Die größten Technologiekonzerne der Welt liefern bei den ersten Quartalszahlen in 2023 ab. Zwar sind die Erwartungen mitunter deutlich nach unten korrigiert worden. Dennoch scheint alles nicht so schlimm wie erwartet. Nun konnte am gestrigen Abend auch das US-Unternehmen Meta bei den Quartalszahlen deutlich die Erwartungen übertreffen und insbesondere die Gewinnschätzungen pulverisieren. Trotz Metaverse-Verluste ist Meta profitabler als gedacht. Verkündet Mark Zuckerberg auch im Hinblick auf sinkende Umsätze im Metaverse-Segment „Reality Labs“ bald den Strategieschwenk oder bringen der Dualismus aus KI & Metaverse dem Kerngeschäft einen neuen Wachstums-Boost?
Snapshot of the Strong $META Q: pic.twitter.com/kvr3yTRsJR
— Brad Freeman (@StockMarketNerd) April 26, 2023
Quartalszahlen besser als erwartet: KI als neuer Wachstumstreiber
Nach deutlichen Rückgängen beim Umsatz in den letzten Quartalen erreicht Meta die Trendwende – so könnte man die Q1-Zahlen zusammenfassen. Denn im vergangenen Quartal schaffte Meta ein Umsatzplus von drei Prozent und konnte umsatzseitig insgesamt 28,645 Milliarden $ erlösen, während Analysten eine weitere Abschwächung auf 27,67 Milliarden $ prognostizierten.
Besonders stark übertraf Meta jedoch die Gewinnschätzungen. Denn Meta erzielte ein Gewinn je Aktie von 2,20 $ im abgelaufenen Quartal. Zwar konnte man im Vorjahreszeitraum noch 2,72 $ verdienen. Die Konsenserwartungen von 2,01 $ übertraf man jedoch deutlich.
In der Meta-Sparte Reality Labs stiegen die Verluste demgegenüber von 2,96 Milliarden $ im Vorjahr auf fast 4 Milliarden $ an. Das Metaverse verbrennt immer noch ordentlich Kapital.
Meta's Reality Labs records $3.99 billion quarterly loss as Zuckerberg pumps more cash into metaverse https://t.co/MWoAxhKhrv
— CNBC (@CNBC) April 26, 2023
Mark Zuckerberg äußerte sich in der offiziellen Pressemitteilung ambitioniert, auch im Hinblick Künstlicher Intelligenz.
“Wir hatten ein gutes Quartal und unsere Community wächst weiter. Unsere KI-Arbeit führt zu guten Ergebnissen in unseren Apps und unserem Geschäft. Wir werden auch effizienter, so dass wir schneller bessere Produkte entwickeln können und uns in eine bessere Position bringen, um unsere langfristige Vision zu verwirklichen.”
Wachsende Nutzer-Basis als gigantische Chance für fortschreitende Monetarisierung
Obwohl Facebook häufig mit einem Rückgang der Nutzung seiner Social-Media-Plattformen in Verbindung gebracht wird, zeigen die Zahlen ein anderes Bild. Facebook bleibt relevant, über die verschiedenen Social-Media-Anwendungen von Meta konnte man in den vergangenen Monaten neue Nutzer gewinnen und eine stabile Basis aufbauen.
Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer stieg um vier Prozent auf 2,04 Milliarden. Die Anzahl der Nutzer, die mindestens einen Meta-Service (WhatsApp, Facebook & Instagram) täglich nutzen, stieg sogar um 5 % auf mehr als drei Milliarden Menschen. Jeden Tag erreicht das Unternehmen von Mark Zuckerberg somit über drei Milliarden Menschen. Monatlich sind es übrigens bereits fast vier Milliarden Menschen und damit rund die Hälfte der Weltbevölkerung.
Eine breite und wachsende Nutzerbasis bietet Unternehmen ein enormes Potenzial zur Monetarisierung. Eine größere Nutzerbasis bedeutet mehr potenzielle Kunden für Werbetreibende und andere Geschäftspartner. Darüber hinaus können Unternehmen auch zusätzliche Funktionen und Dienstleistungen anbieten, um die Nutzerbindung zu erhöhen und wiederkehrende Einnahmen zu generieren. Die Nutzerbasis ist somit ein fundamentales Element für das Umsatz- und Gewinnwachstum von Unternehmen und bietet bei Meta noch viel Luft nach oben für zukünftiges Wachstum, insbesondere auch beim kaum bis gar nicht monetarisierten WhatsApp.
KI als neues Trendthema: Meta-Aus für das Metaverse?
Im vergangenen Jahr wurde der Schwenk von Mark Zuckerberg mit neuem Fokus auf das Metaverse kritisch begutachtet. Auch die neuen Zahlen sehen hier noch keine Verschiebung bei der Kosten-Nutzen-Rechnung. Denn Meta gibt weiterhin 86 bis 90 Milliarden $ für die Metaverse-Ambitionen an. Weniger als die zuvor veranschlagten 96 bis 101 Milliarden $, was Anleger freuen dürfte. Doch kapitalintensiv ist die Strategie allemal.
Da scheint es wenig verwunderlich, dass sich zuletzt Gerüchte mehrten, dass Meta die Metaverse-Vision wieder verabschiedet. Auch in den jüngsten Veröffentlichungen zu den Q1-Zahlen liest man auffällig wenig vom Metaverse. Doch mehrfach bekräftigte Mark Zuckerberg die eigene Vision und widersprach dem neuen Narrativ vehement. Denn nicht die KI allein solle neues Wachstum zu Meta zurückbringen. Vielmehr möchte man die symbiotische Beziehung von Metaverse und KI nutzen, um Meta stärker zu positionieren und einen neuen Wachstumskatalysator zu kreieren.
Die Kombination von KI und Metaverse birgt ein enormes Potenzial, da sich beide Trends gegenseitig ergänzen und verstärken könnten. Das Metaverse schafft eine immersive Umgebung, in der die KI ihre Fähigkeiten zur Verarbeitung von Daten und zur Entscheidungsfindung nutzen kann, um personalisierte und lebensechte Erfahrungen zu kreieren. Gleichzeitig kann die KI im Metaverse eingesetzt werden, um virtuelle Welten und Charaktere intelligenter und realistischer zu gestalten. Durch die Integration von KI und Metaverse können neue Möglichkeiten geschaffen werden, um komplexe Probleme zu lösen, Prozesse zu optimieren und die Interaktion zwischen Menschen und Technologie zu verbessern.
Meta Aktie explodiert nach Quartalszahlen: Wie geht’s weiter?
Der Umbau bei Meta bleibt kostenintensiv. Dennoch verläuft alles weniger holprig als befürchtet. Nach der Bekanntgabe der Q1-Zahlen kehrten die Käufer zur Meta Aktie zurück. Insgesamt gab es nachbörslich einen Kurssprung von 12 % auf 235 $. Zwar gab es anschließend leichtere Gewinnmitnahmen. Rund um das Kursniveau zwischen 235 und 237 $ gibt es ein markantes Widerstandslevel. Sollte man die nachbörslichen Gewinne über das Kursniveau ausbauen können, dürften weitere Gewinne nur eine Frage der Zeit sein. Die Meta Aktie ist nach einem desaströsen Jahr 2022 zurück in der Gunst der Anleger.