Die Baubranche in Deutschland stand bereits 2023 vor erheblichen Herausforderungen. Steigende Zinsen, eine hohe Inflation und wachsende Baukosten setzten dem Sektor stark zu. Diese Faktoren führten zu einer schwierigen Lage in der Immobilienwelt, die sich vor bedeutenden Herausforderungen sah. Viele Experten hatten nun gehofft, dass sich die Situation im Jahr 2024 verbessern würde. Doch aktuelle Zahlen des ifo-Instituts deuten darauf hin, dass eine solche Trendwende noch nicht in Sicht ist. Diese anhaltenden Schwierigkeiten unterstreichen die angespannte Lage im Bausektor und die Notwendigkeit, sich auf fortgesetzte Herausforderungen einzustellen. Die deutsche Baubranche hat es auch 2024 nicht einfach.
Trübe Aussichten für Baubranche – Geschäftsklima sinkt auf Allzeittief
Denn die Baubranche beendete das Jahr 2023 mit ausgeprägtem Pessimismus. So hat das ifo-Geschäftsklima im Wohnungsbau in Deutschland im Dezember 2023 einen historischen Tiefstand erreicht, den niedrigsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1991. Die Branche verzeichnete eine zunehmend negative Stimmung und wachsende Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage. Zusätzlich befürchten die Unternehmen für das erste Halbjahr 2024 weitere Einbußen.
Trotz eines Rückgangs der Zinsen für Baufinanzierungen bleibt die Situation insoweit angespannt, die Zukunftsaussichten für 2024 werden negativ wahrgenommen. Zunehmende Auftragsstornierungen und eine Verunsicherung potenzieller Bauherren belasten die Branche weiterhin. Daraus resultieren ein signifikanter Anstieg gestrichener Projekte und Beschwerden über zu niedrige Auftragsbestände. Die Baubranche ist unzufrieden mit dem Status quo.
Der zuständige Leiter des ifo-Instituts sieht dabei sogar Glück im Unglück für die angeschlagene Baubranche. Denn die Entwicklung sei zwar desaströs – der hohe Auftragsbestand konnte bis dato sogar noch Schlimmeres verhindern.
„2023 war ein ausgesprochen schwieriges Jahr für den Wohnungsbau, das Neugeschäft blieb weit unter dem Niveau der Vorjahre zurück. Dies war eine Folge der drastisch gestiegenen Bau- und Zinskosten sowie der schwächeren Fördermöglichkeiten. Nur der hohe Auftragsbestand, mit dem die Betriebe in die Krise gestartet waren, sowie die langen Projektlaufzeiten hatten einen noch stärkeren Einbruch der Bautätigkeit verhindert“
Keine Trendwende in Sicht: Wohnungsbau bleibt angeschlagen
Der Wohnungsbau in Deutschland bleibt auch für 2024 ein kritischer Sektor der Wirtschaft. Trotz sinkender Zinsen für Baufinanzierungen zeichnet sich (noch) keine Besserung ab, die Branche steht weiterhin vor Herausforderungen. Zugleich dürften die Zinssenkungen der EZB im Jahr 2024 noch zögerlich vonstattengehen. Damit bleiben die Erwartungen gedämpft, da Unternehmen im Wohnungsbau weitere Geschäftsrückgänge im ersten Halbjahr 2024 befürchten.
Die Ausgaben für Bauleistungen werden zugleich wahrscheinlich zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2009 zurückgehen. Ein geringfügiger Aufschwung wird lediglich im Tiefbau erwartet, der um rund 1,8 Prozent wachsen soll. Das ambitionierte Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, scheint damit unerreichbar. Prognosen gehen von etwa 250.000 neuen Wohnungen für das Jahr 2024 aus.
Kommt 2024 die Insolvenzwelle im Bauwesen?
Zugleich wird für 2024 in Deutschland ein Anstieg der Insolvenzen erwartet, wobei die Immobilien- und Baubranche besonders betroffen sein dürften. Ein markantes Beispiel war bereits zuletzt die Insolvenz des Signa-Imperiums, zu dem in Deutschland bedeutende Gewerbeimmobilien und der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gehören. Die durch die Pandemie bedingten staatlichen Hilfen, die einige Geschäftsmodelle temporär stützten, treffen nun auf einen verstärkten Wettbewerb. Zusätzlich lasten aufgeschobene Reformen schwer auf der Branche. Nach dem Auslaufen der staatlichen Hilfen wird der Anstieg der Insolvenzen teilweise als eine Rückkehr zur Normalität nach den außergewöhnlichen Bedingungen der vergangenen Jahre angesehen. Denn es wird eine Marktbereinigung geben, die schwache Unternehmen unweigerlich aus dem Markt treibt und möglicherweise dann den Anfang des nächsten Booms in der Baubranche setzt.