Die Inflation belastet spürbar die Kaufkraft der deutschen Haushalte. Steigende Energiekosten und anziehende Lebensmittelpreise sind die Hauptreiber der Inflation, die nach Angaben des Bundesamts für Statistik aktuell bei 10,4 % in Deutschland liegt. Bei den Verbraucherpreisen Energie beträgt der Jahreszuwachs sogar 43 %. Damit dürfte man doch eigentlich davon ausgehen, dass wir bald die Inflationsspitzen gesehen haben und die Belastung sukzessive weniger wird. Doch eine neue ifo-Studie offenbart, dass viele Unternehmen ihre höheren Rohstoffpreise noch gar nicht vollständig an die Kunden weitergeben. Damit könnte die Inflation erst 2023 so richtig auf die Verbraucher durchschlagen.
Langsame und unvollständige Weitergabe der Einkaufspreise
Deutsche Unternehmen geben laut ifo-Angaben die steigenden Einkaufspreise nur langsam an die Kunden weiter. Nach der jüngsten Umfrage haben Firmen ihre Einkaufspreise bis jetzt nur zu rund einem Drittel weitergegeben. Diesen Anteil wolle man sukzessive auf 50 % bis zum April 2023 erhöhen, woraus sich ein steigender Inflationsdruck ergeben könnte. Ursächlich für die nur langsamen Preiserhöhungen sind die schwache Nachfrage, ein zunehmender Konkurrenzdruck und teilweise auch lange Vertragslaufzeiten.
#ifoUmfrage: Unternehmen geben gestiegene Kosten verzögert an Kund*innen weiter – die befragten Firmen haben in den vergangenen Monaten ihre Einkaufspreise erst zu 34% durchgereicht. @ManuelMenkhoff #inflation https://t.co/u1bXeqmIqW pic.twitter.com/Ru6ZCWAEmM
— ifo Institut (@ifo_Institut) November 21, 2022
Differente Weitergabe der Einkaufspreise an die Kunden: Industrie plant massive Preiserhöhungen
Besonders stark sollen die Preiserhöhungen in der Industrie vorgenommen werden. Unternehmen planen dabei mit einem Anteil von 68 % die stark gestiegenen Einkaufspreise für Energie und Rohstoffe an die Kunden weiterzugeben. Im Anschluss folgen die Bau-Branche und der Handel mit 66 bzw. 53 %. Derartig differente Herangehensweisen sind nichts Ungewöhnliches. Erfahrungsgemäß hebt die Dienstleistungsbranche zu einem geringeren Anteil ihre Preise an, da hier die Rohstoffabhängigkeit deutlich weniger ausgeprägt ist.
Schulden sinken: Wann kommt die Trendwende bei Rekordinflation?
Ein aktueller Schuldneratlas von Creditreform offenbart eine zunächst überraschende Entwicklung. Denn in Deutschland sind aktuell so wenig Menschen übermäßig verschuldet wie schon seit 2004 nicht mehr. Seit der Beginn der Auswertungen haben man mit 5,9 Millionen überschuldeten Menschen den geringsten Wert gemessen. Doch im Hinblick auf die nur partiell durchgereichten Preissteigerungen könnte der große Knall erst 2023 kommen. Denn die Lebensmittelkosten sind bereits signifikant gestiegen, oftmals schlagen die Energiepreise aber jetzt noch nicht vollständig auf die monatlichen Rechnungen durch. Zugleich wird insbesondere die Industrie 2023 weiterhin die Preise deutlich erhöhen.
Energiepreisschock Anfang 2023: Finanzielle Überforderung vorprogrammiert
Anfang des Jahres 2023 dürfte es für viele deutsche Haushalte einen Energiepreisschock geben, der mitunter finanzielle Überforderung bedeuten könnte. Die Überschuldungsgefährdung wird signifikant steigen. Bereits vor der aktuellen Inflationskrise gab es in Deutschland Haushalte, die ihre Wohnungen nicht angemessen heizen konnten. Rund ein Drittel der Deutschen geht in einer jüngsten Schufa-Umfrage davon aus, den aktuellen Lebensstandard nicht halten zu können. Die Hälfte der Verbraucher hat in den vergangenen sechs Monaten auf Ersparnisse zurückgegriffen, um die monatlichen Ausgaben zu decken.