IPOS

Börsengänge (IPOs) sind ein wesentlicher Indikator für die Gesundheit und Dynamik der Finanzmärkte. Diese signalisieren Vertrauen in die Wirtschaft und ermöglichen es Unternehmen, Kapital zur Finanzierung ihres Wachstums zu beschaffen. Historisch gesehen waren die USA das bevorzugte Umfeld für IPOs, dank ihrer starken Finanzmärkte und etablierten Investorenbasis. In den letzten Jahren hat jedoch auch Asien, insbesondere China, einen Boom bei Börsengängen erlebt, getrieben durch schnelles wirtschaftliches Wachstum und die zunehmende Internationalisierung der Märkte.

Aktuell könnte sich der Fokus auf Europa verschieben. Diese Entwicklungen könnten Europa in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt für globale Börsengänge machen. Zumindest statuieren Daten eine Erholung im europäischen IPO-Markt.

In einer neuen Studie von EY konstatieren die Experten einen neuen Fokus im globalen IPO-Markt und verweisen zugleich auf eine Erholung des Marktsegments:

„Das Momentum für einen Fortgang der höheren IPO-Aktivitäten im zweiten Halbjahr ist gut. Gestützt wird dies vom zurückgehenden Zinsniveau, der derzeit geringen Volatilität und vom weiterhin attraktiven Kursniveau an den Weltbörsen.“

IPOs: Durchwachsener Start in das Jahr 2024

Im ersten Halbjahr 2024 war die Stimmung auf dem globalen IPO-Markt demnach weiterhin durchwachsen. Insgesamt gingen 551 Unternehmen an die Börse, was einem Rückgang von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das aufgebrachte Kapital verringerte sich um 16 Prozent auf 52,2 Milliarden US-Dollar. Auch im zweiten Quartal setzte sich dieser Abwärtstrend fort, mit einem Rückgang der Börsengänge um 15 Prozent auf 271 Unternehmen und einem deutlich stärkeren Rückgang des Kapitalvolumens um 31 Prozent auf 27,8 Milliarden US-Dollar.

Eine aktuelle Analyse von EY führt makroökonomische Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und hohe Zinsen als Hauptgründe für diese Entwicklung an. Trotz der gedämpften Marktlage besteht Hoffnung auf eine weitere Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Insbesondere Europa könnte von einer Wiederbelebung der Börsengänge profitieren.

Von Asien nach Europa: IPO-Markt im Wandel

Im zweiten Quartal 2024 haben sich die IPO-Aktivitäten nämlich global weiter verschoben. Der asiatische IPO-Markt, traditionell zuletzt stark, verzeichnete erneut Rückgänge. Der Marktanteil Asiens sank von 60 auf 39 Prozent, stark beeinträchtigt durch die Entwicklung in China, wo die Anzahl der IPOs um 64 Prozent auf 74 zurückging und das Emissionsvolumen um 81 Prozent auf 6,3 Milliarden US-Dollar schrumpfte.

Im Gegensatz dazu erlebte Europa einen Aufschwung: Die Zahl der IPOs stieg um 10 Prozent auf 69, das Emissionsvolumen wuchs um 196 Prozent auf 15,2 Milliarden US-Dollar. In Deutschland gab es jedoch im zweiten Quartal keinen Börsenneuzugang.

Insgesamt verzeichnete Deutschland im ersten Halbjahr 2024 drei Börsengänge – Douglas-IPO, Renk Group AG und Elaris AG – mit einem kumulierten Volumen von rund 1,4 Milliarden Euro.

Während Europa insgesamt Anzeichen einer Erholung zeigt, bleibt Deutschlands Volumen jedoch überschaubar.

IPOs 2024: Das muss jetzt passieren

Für eine nachhaltige Erholung des IPO-Markts im Jahr 2024 sind nach den zuständigen Analysten von EY drei Faktoren entscheidend.

Erstens müssen die Zinssenkungen fortgesetzt werden, um das Investitionsklima zu verbessern. Europa machte hier bereits den Anfang, die EZB ist der Federal Reserve diesbezüglich einen Schritt voraus.

Zweitens ist die Entspannung geopolitischer Spannungen notwendig, um das Vertrauen der Investoren zu stärken. Geopolitische Konflikte könnten andernfalls die Finanzmärkte belasten.

Drittens spielen die bevorstehenden Wahlen in den USA eine wichtige Rolle, da politische Stabilität und klare wirtschaftliche Perspektiven für das Anlegervertrauen unerlässlich sind.

Die IPO-Pipeline ist nach EY dennoch gut gefüllt, sowohl in Europa als auch in Deutschland, was auf Potenzial für eine Wiederbelebung des Marktes hinweist, sofern die konstruktiven Bedingungen erfüllt werden.

Zuversicht bleibt bestehen – doch der solide Start in das Jahr 2024 in Europa dürfte für den IPO-Markt erst der Anfang sein.