In einem positiver gestimmten Gesamtmarkt lief es auch für die Aktie von Intel besser. Vorbörslich notierten die stark angeschlagenen Anteilsscheine des Halbleiterkonzerns deutlich im Plus. Dabei berichtete das Wall Street Journal, dass Intel den Mobileye-IPO mit einer deutlich geringeren Bewertung vorantreiben wolle. Während diese im vergangenen Jahr noch mit rund 50 Milliarden $ veranschlagt wurde, rechnet man aktuell nur noch mit 20 Milliarden $. Dennoch wolle man den Mobileye Börsengang nicht aufs Eis legen, sondern lediglich die Parameter anpassen.
Erst 50, dann 30, jetzt 20 Milliarden $: Bewertung von Mobileye sinkt im Marktumfeld
Das aktuelle Marktumfeld scheint wenig günstig für einen Börsengang. Denn risikoaffines Kapital fließt schon seit einigen Monaten nur noch tropfenweise in den Kapitalmarkt. Wachstumsstarke und zukunftsträchtige Unternehmen werden mit einem deutlich geringeren Multiple als in den vergangenen Jahren gehandelt. Dies schadet auch dem anvisierten Börsengang von Mobileye. Denn der Mobileye IPO wurde im letzten Jahr noch mit einer Bewertung von rund 50 Milliarden $ beziffert. Anfang des Monats berichtete bereits die US-Nachrichtenagentur Bloomberg von einer neuen Bewertung bei 30 Milliarden $. Nun sind es nur noch 20 Milliarden $.
Übrigens hatte der Halbleiter-Gigant Mobileye im Jahr 2017 für gut 15 Milliarden $ erworben. Sollte die Bewertung bei 20 Milliarden $ liegen, hätte Intel in rund fünf Jahren eine Rendite von 30 % erzielt – wirklich eindrucksvoll scheint dies nicht.
NEWS: Intel is eyeing a valuation that is significantly lower than previously expected for the IPO of its self-driving car unit Mobileye.
Mobileye, which was originally expected to land a roughly $50B valuation, is now set to target one of under $20B. https://t.co/lHs4zX5yWP
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) October 17, 2022
Intel braucht frisches Kapital: Mobileye IPO noch in 2022?
Dass Intel den Börsengang von Mobileye trotz aller Widrigkeiten und der sinkenden Bewertung forciert, offenbart eins: Intel möchte lieber mittelfristig auf Kapital verzichten und dafür kurzfristige Liquidität erhalten. Schließlich ist die aktuelle Turnaround-Strategie mit finanziellem Mehraufwand verbunden. Zugleich sinken die Erträge des Unternehmens. Da man in Zukunft als Auftragsfertiger Marktanteile von TSMC erobern möchte, muss man jetzt investieren.
Allerdings möchte Intel nach Aussagen von CEO Pat Gelsinger Mobileye primär rein klares Profil geben, das zu einer attraktiven Marktstellung führt. Intel sei demnach nicht wirklich auf das Geld angewiesen, dass der Mobileye IPO einbringt. Warum man dann nicht einfach ein wenig abwartet, ist wenig plausibel.
Mobileye IPO: die Aktie nach Börsengang im Check
Bei der Mobileye Aktie könnte es sich um ein langfristig spannendes Investment handeln, wenn man den Zukunftstrend des Autonomen Fahrens abdecken möchte. Mobileye rüstete schon deutlich über 100 Millionen Fahrzeuge mit der speziellen Technik für Fahrassistenzsysteme aus – die sogenannten EyeQ-Systeme. Dabei gilt das aus Israel stammende Tech-Unternehmen als Technologieführer, der maßgeblich von Robotaxi-Diensten und Autonomes Fahren profitieren könnte. Als global führendes Unternehmen für Fahrunterstützung konnte man in den vergangenen Jahren die Umsätze stark steigern und setzt nicht auf eine exklusive Kooperation mit einzelnen Unternehmen. Somit ist es für Mobileye wenig entscheidend, welcher Fahrzeughersteller erfolgreich ist – denn jedes Auto möchte letztendlich die beste Technologie haben.
Umsatzentwicklung Mobileye in Milliarden USD
2017 | 0,2 |
2018 | 0,7 |
2019 | 0,9 |
2020 | 1,0 |
2021 | 1,4 |
2022e | 1,8e |
Börsengänge in den USA 2022 wenig erfolgreich
Die Intel-Verantwortlichen müssen sich gut überlegen, ob der Mobileye IPO wirklich noch 2022 durchgeführt werden soll. Denn an den US-amerikanischen Börsen sind IPOs diesjährig so wenig erfolgreich wie lange nicht mehr. Alle großen US-Indizes befinden sich im Bärenmarkt. Die absolute Mehrheit der Unternehmen, die 2020 oder 2021 an die Börse ging, wird aktuell unter ihrem Ausgabepreis gehandelt.
Zugleich entscheiden sich viele Unternehmen gegen einen IPO in 2022. Allerdings werden auch Private-Equity-Investoren auf Basis deutlich gesunkener Bewertungen tätig. Für junge, wachstumsstarke Unternehmen ist es in diesem Marktumfeld schwer, das eigene Potenzial auszuschöpfen und weiteres Wachstum zu finanzieren.
Übrigens handelt es sich beim Mobileye IPO nicht um den ersten Börsengang des Unternehmens. 2014 wagte man bereits den IPO, bei einer Bewertung von damals 5 Milliarden $. Drei Jahre später kaufte Intel das israelische Unternehmen auf. Nun werden Goldman Sachs und Morgan Stanley den nächsten Börsengang für Mobileye abwickeln.