Die großen US-Tech-Unternehmen haben in den letzten Monaten sukzessive angekündigt, ihre größten Entlassungsrunden in der Geschichte durchzuführen. Allerdings stößt dieses Vorhaben in Europa auf Schwierigkeiten. Denn die aktuelle Arbeitsschutzgesetzgebung in verschiedenen Ländern ist mitunter streng und wenig unternehmerfreundlich. Der Schutz der Arbeitnehmer hat höchste Priorität.
Während US-Unternehmen grundsätzlich in der Lage sind, weitreichende Stellenstreichungen in den Vereinigten Staaten innerhalb weniger Monate durchzuführen, sind Massenentlassungen in Europa aufgrund strenger Arbeitsschutzbestimmungen schwer umsetzbar. In einigen Ländern ist es praktisch unmöglich, Mitarbeiter ohne vorherige, langwierige Konsultation von Arbeitnehmerinteressengruppen – sprich Gewerkschaften – zu entlassen.
Ergo sind tausende Tech-Beschäftigte aktuell in einer prekären Lage und wissen nicht, ob sie von den Verhandlungen betroffen sind und mitunter bald auf Arbeitssuche gehen müssen. In Frankreich führt der Google-Mutterkonzern Alphabet Inc. deshalb derzeit Gespräche über einen Personalabbau: die gewünschte Methode – freiwillige Abgänge und großzügige Abfindungen.
Für global agierende Unternehmen stellt die unterschiedliche Arbeitsgesetzgebung in verschiedenen Ländern eine Herausforderung dar. Dies zeigt der Status quo deutlich.
Stellenabbau in Deutschland & Frankreich schreiten nur langsam voran
Im Gegensatz zu den USA geht der Personalabbau in Deutschland und Frankreich langsamer vonstatten. Dies liegt daran, dass das Arbeitsrecht in Deutschland besonders streng ist. Unternehmen sind verpflichtet, mit Betriebsräten zu verhandeln, bevor sie Entlassungen überhaupt durchführen können. Dieser Prozess kann langwierig sein.
Aus diesem Grund werden die Google-Niederlassungen in Deutschland und Frankreich wohl die letzten Standorte sein, die von den Kürzungen beim Personal betroffen sind. Gut möglich scheint hier, dass die Entlassungsquote in den Ländern mit arbeitnehmerfreundlicher Gesetzgebung unter dem globalen Durchschnitt liegt. Mittelfristig könnte dies aber auch dazu führen, dass die Unternehmen für ein Mehr an Flexibilität in genau diesen Ländern bei einem Wiederaufleben der Konjunktur deutlich zaghafter Neueinstellungen vorantreiben. Der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands dürfte dies nicht zugutekommen.
Massive Unterschiede zwischen den USA und Europa/Deutschland
Die Arbeitsgesetzgebung in Deutschland und den USA ist aufgrund der unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systeme sowie kulturellen Unterschiede variabel. In Deutschland gibt es eine starke Tradition beim Schutz der Arbeitnehmerrechte. Dies führt dazu, dass Unternehmen oft aufwändige Verhandlungen führen müssen, bevor sie Entlassungen umsetzen dürfen.
Im Gegensatz dazu ist die Arbeitsgesetzgebung in den USA tendenziell arbeitgeberfreundlicher. Unternehmen können schneller und einfacher Personal abbauen, um ihre Kosten zu senken. Hier gibt es weniger Restriktionen bei der Entlassung von Mitarbeitern.
Insgesamt schützt Deutschland Arbeitnehmer deutlich stärker als die USA, was es für Unternehmen schwieriger macht, in Deutschland Personal abzubauen. Unternehmen müssen alternative Wege finden, um ihre Kosten zu senken. Beispielsweise gelingt dies mit der Einführung von Kurzarbeit oder der Umstrukturierung von Geschäftsbereichen.
“Wir haben in jedem Land, in dem Kürzungen stattfinden, sorgfältig und individuell gearbeitet, um die lokalen rechtlichen Anforderungen zu erfüllen, die von Standort zu Standort variieren, komplex sind und Zeit in Anspruch nehmen”
Massenentlassungen bei Big Tech in 2023
Während es in der deutschen Tech-Branche eher einen Fachkräftemangel gibt, haben große US-Unternehmen wie Google, Meta, Amazon und Microsoft in den letzten Monaten Massenentlassungen eingeleitet und sich von insgesamt mehreren hunderttausend Mitarbeitern getrennt.
Die großen Tech-Konzerne reagieren auf die schwierige Situation im Jahr 2023, indem sie hauptsächlich in Bereichen Personal abbauen, in denen sie Verluste erwarten. Mehr Profitabilität ist das erklärte Ziel.
Der signifikante Personalabbau bei Tech-Unternehmen lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen, darunter eine deutlich verschlechterte Konjunktur. Ursächlich sind die hohe Inflation, steigende Zinsen und zurückkehrende Rezessionssorgen. Zugleich ist der jetzige Stellenabbau auch der übermäßigen Euphorie der Tech-Branche geschuldet, die jahrelang von schier unbegrenztem Wachstum ausging. Um mit diesem rasanten Wachstum und Schritt zu halten, haben die Tech-Firmen in den letzten Jahren massiv Stellen ausgebaut – etwas voreilig, wie es nun scheint.