Konjunktur

Das ifo-Institut hat nun die neue Konjunkturprognose für 2023 herausgegeben. Demnach sieht man eine stagnierende deutsche Wirtschaft, obgleich sich der Ausblick punktuell etwas aufhellt. Bei einem genauen Blick in die Ausführungen gibt es erneut Licht und Schatten. Wie sehen die Ökonomen die deutsche Volkswirtschaft?

Deutsche Wirtschaft stagniert: Inflation belastet Konsum und Baubranche

Seit dem Spätsommer letzten Jahres schrumpft die deutsche Wirtschaft, obwohl sich diese zuvor recht kräftig von dem Einbruch der Corona-Pandemie erholte. Angebotsschocks, die durch Corona- und Energiekrisen entstanden, werden aktuell geringer. Dennoch hat sich seit dem Herbst zunehmend die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen abgeschwächt. Die global verhaltene Konjunktur bremst das deutsche Exportgeschäft, die geopolitischen Herausforderungen leisten hier ebenfalls einen Beitrag. Zugleich sind die hohen Inflationsraten nachteilig für die Konsum- und Baukonjunktur. Dies führt zu sinkender Kaufkraft der Konsumenten. Während zunächst primär die Energiepreise explodierten, hat sich der Preisauftrieb mittlerweile verfestigt.

In der aktuellen Prognose erwartet man nun eine erneut stagnierende Wirtschaft, die um 0,1 % in 2023 schrumpft. Dies war auch bereits die Einschätzung bei der Winter-Konjunkturprognose. Während man damals für 2024 noch von einem Wachstum bei 1,6 % ausging, sind es indessen 1,7 %.

Kampf gegen Inflation von hoher Bedeutung: 4 % als Ziel

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf die anhaltend hohe Inflation im Euro-Währungsgebiet mit Leitzinserhöhungen reagiert. Weitere Zinsschritte werden erwartet, der letzte folgte erst vor wenigen Tagen. Der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte wird nach ifo-Einschätzung bis Mitte 2023 auf 4,0% steigen.

Fraglich scheint hier, inwieweit die jüngsten Verwerfungen am Bankenmarkt die Geldpolitik beeinflussen. Sollte die EZB zögerlich agieren und die Inflation hartnäckiger bleiben, könnte dies die Konjunkturprognose signifikant verändern. Das Gleiche gilt natürlich, falls die aktuell im Bankensektor verorteten Probleme zunehmen und auch auf andere Sektoren überschreiten. Ob die ifo-Konjunkturprognose diese Faktoren schon einpreist, bleibt aufgrund der Aktualität fraglich.

Finanzierungssaldo des Staates deutlich geringer: Robuste Finanzen in 2023

Demgegenüber gehen die Marktstrategen im Zuge der neusten Prognose von einem staatlichen Finanzierungsdefizit von lediglich 51,6 Milliarden Euro in 2023 aus, während es 2024 noch 12,4 Milliarden Euro sein sollen. Bei der letzten Prognose aus dem Dezember waren es noch für 2023 geschätzte 104,1 Milliarden Euro Defizit in 2023 und 49,7 Milliarden Euro in 2024. Die jüngste Schätzung ist insoweit deutlich optimistischer.

Der Finanzierungssaldo des Staates ist die Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum, hier annualisiert. Dieser gibt Auskunft, ob der Staat in diesem Zeitraum mehr Einnahmen als Ausgaben hatte. Wenn der Finanzierungssaldo negativ ist, spricht man von einem Haushaltsdefizit. Der Finanzierungssaldo ist ein wichtiger Indikator für die Finanzlage eines Landes und hat Auswirkungen auf die Verschuldung des Staates. Zwar wird es einen Haushaltsüberschuss in 2023 und 2024 nicht geben, dennoch hellt sich der Ausblick auf.

Vielfältige Risiken: Prognose bleibt mit Unsicherheit behaftet

Konjunkturprognosen sind oft mit Unsicherheit behaftet, da sie auf sich verändernden Annahmen beruhen. Es gibt viele Faktoren, die die Genauigkeit von Prognosen beeinflussen können, wie unvorhergesehene Ereignisse, politische Entscheidungen, globale Entwicklungen oder Black-Swan-Events. Bei der vorliegenden Prognose hebt das ifo-Institut insbesondere Risiken einer anhaltenden Inflation mit Auswirkungen auf den Konsum hervor. Zugleich könnten die Haushalte ihre Sparneigung erhöhen und damit die Konjunktur abschwächen.

Das ifo-Institut und die regelmäßigen Konjunkturprognosen

Das ifo Institut ist ein deutsches Wirtschaftsforschungsinstitut mit Hauptsitz in München. Es wurde im Jahr 1949 gegründet. Das Institut führt regelmäßig Umfragen unter deutschen Unternehmen durch, um Informationen über die aktuelle wirtschaftliche Lage und Erwartungen zu sammeln. Das ifo-Institut ist eines der renommiertesten Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands und genießt auch international eine gute Reputation.

Die ifo Konjunkturprognose ist eine regelmäßig veröffentlichte Vorhersage zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Die Prognose beinhaltet Einschätzungen zu verschiedenen wirtschaftlichen Indikatoren, wie dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, der Arbeitslosenquote und der Inflation. Dabei basiert diese auf Umfragen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Erwartungen. Die Umfrageergebnisse werden anschließend gewichtet und auf Basis eines mathematischen Modells ausgewertet. Die ifo Konjunkturprognose berücksichtigt auch externe Faktoren wie die Entwicklung der Weltwirtschaft oder die Geldpolitik. Anschließend wird die Konjunkturprognose vierteljährlich veröffentlicht.