Das Statistische Bundesamt meldete heute die Importpreise für den Monat März. Diese lagen mit 3,8 % deutlich niedriger als noch vor einem Jahr. Dabei handelt es sich um den ersten Preisrückgang im annualisierten Vergleich seit über zwei Jahren. Denn letztmals fielen die Importpreise im Januar 2021 im Vergleich zum Januar 2020 um 1,2 %. Einen Monat zuvor stiegen die Einfuhrpreise übrigens noch um 2,8 %. Auch im Vormonatsvergleich gab es seit über einem halben Jahr den ersten Rückgang.
Dabei fiel die Abschwächung heftiger aus als erwartet. Denn Ökonomen hatten zuvor nur ein Minus von 3,6 % erwartet.
Energiepreise sinken deutlich: Ohne Berücksichtigung sogar Anstieg der Importpreise
Ursächlich für den jüngsten Rückgang bei den Importen sind die Energiepreise. Denn Energieeinfuhren lagen im März 2023 um 27,3 % unter dem Niveau aus dem März 2022. Insbesondere das Erdgas hatte großen Einfluss auf die jüngste Entwicklung. Im Vergleich zum Februar sanken die Preise erneut um 9 %.
Ohne Berücksichtigung der Energiepreise lagen die Importpreise im März 2023 um 2,5 % höher als im März 2022. Ergo handelt es sich aktuell wirklich um eine konzentrierte Abschwächung, die an einem seidenen Faden hängt.
Denn die Konsum- und Investitionsgüter verteuerten sich sogar deutlich. Die Preise für Konsumgüter lagen um 6,6 % über dem März 2022. Investitionsgüter-Preise stiegen demgegenüber um 5,7 %.
Die #Importpreise waren im März 2023 um 3,8 % niedriger als im März 2022. Das ist der erste Preisrückgang gegenüber dem Vorjahresmonat seit Januar 2021. Der Preisrückgang ist maßgeblich auf die deutlich niedrigeren Energiepreise zurückzuführen: https://t.co/m2OSTtEC7z #Preise pic.twitter.com/7GKs8jvMXX
— Statistisches Bundesamt (@destatis) April 28, 2023
Deflationäre Entwicklung der Importe: Chance & Risiko
Eine deflationäre Entwicklung der Importpreise bedeutet, dass die Preise für importierte Waren und Dienstleistungen sinken. Diese kann nun Auswirkungen auf die Inflation haben. Sinkende Importpreise bedeuten, dass Unternehmen weniger für importierte Waren und Dienstleistungen ausgeben müssen, um ihre Produkte herzustellen, was zu niedrigeren Produktionskosten führt. Wenn Unternehmen diese Einsparungen an die Verbraucher weitergeben, können die Verbraucherpreise sinken und die Inflation insgesamt abnehmen.
Allerdings kann eine deflationäre Entwicklung der Importpreise auch negative Auswirkungen haben. Wenn Unternehmen aufgrund sinkender Importpreise ihre Preise senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben, kann dies zu einem Preiskampf führen, der letztendlich zu sinkenden Gewinnen führt. Denn Deflation – obgleich sie noch weit entfernt ist – war schon stets das größere Übel für eine Volkswirtschaft.
Wenn die Verbraucherpreise sukzessive sinken, kann dies dazu führen, dass die Verbraucher ihre Ausgaben in die Zukunft verlagern, in freudiger Erwartung noch niedrigerer Preise. Dies hemmt dann die wirtschaftliche Aktivität und das Wachstum. Eine Deflationsspirale führt zu sinkenden Preise, die wiederum sinkende wirtschaftliche Aktivität und weiter sinkende Preise bedingen.
Lässt die Inflation jetzt noch stärker nach?
Die Entwicklung der Importpreise kann eine bedeutende Auswirkung auf die Inflation haben, da die Importpreise die Kosten für importierte Güter und Dienstleistungen darstellen. Wenn die Importpreise steigen, können Unternehmen gezwungen sein, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was zu höheren Verbraucherpreisen führt und somit die Inflation antreibt. Das Gegenteil ist bei rückläufigen Importpreisen der Fall.
Die deutsche Volkswirtschaft bezieht viele Produkte aus dem Ausland, sodass sinkende Importpreise auch bei der allgemeinen Inflation ankommen – allerdings verzögert. Noch heute soll das Statistikamt eine Schätzung veröffentlichen, wie sich die Verbraucherpreise im März entwickeln werden. Aktuell sehen Experten noch keine wirkliche Abschwächung der Teuerungsrate.
Die Inflationsrate in Deutschland dürfte im April erneut wie im Vormonat bei etwa 7,4% liegen und die Kernrate könnte weiter auf 5,9% leicht zugelegt haben. Ein Rückgang der jährlichen Inflation auf unter 2% dürfte daher noch dauern, schreibt #dbresearch.
— Deutsche Bank (@DeutscheBankAG) April 26, 2023
Daher kann die Entwicklung der Importpreise als wichtiger Indikator (nicht singulär) für die betrachtet werden. Der VPI beinhaltet in der Regel auch die Preise für importierte Waren und Dienstleistungen. Daher kann eine Änderung der Importpreise unmittelbar einfließen.
Insgesamt ist die Entwicklung der Importpreise ein wichtiger Faktor, der bei der Analyse und Prognose der Inflation berücksichtigt werden sollte. Dennoch braucht es eine Trendbestätigung und weitere Aspekte, um wirklich eine mittelfristig nachlassende Inflation zu prognostizieren. Doch Hoffnung gibt es allemal, dass wir nun nebst einer typischen Abschwächung durch hohe Vergleichswerte im Vorjahr auch eine gewisse Wirkung der EZB-Politik sehen.