Indien Bullenmarkt

Ein Bullenmarkt bezeichnet eine längere Periode steigender Aktienkurse und wirtschaftlichen Optimismus. Anleger wollen in solchen Phasen investiert sein, da die Chancen auf hohe Renditen größer sind. Denn der breite Markt steigt, ausgewählte Papiere sogar deutlich stärker. Das Vertrauen in kontinuierliches Wachstum treibt die Kurse weiter nach oben, was Investitionen besonders attraktiv macht. Einen Bullenmarkt will wohl kein Anleger verpassen. Doch wo gibt es nun attraktive Chancen?

Morgan Stanley prognostiziert, dass Indien am Beginn eines Jahrzehnts des Rekordwachstums steht, das seine Wirtschaft bis 2027 über die von Japan und Deutschland hinauskatapultieren könnte, womit es zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt wird. Parallel dazu wird erwartet, dass Indiens Aktienmarkt bis zum Ende dieses Jahrzehnts den dritten Platz weltweit erreicht. Die aktuelle Wahl in Indien könnte dabei entscheidend dafür sein, ob dieser Wachstumspfad fortgesetzt wird.

Analysten von Morgan Stanley sehen Indiens Aktienmarkt auf dem Weg zu seinem längsten Bullenmarkt in der Geschichte. Erhöhte inländische Investitionen in Aktien, steigende soziale Gerechtigkeit und andere Faktoren könnten die Gewinne in den nächsten fünf Jahren jährlich um 20 Prozent steigern. Der Markt könnte trotz gutem Lauf noch entscheidende Faktoren übersehen, die die Aktienkurse noch weiter nach oben treiben könnten.

Hier sehen die Experten mannigfaltige Faktoren, warum Indiens Bullenmarkt noch andauern könnte:

„Der Markt mag das Wahlergebnis bereits eingepreist haben, aber wir sehen eine Reihe von Gründen, wie z. B. wachsende inländische Investitionen in Aktien, eine Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit und einen sich schnell entwickelnden Technologiesektor, die das Wachstum des Gewinnzyklus und einen entsprechenden Anstieg der Aktienkurse unterstützen.“

Indien als Hauptreiber der Weltwirtschaft: Mehr Wachstum möglich

Morgan Stanley erwartet, dass Indien im nächsten Jahrzehnt ein Fünftel des globalen Wirtschaftswachstums ausmachen wird. Diese Prognose basiert auf Indiens wachsender Rolle als weltweites Backoffice und Produktionszentrum sowie auf einer zunehmend wohlhabenden Konsumentenschicht, die von der digitalen Wirtschaft und dem Übergang zu grüner Energie profitiert. Der Aktienmarkt in Indien spiegelt diese positive Entwicklung wider und verzeichnet kontinuierlich neue Höchststände. Indien wird zum Haupttreiber der Globalökonomie und bekommt damit auch bei Anlegern einen neuen Stellenwert.

Das Vertrauen der Anleger in das zukünftige Wachstum und die moderate Volatilität, vor allem im Vergleich zu anderen Schwellenländern, treiben das Kurs-Gewinn-Verhältnis in die Höhe. Die Bewertung steigt, doch Chancen bleiben nach Morgan Stanley bestehen.

Obwohl der aktuelle Bullenmarkt in Indien bereits der zweitlängste in der Geschichte ist und bereits 80 Prozent der Dauer des längsten Bullenmarkts erreicht hat, beträgt seine kumulative Rendite nur ein Drittel jener Periode. Damit könnte weiteres Potenzial vorhanden sein.

Darum bleibt Morgan Stanley für Indien bullisch

Morgan Stanley ist aus mehreren Gründen optimistisch für Indiens zukünftiges Wachstum.

Erstens zeige das private Konsumwachstum eine deutliche Erholung. Nach jahrelanger Schwäche hat sich der private Konsum dank erheblicher staatlicher Infrastrukturinvestitionen erholt. Im Dezember 2023 wuchs die Zahl der Projekte im privaten Sektor um 16,9 Prozent, verglichen mit einem Rückgang von 4,2 Prozent im Dezember 2019. Morgan Stanley erwartet jetzt, dass Indien in drei Jahren vom primären Defizit zu einem ausgeglichenen Haushalt übergehen könnte. Dies könnte den Aktienmarkt weiter antreiben.

Zweitens stehen indische Haushalte vor einem “401(k)-Moment”, so die zuständigen Analysten. Bisher waren sie im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Gold weniger in Aktien investiert. Eine Änderung im Jahr 2015, die es Rentenfonds erlaubt, in Aktien zu investieren, könnte eine Nachfragesteigerung auslösen, ähnlich wie in den USA von 1980 bis 2000. Damals führte ein neues Gesetz dazu, dass Arbeitnehmer einen Teil ihres Gehalts steuerfrei in Aktien anlegen konnten. Morgan Stanley sieht in Indien einen ähnlichen, möglicherweise länger anhaltenden Boom, dank der jungen Bevölkerung und des niedrigen Ausgangsniveaus der Aktienbeteiligung.

Drittens trägt die steigende soziale Gerechtigkeit zur positiven Entwicklung bei. Maßnahmen der Zentralbank haben die Inflation gesenkt. Weitere Verbesserungen bei den Fertilitäts- und Säuglingssterblichkeitsraten fördern den sozialen Aufstieg der ärmsten Einwohner. Diese Faktoren, zusammen mit prognostizierten BIP-Wachstumsraten von 7,9 Prozent in diesem Jahr und 6,8 Prozent im Jahr 2025, sollten die Armut weiter verringern und einen Zyklus aus Jobwachstum, höherem Konsum und wirtschaftlichem Wachstum anstoßen. Morgan Stanley betrachtet den kontinuierlichen Rückgang der Armut und das Aufsteigen der Arbeiter- und Konsumentenschicht als einen der am meisten unterschätzten Trends in Indien.

Indische Aktien als attraktive Portfolio-Beimischung?

Indien bleibt auch nach den jüngsten Erfolgen am Aktienmarkt äußerst vielversprechend. Zahlreiche Faktoren deuten darauf hin, dass das Land weiterhin eine bedeutende Wachstumsära erleben könnte. Die liberale Politik führt Indien in die richtige Richtung, indem sie kontinuierlich auf wirtschaftliche und soziale Reformen setzt. Dabei verbessern sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung kontinuierlich und fungieren als wichtiger Treiber für den Aktienmarkt.

In den letzten zehn Jahren hat Indien erhebliche Fortschritte gemacht, insbesondere im Ausbau der Infrastruktur und der Liberalisierung weiterer Sektoren. Das Land entwickelt sich in eine sehr positive Richtung: weniger Regulierung, mehr freier Markt und mehr freier Handel. Diese Entwicklungen fördern das wirtschaftliche Wachstum und die soziale Mobilität.

Die Prognosen von Morgan Stanley unterstreichen hier auch, dass Indien in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle im globalen Wirtschaftswachstum spielen wird. Das Land könnte durch seine junge Bevölkerung, zunehmende Investitionen in den Privatsektor und den Übergang zu einer digitalen und grünen Wirtschaft noch viele Jahre anhaltendes Wachstum erleben.