Inflation 10 %

 

Die letzten Jahre mussten sich die Menschen keine Gedanken über die Inflation machen. Verlust der Kaufkraft und starke Teuerung – sowas wird es doch heutzutage nicht mehr geben. Doch das Jahr 2022 straft diesen Erwartungen Lügen. Die Inflation spielt nun auch im Alltag der Menschen eine stärkere Rolle. Spürbar verteuern sich insbesondere Lebensmittel und Energie. Das Bundesamt für Statistik meldete für den Monat Oktober eine voraussichtliche Inflationsrate von 10,4 %. Die EZB möchte gegen die grassierende Teuerung mit dem nächsten scharfen Zinsschritt vorgehen und zieht damit langsam, aber sicher der US-amerikanischen Fed nach.

Inflation steigt im Oktober weiter: Bundesamt für Statistik erwartet 10,4 %

Bereits Ende vergangener Woche gab das Bundesamt für Statistik in einer Pressemittelung vom 28. Oktober die vorläufigen Zahlen zur Inflation heraus. Demnach sei der Verbraucherpreisindex im Oktober erneut um rund 10,4 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was im Vergleich zum Vormonat eine Steigerung von 0,9 % bedeutet. Nachdem die Inflation im Vormonat noch bei 10 % lag, gab es die nächste Steigerung. Noch flaut die Teuerungsrate nicht ab, Experten erwarten die Inflationsspitzen erst gegen Ende des Jahres.

Dabei waren erneut Energie & Nahrungsmittel die Haupttreiber. Die Preisanstiege auf den vorgelagerten Produktionsstufen erhöhen mittlerweile auch die Konsumentenpreise mehr als deutlich. Die Mehrwertsteuersenkung für Erdgas und Fernwärme von 19 auf 7 % hemmte dabei die Inflation sogar noch.

Kräftige Zinserhöhung in der Eurozone: EZB hebt Leitzins auf 2,0 % an

In der vergangenen Woche teilte die Europäische Zentralbank ihren nächsten Zinsschritt mit. Die Währungshüter kämpfen erneut gegen die Rekordinflation in Europa und heben den Leitzins um 75 Basispunkte auf 2 % an. Zugleich zeigte sich die EZB bereit, die Zinsen auch weiterhin kräftig anzuheben. Vielmehr sei man bereit, die Zinsen in Europa deutlich zu steigern und die Geldpolitik signifikant zu straffen, um der Inflation Einhalt zu gebieten. Dabei sei der EZB auch bewusst, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung deutlich abschwäche und eine Rezession in der größten Volkswirtschaft Deutschlands kaum verhindert werden könne.

Gratwanderung zwischen Inflationsbekämpfung und Rezession: kann die EZB die Inflation bekämpfen?

Die EZB muss aktuell eine Gratwanderung zwischen der Bekämpfung von Inflation und einer Rezession bewerkstelligen. Während einerseits die Preisstabilität bei Inflationsraten von über 10 % stark gefährdet ist, scheint eine europäische Rezession unausweichlich – nicht zuletzt aufgrund der Konjunkturschwäche in Deutschland.

Relevant ist die Geldpolitik der EZB insbesondere mittelfristig. Zugleich kann die EZB die importierte Inflation beeinflussen, da aktuell auch der schwache Euro im Vergleich zum US-Dollar die Preise hierzulande in die Höhe treibt. Wenn der Euro – wie in den vergangenen Wochen – im Vergleich zum US-Dollar fällt, müssen die europäischen Käufer schlichtweg mehr Geld für die gleich Menge bezahlen. Die steigenden Zinsen schützen deshalb vor der importierten Inflation, da der Euro im Vergleich zum US-Dollar wieder stärker notiert. Geldanlagen im Euroraum werden attraktiver, mehr Kapital fließt in die Gemeinschaftswährung.

Nichtsdestotrotz hat die Geldpolitik nur begrenzte Auswirkungen auf Güter, die vonseiten des Angebots eher beeinflusst werden. Denn hier sind die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten unmittelbar für die Teuerung verantwortlich. Größere Wirkung entfaltet die Geldpolitik nach wirtschaftswissenschaftlicher Lehre bei der Nachfrage nach Gütern sowie Dienstleistungen.

Inflation in Deutschland und EZB-Zinspolitik: Wie geht’s jetzt weiter?

Die aktuelle Inflation dürfte noch nicht am Höhepunkt angekommen sein. Vielmehr erwarten Experten zum Jahresende Inflationsraten in Richtung 12 %. 2023 soll die Inflation im Durchschnitt noch bei über 5 % liegen, erst 2024 wird diesbezügliche Normalität erwartet. Allerdings sollten derartige Schätzungen weiterhin mit Vorsicht behandelt werden. Denn die EZB korrigierte diesbezügliche Annahmen bereits mehrfach. Sicher scheint, dass die EZB auch bei den nächsten Treffen weiterhin die Geldpolitik straffen und Zinsen erhöhen wird – voraussichtlich jedoch nicht erneut mit drastischen 75 Basispunkten.