Ökonomen von Goldman Sachs prognostizieren nach CNBC-Angaben eine harte Rezession in Großbritannien. Im kommenden Jahr dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt im Vereinigten Königreich um 1,2 % schrumpfen. Anschließend gehe man von einer leichten Erholung in 2024 aus, sodass das britische BIP um 0,9 % steigen würde. Damit liegt Großbritannien nur unwesentlich vor Russland. Denn die russische Wirtschaft soll durch den Sanktionsdruck um 1,3 % schrumpfen. Das vergleichbare Ausmaß zeigt die aktuellen Probleme für Großbritanniens Ökonomie.
Goldman Sachs Ausblick für 2023: BIP sinkt in Großbritannien um 1,2 %
Die Marktstrategen von Goldman Sachs gehen von einem deutlichen Rückgang beim britischen BIP aus. Mit einer Schrumpfung von 1,2 % bewegt sich Großbritannien am Ende der Wirtschaftsprognosen für vergleichbare G-10-Staaten. Im laufenden Jahr korrespondiert der erwartete Rückgang nahezu mit der Konjunkturentwicklung in Russland. Die Erholung in 2024 dürfte in Russland mit einem Wachstum in Höhe von 1,4 % jedoch deutlich stärker als in Großbritannien (0,9 %) ausfallen.
Goldman Sachs sieht die US-Wirtschaft als deutlich robuster. Diese dürfte auch im Jahr 2023 um rund 1 % wachsen, 2024 sogar um 1,6 %.
Schlechter sieht es für das deutsche BIP aus. Nach Russland und Großbritannien ist Deutschland das schlechteste Land unter den größten Volkswirtschaften. Hierzulande dürfte die Wirtschaft 2023 um 0,6 % schrumpfen.
Konsensschätzungen liegen oberhalb der Goldman Sachs Prognose
Dennoch ist der Goldman Sachs Ausblick für die britische Wirtschaft nicht in Stein gemeißelt. Im Konsens gehen die Ökonomen nur von einem Rückgang von 0,5 % in 2023 aus, während die britische Volkswirtschaft 2024 sogar wieder um 1,1 % wachsen könnte. Dennoch sehen auch andere Ökonomen Großbritannien als vergleichsweise schlecht aufgestellt, um die global präsenten makroökonomischen Herausforderungen zu bewältigen.
Energiekrise belastet Eurozone und Großbritannien
Erneut verwiesen die Ökonomen von Goldman Sachs auf die komplizierte Lage für europäische Staaten und Großbritannien. Denn die Energiekrise treibe die Rechnungen der privaten Haushalte nach oben. Die Inflation steigt schneller und wird sich tendenziell manifestieren. Dies wirkt sich wiederum negativ auf das Realeinkommen und den Konsum aus. Im Euroraum dürfte das Realeinkommen im ersten Quartal 2023 um rund 1,5 % sinken, bevor es im zweiten Halbjahr 2023 wieder eine Trendwende gibt.
“In turn, high inflation is set to weigh on real income, consumption, and industrial production. We forecast further declines in real income of 1.5% in the euro area through 2023Q1 and 3% in the U.K. through 2023Q2, before a pickup in H2“
Ursächlich dafür sind die steigenden Zinsen und die hohe Inflation, die die Kaufkraft der privaten Haushalte mindern. Der Leitzins dürfte in Großbritannien im ersten Quartal von 3,5 auf 4 % angehoben werden. Problematisch bleibt jedoch die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Hier dürfte die Bank of England zunehmend abwartend reagieren, um nicht eine deutliche Abschwächung der Wirtschaft zu verursachen.
Sinkende Kaufkraft belastet Konsum & Unterhaltung
Die Haushalte dürften im Jahr 2023 ihre Ausgaben begrenzen. Das sinkende Realeinkommen macht zunehmend ein strenges Sparverhalten erforderlich. Nicht lebensnotwendige Ausgaben könnten 2023 in Großbritannien einbrechen, inklusive der Restaurantbesuche und des gesamten Unterhaltungssektors.
Mit einer omnipräsenten Energiekrise und einem überhitzten Arbeitsmarkt sowie den schwachen Wirtschaftsprognosen nach dem Brexit bergen Investments in Großbritannien aktuell Gefahren. Auch 2023 dürfte überaus herausfordernd werden, bevor sich 2024 die Lage aufhellt.