“Wenn Banken stolpern, können Kryptowährungen aufblühen.” Dieses Zitat von Nouriel Roubini, einem bekannten Wirtschaftswissenschaftler und Professor, trifft den Geist der Zeit. In Zeiten der Bankenkrise und Unsicherheit auf den Finanzmärkten bot der Kauf von Kryptowährungen in den letzten Tagen enorme Stabilität. Statt sich von den Schwankungen traditioneller Märkte beeinflussen zu lassen, konnte man mit Kryptowährungen wieder unabhängiger agieren und sogar die traditionellen Assetklassen deutlich outperformen. Wer weiß, vielleicht ist die hiesige Bankenkrise sogar der Startpunkt für eine neue Ära des Finanzsystems oder zumindest eines neuen Bull-Runs. Sollte man jetzt Krypto kaufen?
Globale Bankenkrise in 2023: Verwerfungen an den Finanzmärkten, Kryptos mit Resilienz
In der aktuellen Finanzkrise sinkt das Vertrauen in das traditionelle Finanzsystem, wodurch insbesondere Regionalbanken unter Kundenabgängen und einer Kapitalflucht leiden. Während die Großbanken vorerst sogar noch etwas profitierten, drohen auch ihnen mit der Credit Suisse weitere Risiken. In dieser Situation konnte vor allem der Bitcoin zuletzt eine signifikante Outperformance erzielen, da er aufgrund seiner Dezentralisierung und Unabhängigkeit eine möglicherweise stärker akzeptierte Alternative zum Fiat-Geld darstellt. Die begrenzte Anzahl von Coins und die Unabhängigkeit von Staaten machen BTC zu einem beliebten Hedge im März 2023.
While the US banking system was seizing up in response to bank runs threatening regional banks, Bitcoin, Ethereum, and other crypto networks didn’t skip a beat. Instability in the banking system threatened stablecoins, the on-ramps to DeFi, in stark contrast to regulator rhetoric https://t.co/r5xwC96Pdj
— Cathie Wood (@CathieDWood) March 15, 2023
Die bekannte Investorin Cathie Wood kritisierte zuletzt die zunehmende Regulierung von Kryptowährungen durch die SEC mehr als deutlich. Demnach hätten die jüngsten Probleme zentralisierter Banken auch Auswirkungen auf Kryptowährungen und den Stablecoin USDC gehabt. Ursächlich seien jedoch nicht Kryptos gewesen, sondern vielmehr die Geldpolitik der Notenbanken, was die Regulierungsbemühungen der SEC ad absurdum führe.
#BTC during the bank crisis pic.twitter.com/e9uYzGQven
— Nico (@CryptoNTez) March 18, 2023
Quantitative-Easing ist zurück: Bullisch für Kryptos
Das Quantitative Easing (QE) ist eine geldpolitische Maßnahme, bei der die Zentralbank die Geldmenge auf dem Markt erhöht, um die Wirtschaft zu stimulieren (oder die Banken zu stützen). Dies kann (muss aber nicht), dazu führen, dass die Zinsen sinken.
Demgegenüber ist das Quantitative Tightening (QT) konträr und bezieht sich auf die Reduzierung der Geldmenge durch den Verkauf von Wertpapieren auf dem Markt, um die Inflation zu bekämpfen. Die Zinsen steigen. Im vergangenen Jahr erlebten wir durch die Fed in den USA ein aggressives QT.
Der Bärenmarkt traf Kryptos mit voller Wucht, QT war eine zentrale Ursache. Demgegenüber ist die Lockerung der Geldpolitik historisch bullisch für risikobehaftete Assets. Das Quantitative Easing 3 wurde beispielsweise 2012 von der US-Notenbank eingeführt, um die Wirtschaft nach der Finanzkrise zu stimulieren. Die Federal Reserve kaufte fortan monatlich Wertpapiere, um die Geldmenge zu erhöhen und die Zinsen niedrig zu halten. Der Anstieg des Bitcoin Kurs im Jahr 2013 während Q3, als das Angebot an frischem Geld auf dem Markt stieg, verlief explosiv. Der Bitcoin Kurs stieg damals von etwa 100 US-Dollar im Januar 2013 auf über 1.000 US-Dollar im November 2013.
The writing is on the wall, the Federal reserve will go from quantative tightening to quantitative easing real fast!
This is a great opportunity for crypto in general because everyone and their mama will come back flocking here real soon! pic.twitter.com/WkmdWzlqON
— Cryptomom (@MsCryptomom1) March 18, 2023
Silvergate, Signature und Silicon Valley Bank: Krypto-Partner verloren – wer stößt in die Lücke?
