
Denn eine Rückkehr der Teuerungsrate in Richtung des Zielwerts bei rund 2 % erfordert einen moderat verlaufenden Anstieg der Löhne. Sollten diese zu stark ansteigen, würde dies wiederum Kettenreaktionen der Unternehmen hervorrufen, die dann wiederum das Schreckgespenst Inflation zum Bleiben bewegen würde.
Mehr Spielraum für die Fed: Was bringt die US-Zinspolitik?
Die Arbeitsmärkte zeigen noch keinerlei Schwäche. Dies könnte einerseits die Inflation manifestieren und bietet andererseits die Gefahr, dass die Fed die Zinsen weiter stark erhöht. Denn der Handlungsspielraum scheint größer als gedacht. Dass die US-Notenbanker die Wirtschaft in eine grobe Rezession stürzen, kann man aktuell noch nicht erkennen, obgleich sich die volle Wirkung der starken Straffung der Geldpolitik erst noch auf die Ökonomie durchschlagen dürfte.
Dennoch befürchten Anleger nach den robusten US-Arbeitsmarktdaten erneut negative Reaktionen der Fed, nachdem diese eigentlich eine Drosselung des Tempos im Zinserhöhungszyklus angekündigt hatte. Dabei geht es nicht zwangsläufig um das nächste Fed-Treffen am 14. Dezember. Hier dürfte alles auf einen Zinsschritt um 50 Basispunkte hinauslaufen. Dennoch könnte die US-Notenbank länger und mit mehr Zinsschritten den Leitzins anheben, solange der Arbeitsmarkt nicht zumindest deutliche Tendenzen einer Abschwächung offenbart. Aktuell sehen übrigens 77 % der Marktteilnehmer einen 0,50 %-Zinsschritt als die wahrscheinlichste Option bei der nächsten Fed-Sitzung.
Euro fällt deutlich, Auftrieb für US-Dollar
Auch am Devisenmarkt zeigte sich der Einfluss des US-Arbeitsmarkts mehr als deutlich. Am heutigen Nachmittag geriet der Euro unter Druck und fiel zwischenzeitlich über einen Cent. Aktuell wird der Euro bei rund 1,0482 $ gehandelt. Damit hat sich die Gemeinschaftswährung nach einem ersten Schock bereits deutlich erholt. Demgegenüber notiert der US-Dollar fester, nachdem gestern die ersten klaren Signale der US-amerikanischen Notenbank Fed hinsichtlich eines gedrosselten Zinstempos dem Kurs der Leitwährung zugesetzt hatten.
Starke Ausschläge am Aktienmarkt: Anleger mit Blick auf den US-Arbeitsmarkt
Maßgeblich für die starken Ausschläge am Aktienmarkt ist der neuste Job-Bericht in den USA. Da dieser deutlich heißer als erwartet ausfiel, gab es nach den gestrigen Kursgewinnen erste Gewinnmitnahmen. Dies dürfte auch die Devise für die kommenden Wochen sein. Der Aktienmarkt bleibt in erster Linie abhängig von der Makroökonomie und Fed-Zinsentwicklung. Da diesbezüglich unterschiedliche Indikatoren divergierende Entwicklungen indizieren, könnte eine hohe Volatilität die Marktteilnehmer in 2022 und auch 2023 weiter begleiten.