Die US-Erzeugerpreise stiegen nach Daten aus der vergangenen Woche stärker als von Analysten erwartet, dennoch gab es einen Rückgang. Die Erzeugerpreise wuchsen im November um 7,4 % nach 8,1 % im Oktober. Anzeichen mehren sich, dass die Teuerung langsam zurückgeht. Dies sieht der Chefökonom von Mastercard Economics David Mann ähnlich. Die Inflation habe ihren Höhepunkt erreicht, wird aber auch nächstes Jahr über den Werten liegen, die uns aus der Zeit vor Corona bekannt sind.
“Inflation has seen its peak this year, but it will still be above what we had been used to pre-pandemic next year,”
Abkühlung der Teuerung ein langer Prozess: Negative Zinssätze mittelfristig wieder denkbar
Der Höhepunkt der Inflation sei erreicht, eine langsame Abkühlung schreite nun voran. Die Experten von Mastercard rechnen mit einem langwierigen Prozess, der durchaus einige Jahre in Anspruch nehmen könne, um die Inflation auf das Vor-Corona-Niveau zu bringen. Mittelfristig sei dies jedoch wahrscheinlich. David Mann geht davon aus, dass es in ein paar Jahren erneut Diskussionen darüber geben wird, ob man in einigen Ländern negative Zinssätze braucht. Die steigenden Zinsen dürften demnach auch nur eine temporäre Erscheinung sein. Sobald die Inflation auf ein verträgliches Niveau zurückgekehrt ist, könnten die Notenbanken die Geldpolitik sukzessive lockern.
China's overall economic growth in 2022 may be 'flattish,' says David Mann of @Mastercard. pic.twitter.com/bEiG1nmbKn
— Squawk Asia (@asiasquawkbox) January 26, 2022
Fed-Zinsentscheid in dieser Woche: 50 Basispunkte vom Markt eingepreist
Am Mittwochnachmittag wird die Fed in ihrer Notenbanksitzung die nächste Zinsentscheidung bekanntgeben. Die letzte Anhebung im laufenden Kalenderjahr – im Anschluss werden die Notenbanker erst am 01. Februar 2023 wieder zusammenkommen. Für diese Woche preist der Markt eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte ein. Aktuell gehen rund 75 % der Marktteilnehmer von einer diesbezüglichen Erhöhung aus. Wichtiger dürften jedoch die Äußerungen der Notenbanker hinsichtlich des weiteren Vorgehens sein. Denn aktuell preisen die Märkte einen Zinserhöhungszyklus bis ungefähr 5 % ein. Sollten die Pläne der Fed deutlich weitergehen, könnte dies weiteren Abwärtsschwung für die Märkte bereithalten.
Inflation große Herausforderung: Aggressive Straffung der Geldpolitik ein Risiko
Die Inflation sei weiterhin eine große Herausforderung. Denn sich manifestierende Teuerungsraten in der aktuellen Höhe würden Wohlstand vernichten. Dennoch verweist Marktstrategie David Mann auf die Notwendigkeit, mit Fingerspitzengefühl zu agieren. Denn eine zu starke Straffung der Geldpolitik inklusiver stark steigender Zinsen wäre ein ernsthaftes Szenario, das eine direkte Umkehr der Politik erfordern würde – wirklich vertrauensstärkend wäre das nicht. Ergo sollte die Fed Vorsicht walten lassen und die Zinsen sukzessive anheben.
Derartige Aussagen kamen in ungleich schärferer Ausprägung zuletzt auch wiederholt von Ark Fondsmanagerin Cathie Wood, die infolge der aggressiven Straffungspolitik der Fed mittlerweile Deflation als das eigentliche Problem sieht.
The bond market seems to be signaling that the Fed is making a serious mistake. At -80 basis points (as measured by the 10 year vs 2 year Treasury yields), the yield curve is more inverted now than at any time since the early ‘80s when double-digit inflation was entrenched.
— Cathie Wood (@CathieDWood) December 7, 2022
US-Verbraucher weiter in Reiselaune
Positiv stellt sich aktuell die Reiselaune der US-Verbraucher dar. Denn diese sparen tendenziell an ihren Ausgaben im Basis-Konsum, anstatt auf Reisen zu verzichten. Dies könne mit den irrationalen Ängsten vor weiteren Corona-Restriktionen zusammenhängen. Nachholeffekte werden Post-Pandemie sichtbar. Die Ausgaben im Reiseverkehr bleiben hoch, Tourismus-Aktien könnten übermäßig stark abgestraft sein, wenn sich dies bewahrheitet.
Finanzministerin Yellen prognostiziert deutlich geringere Inflation in 2023
Die Experten von Mastercard sind dabei nicht allein mit dieser Einschätzung. Auch US-Finanzministerin Janet Yellen sieht 2023 einen deutlichen Rückgang der Inflation, unabhängig davon, ob es zu einer harten Rezession in den USA kommt oder eine sanfte Landung der US-Wirtschaft gelingt.
Diese Einschätzung untermauern auch die letzten Wirtschaftsdaten, die zwar keine schnelle Abkühlung indizieren. Allerdings ist die Inflation leicht rückläufig – weitere Überraschungen positiver Art könnten an den Märkten freudig aufgenommen werden, da dies die Notwendigkeit sinkender Zinsen weiter reduziert.