Für Krypto-Unternehmen sind Kontakte in die traditionelle Finanzwelt von entscheidender Bedeutung, da es immer noch viele Barrieren gibt, die den Handel mit Kryptowährungen erschweren. Eines dieser Hindernisse ist die mangelnde Integration von Fiat-on-Ramps. Diese ermöglichen es den Nutzern, digitale Währungen mit traditionellen Währungen wie USD oder EUR zu kaufen. Um dieses Problem zu lösen, müssen Krypto-Unternehmen Partnerschaften mit Banken und Finanzinstituten eingehen, die den Handel mit Kryptowährungen erleichtern.
Leider haben in den letzten Wochen einige Banken, die als krypto-freundlich galten, ihr Aus verkündet. So wurden die Silvergate Bank, Silicon Valley Bank und Signature Bank geschlossen – alle hatten zahlreiche Kunden in der Krypto-Industrie.
Gemeinsam mit der Regulierung in den USA dürfte dieses eines der größten Risiken sein. Denn zuletzt wandte sich ein Vorstand der Signature Bank an die Öffentlichkeit, mit schweren Vorwürfen gegen die Regulierungsbehörden und eine Krypto-feindliche, mitunter rechtswidrige, Vorgehensweise. Stellt sich die Frage, wie viele Banken am Ende wirklich bereit sind, Krypto-Geschäfte zu übernehmen und die Lücke zu schließen.
Barney Frank, Ex-Vorstand bei Signature, kritisierte die Entscheidung der Aufsichtsbehörden, die Führungskräfte der Signature Bank zu entlassen und die Bank zu schließen, als unberechtigt. Die Behörden hatten den Verkaufsprozess der Bank eingeleitet. Frank vermutet, dass das rigorose Vorgehen der Behörden ein weiterer Schlag gegen Krypto sein sollte.
Dear God. Barney Frank openly admits that Signature was arbitrarily shuttered despite no insolvency because regulators wanted to kill off the last major pro-crypto bank. Colossal scandalhttps://t.co/Sa25w6Au7b pic.twitter.com/gLuiybHepS
— nic carter (@nic__carter) March 13, 2023
Antizyklisches Investieren: Trotz Erholung bleibt der Zeitpunkt attraktiv
Eine antizyklische Investitionsstrategie am Kryptomarkt kann für langfristig orientierte Anleger chancenreich sein. Dabei geht es darum, in unsicheren Zeiten mit historisch günstiger Bewertung zu investieren, anstatt bei steigenden Kursen im Hype einzusteigen. Eine antizyklische Strategie ermöglicht es Anlegern, günstigere Kaufpreise und potenziell höhere Renditen zu erzielen. Buy low, sell high, einfacher geht’s nicht, oder?
Allerdings birgt diese Strategie auch Risiken, da es naturgemäß schwierig ist, den Markt perfekt zu timen. Eine umfassende Marktanalyse und ein gründliches Risikomanagement sind infolgedessen unerlässlich. Trotz einer Performance von rund 65 % in 2023 notiert der Bitcoin noch weit vom ATH entfernt. Historisch scheint das Kursniveau weiterhin attraktiv, bei vielen Altcoins ebenfalls.
Krypto kaufen in 2023: sinnvoll oder nicht?
Die Bankenkrise lässt sich noch kaum einschätzen. Dennoch ist klar, dass die Banken nicht aufgrund von Investitionen in Bitcoin oder Kryptowährungen gescheitert sind. Vielmehr war es das Bankensystem mit Mindesteinlagen, das aufgrund steigender Zinssätze unter Stress steht. Nun etabliert sich vermehrt ein neues Narrativ – der Bitcoin als sichere Anlage in Krisenzeiten.
Der Bitcoin Kurs ist zuletzt schneller gestiegen als andere Kryptowährungen. Die Bitcoin-Dominanz erreichte ein neues Neunmonatshoch von 45,5%. So dominant war der Bitcoin seit Juni 2022 nicht mehr. Die US-Notenbank könnte aufgrund der Bankenkrise schneller ihre Geldpolitik lockern, was weiterhin bullisch für BTC wäre. Sollte es erneut zu einer massiven Ausweitung der Geldmenge kommen, scheint der Bitcoin eine logische Wahl – schließlich könnte die Inflation im Bitcoin-Netzwerk dank algorithmischer Konzeption kaum kalkulierbarer sein.