FTX CRASH

Die stark angeschlagene Krypto-Exchange reichte letzte Woche ihren Antrag auf Insolvenz ein. Nach einem überarbeiteten Antrag nach Chapter 11 könnte das Unternehmen nun jedoch über eine Million Gläubiger haben. In einem ersten Antrag auf Insolvenzschutz in der letzten Woche ging es noch um über 100.000 Gläubiger. Sukzessive zeigt sich das Ausmaß des FTX-Crashs, das massive Auswirkungen auf den digitalen Währungsmarkt hatte, der seitdem rund 20 % seiner Marktkapitalisierung einbüßte.

Der neue Antrag enthält dabei eine Korrektur der ursprünglichen Angaben:

„As set forth in the Debtors petitions, there are over one hundred thousand creditors in these Cahpter 11 Cases. In fact, there could be more than one million creditores in these Chapter 11 cases.“

Die Anwälte verweisen darauf, dass in derartigen Fällen eine Erstellung der 20 größten Gläubiger Usus sei. Demnach werde FTX einen Schritt weitergehen und eine Liste mit den 50 größten Gläubigern vorlegen, um maximale Transparenz bei den eigenen Schulden zu pflegen – besser spät, als nie?!

Unabhängige Direktoren werden eingesetzt: Umfangreicher Austausch mit den Aufsichtsbehörden

Korrespondierend mit dem Antrag auf Insolvenzschutz wurde die Führungsebene bei FTX ausgetauscht. Fünf neue unabhängige Direktoren wurden für die wichtigsten Gesellschaften von FTX ernannt. Der führende unabhängige Direktor ist mit Joseph J. Farnan ein bekannter, ehemaliger Bezirksrichter. Zugleich verweisen die Anwälte des Unternehmens ausdrücklich darauf, dass man sich mit Dutzenden von Aufsichtsbehörden in den Vereinigten Staaten von Amerika und international im Austausch befindet. Demnach setze man auf größtmögliche Kooperation. Beispielsweise fand auch ein erster Austausch mit der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC statt.

Was passiert mit den Kunden nach der FTX Insolvenz?

Die Abwicklung war bei früheren, vergleichbaren Insolvenzen immer ähnlich. Die Kunden der Krypto-Börse sind demnach ungesicherte Gläubiger, sodass sie sich in einer langen Liste von potenziellen Gläubigern einreihen müssen. Dies macht eine Erstattung der Kundeneinlagen denkbar unwahrscheinlich, allenfalls partielle Entschädigungen scheinen, Stand jetzt, möglich.

Die hohe Anzahl der Betroffenen ergibt sich auch aus der Popularität der ehemaligen Major Exchange von Gründer und CEO Sam Bankman-Fried (SBF). Zwischenzeitlich hatte FTX über eine Million Kunden und wurde noch Anfang des Jahres mit über 32 Milliarden $ bewertet. Federführende Investoren wie Sequoia Capital haben mittlerweile ihr Investment als wertlos abgeschrieben, sprich mit 0 $ in den Fonds taxiert.

Bank-Run brachte FTX in Bredouille, Binance schlug Hilfe aus

Nachdem erste Gerüchte über die fehlende Deckung der Kundeneinlagen und eine wenig transparente Zusammenarbeit von FTX sowie Alameda Research (bei beiden ist SBF der CEO gewesen) einen Bank-Run bedingten, crashte FTX. Der FTT Token Kurs brach unmittelbar ein, Auszahlungen mussten gestoppt werden, nachdem die Anzahl der Abhebungsanfragen explodiert war. SBF wandte sich an Binance und bat um Hilfe. Nach einer unverbindlichen Absichtserklärung führte Binance eine eigenständige Due-Diligence-Prüfung durch und entschied sich am nächsten Tag, vom anvisierten Deal zurückzutreten. Die Probleme würden schlichtweg die Möglichkeiten von Binance überschreiten.

Proof of Reserves: CEX-Konkurrenz um das Vertrauen der Kunden bemüht

Doch den FTX Crash kann man kaum isoliert betrachten. Denn das Vertrauen der Anleger in den gesamten digitalen Währungsmarkt wurde zutiefst geschädigt. Die schnelle Liquidation von Positionen stellt diesen Umstand mehr als deutlich dar. Ergo waren in den vergangenen Tagen die CEOs der führenden Konkurrenz-Unternehmen wie Binance oder Crypto.com bemüht, die Finanzstärke und soliden Bilanzen ihrer CEX darzulegen. Immer mehr Kunden fordern Proof of Reserves, möglicherweise bringt der Zusammenbruch von FTX jetzt mehr Transparenz in den digitalen Währungsmarkt.

@kris, CEO von Crypto.com, versucht weiterhin das Vertrauen der Kunden zu stärken. Schließlich gab es in den vergangenen Tagen mehrfach Gerüchte, dass Crypto.com das nächste Problemkind der Branche werden könnte.

CZ und Binance wollen sogar einen Schritt weitergehen, um einen Recovery-Fund aufzubauen, der das Scheitern von Projekten, die kurzfristige Liquiditätsprobleme aufweisen, verhindern soll.