Die Notenbanken stehen aktuell zentral in der Öffentlichkeit. Die weltweit grassierende Inflation erfordert ein Handeln der Zentralbanken, schließlich ist dies fest in der Agenda der Notenbanken verankert. Die Herstellung der Preisstabilität ist das oberste Ziel. Dennoch mehren sich Stimmen, die einen multiperspektivischen Blick der Währungshüter verlangen – auch im Hinblick auf den Klimawandel und die globale Erderwärmung als omnipräsente Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
US-Demokraten fordern klimapolitisches Engagement der Federal Reserve
Zuletzt äußerten US-Demokraten, die für ihr grünes Engagement bekannt sind, vermehrt Forderungen, dass die US-amerikanische Notenbank bei ihrem Handeln auch klimapolitische Herausforderungen berücksichtigen müsse. Eine aktive Rolle der Fed gegen die Absicherung des US-Finanzsystems für Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren, sei gewünscht.
Jerome Powell, seines Zeichens Vorsitzender der Federal Reserve, lehnt dies jedoch ab. Die Fed möchte keine Klimapolitik machen und sich schon gar nicht in Aufgaben einmischen, die über das festgelegte, politische Mandat hinausgehen – in erster Linie gehe es somit um die Inflationsbekämpfung und die Wahrung der Preisstabilität.
Central banks risk undermining independence by wading into social issues and seeking to tackle climate change, the head of the US Federal Reserve has warned
Thread https://t.co/p79d1WNy3J
— The Telegraph (@Telegraph) January 11, 2023
EZB-Mitglied fordert Umdenken: Mehr Klimafreundlichkeit das Mittel der Wahl
Teilweise different sehen das einige Mitglieder des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Die EZB-Notenbankerin Isabel Schnabel sieht das starke Erfordernis, den politischen Ansatz anzupassen. Man müsse klimafreundlicher werden, obgleich man die Bilanz schrumpfen und die Zinssätze erhöhen werde. Hier fordert sie eine Umschichtung bei den EZB-Anleihen von strombasierten Investments zu einem eher bestandbasierten Ansatz. Man solle ohne Reinvestitionen den Fokus auf grünere Emittenten eruieren, um das EZB-Portfolio aktiv umzuschichten.
Dennoch gibt es innerhalb der EZB noch keinen Konsens. Direktoriumskollegen bestreiten den neuen Ansatz und wollen auch die EZB nach dem Vorbild der Fed gemäß ihren ursprünglichen Aufgaben führen.
Hohe Inflation auch Herausforderung für Klimawandel
Die rekordverdächtige Inflation weltweit schürt auch die Herausforderungen bei der Bekämpfung des Klimawandels. Denn explodierende Kosten machen den Ausbau von New Energy deutlich teurer, dringend benötigtes Investitionskapital steht nicht mehr zur Verfügung. Zugleich wollte die EZB eigentlich ihre Bestände an Unternehmensanleihen zur Unterstützung der Energiewende neu orientieren. Da man jedoch gezwungen ist, die Bilanz aktiv zu schrumpfen, werden die Anleihenkäufe eingestellt.
Politische Neutralität sollte nicht gefährdet werden: Bekämpfung des Klimawandels Aufgabe der Politik, nicht der Notenbanken
Die Bank of Japan beteuerte in einer kürzlichen Konferenz nach CNBC-Informationen, dass man jegliche klimapolitischen Entscheidungen ausschließlich im Rahmen der jeweiligen Mandate treffen werde. Die Marktneutralität der politischen Entscheidungsträger dürfte nicht gefährdet werden.
Dieser Ansatz scheint nachvollziehbar. Die Notenbanken sollten sich auch zwecks demokratischer Prinzipien fest an die ihr übertragenen Aufgaben orientieren. Eine Bekämpfung des Klimawandels durch Notenbanken würde die Tür für andere Interaktionen schnell öffnen, zugleich sind ungewünschte Wechselwirkungen möglich, wenn Notenbanken und Politik isoliert eine Bekämpfung des Klimawandels vorantreiben, was nicht zwangsläufig zu gewünschten Ergebnissen führen muss.