Die Fed erhöhte am gestrigen Abend wie erwartet den Leitzins in den Vereinigten Staaten von Amerika um weitere 75 Basispunkte. Zwar behält man sich zunehmend vor, die Zinspolitik anzupassen und die Steigerungen etwas moderater ausfallen zu lassen. Auch nach der Fed führt jedoch vorerst kein Weg an weiter steigenden Zinsen vorbei – der Tenor der Fed Sitzung bleibt klar hawkisch. Dem schloss sich gestern auch der Bundesbank-Chef Joachim Nagel an, der für die Eurozone weiter steigende Zinsen fordert. Im Hinblick auf die hartnäckig grassierende Inflation brauche man eine straffe Geldpolitik. Man befinde sich auf einem langen Weg, um mittelfristig wirklich wieder eine Inflationserwartung von 2 % zu erreichen.
Fed Zinsentscheid: In den USA steigt der Leitzins auf 4 % – Notenbank entschlossen im Kampf gegen Inflation
Der Markt erwartete am gestrigen Nachmittag eine Zinserhöhung um 0,75 % und bekam diese auch postwendend geliefert. Zugleich sorgten auch die Aussagen der Währungshüter für wenig Begeisterung unter Anlegern. Zwar könne die Geschwindigkeit bei den Zinssteigerungen möglicherweise verlangsamt werden. Dennoch sei es zu früh, um diese zu pausieren. Die straffe Geldpolitik werde vorerst fortgesetzt. Dies schürte erneut Angst vor einer Rezession, sodass die breiten Aktienmärkte nach der Fed Sitzung ihre Gewinne abgaben.
Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet somit aktuell einen weiteren Zinsschritt um 0,75 % beim nächsten Fed Treffen in rund 40 Tagen. Am 14. Dezember kommen die Währungshüter in den USA nämlich ein letztes Mal für 2022 zusammen und könnten den Leitzinssatz noch vor Jahreswechsel auf 4,75 % anheben.
Bilanz der Europäischen Zentralbank im Fokus: Anleihen von über fünf Billionen US-Dollar
In Europa hinkt die EZB dem Tempo der US-amerikanischen Fed deutlich hinterher. Denn im Hinblick auf die Stabilität der Währungsunion und hochverschuldete Mitgliedsstaaten wollte die EZB möglichst lange mit Zinsanhebungen warten, um die Konjunktur nicht unnötig zu belasten. Doch bei Inflationsraten von über 10 % führte kein Weg mehr an steigenden Zinsen vorbei.
Bundesbank-Chef Nagel sieht nun weiterhin stark steigende Zinsen und wünscht sich auch die Einbeziehung der Staatsanleihen, die von der EZB gehalten werden. Mittlerweile summieren sich die Bestände auf rund fünf Billionen Euro. Langsam sollte man die Anleihenbestände verkleinern und beispielsweise bestehende Anleihen sukzessive auslaufen lassen.
⚠️ The ECB should start shrinking its oversized pile of government debt at the start of next year, Bundesbank President Joachim Nagel told a German newspaper, outlining an ambitious timetable for reducing an 8.8-trillion-euro balance sheet.
– Reuters via https://t.co/ymHY6x3NYD pic.twitter.com/lbIDDfym8E
— PiQ (@PriapusIQ) November 1, 2022
Livestream with #JoachimNagel. From 9:00 am on, the Bundesbank President will attend the @NewEconomyForum in Madrid, where he will speak on various topics, including the #energycrisis, high #inflation and the digital #euro. https://t.co/3ySE9iqSro @Alemaniadiplo
— Deutsche Bundesbank (@bundesbank) November 3, 2022
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht die aktuellen Spitzen bei der Inflation als immense Gefahr. Zugleich können die ersten Zinssteigerungen lediglich als Etappenziel wahrgenommen werden. Um wieder Preisstabilität in der differenten Eurozone zu erreichen, brauche man eine hartnäckige Geldpolitik – eben noch hartnäckiger als die Inflation selbst ist.
„I am convinced that this hie will not be the end of the journey. There is still a long way to go. Inflation is stubborn and if we want to overcome it, monetary policy has to be even more stubborn.“