Aktien heute

Nach den US-Inflationsdaten in der vergangenen Woche richtet sich der Blick der Anleger aktuell auf die Unternehmen, die ihre Quartalszahlen melden. Dabei bedingen starke Zahlen für das Q3, die in vielen Fällen die Schätzungen der Analysten deutlich übertreffen, eine schwungvolle Erholungsrallye. Die Wirtschaftssorgen rücken aktuell in den Hintergrund, vielleicht ist doch alles besser als befürchtet. Dabei deutet (noch) vieles auf eine Bärenmarktrallye hin, da das wirtschaftliche Konjunkturumfeld einige Belastungsfaktoren bereithält.

Starke Unternehmenszahlen treiben Erholung an

Nachdem die Inflation in den USA zumindest nicht weiter angestiegen war, richtete sich der Fokus der Anleger auf die Unternehmenszahlen, mit denen sich eine starke Erholung ankündigte.

Bereits die US-Banken konnten über weite Strecken überzeugen. Zwar brach bei Goldman Sachs der Nettogewinn ein, allerdings deutlich weniger als von den Experten erwartet. Anschließend stieg die Goldman Sachs Aktie um rund 3 %.

Stark positiv fiel am gestrigen Abend der US-Streaming-Gigant Netflix auf. Im nachbörslichen Handel der NASDAQ schoss die Netflix Aktie zweistellig nach oben. Denn das US-Unternehmen übertraf die Erwartungen mehr als deutlich (beim Umsatz & Gewinn). Zugleich konnte man rund 2,4 Millionen Kunden für sich gewinnen – insbesondere aus dem Asia-Pazifik-Raum. Damit markiert Netflix auch bei den zahlenden Kunden im Jahresvergleich einen Zuwachs von rund 4,5 %. CEO Reed Hastings sieht Netflix wieder auf dem Weg, das Wachstum zu beschleunigen – eine Trendwende nach schrumpfenden Abo-Zahlen in den letzten Quartalen.

Das global führende Unternehmen für Operationsroboter Intuitive Surgical übertraf am gestrigen Dienstag ebenfalls die Erwartungen. Nachbörslich stiegen die Anteilsscheine um rund 7 %, auch im gesamten Kalenderjahr notiert die US-Aktie deutlich fester als der marktbreite Index.

Wie bereits auf Business2Community berichtet, erfreut sich die Reisebranche aktuell einer steigenden Nachfrage. Die Fluggesellschaften United Airlines und Lufthansa berichteten in den vergangenen Tagen positiv von dem boomenden Reisegeschäft im Sommer. Die Lufthansa erhöhte ihre Prognose kräftig auf eine Milliarde Euro Gewinn. Demgegenüber konnte United Airlines bei den endgültigen Q3-Zahlen Umsatz und Gewinn der Konsensschätzungen überbieten.

Makroökonomische Belastungsfaktoren nicht verschwunden

Allerdings könnte es auf eine Bärenmarktrallye hindeuten, dass die makroökonomischen Belastungsfaktoren keinesfalls geringer geworden sind. Schließlich lag die US-Inflation beim VPI für den Monat September über den Erwartungen. Ob der Höhepunkt der Teuerungsrate bereits erreicht wurde und die Zinserwartungen schon vollständig eingepreist sind, weiß niemand. Starke Ergebnisse bei den US-Unternehmen könnten die Fed zugleich ermutigen, ihre hawkische Geldpolitik fortzusetzen. Experten sehen für das Jahr 2023 immer noch die hohe Wahrscheinlichkeit einer Rezession. Die Bärenmarktrallye könnte spätestens dann enden, wenn die guten Unternehmenszahlen nicht mehr überraschen, sondern konjunkturelle Daten erneut schocken. Dann dürfte der Abverkauf ähnlich schnell wie die aktuelle Bärenmarktrallye verlaufen.

Morgen Stanley sieht lukrative Bärenmarktrallye – Erholung bis auf 4000 Punkte wahrscheinlich, 4150 Punkte ebenfalls nicht ausgeschlossen

Der Analyst Mike Wilson von Morgan Stanley sieht aktuell die große Chance auf eine gut handelbare Rallye im Bärenmarkt. Sofern sich die Erholung der letzten Tage fortsetzt, könnte der S&P 500 bis auf 4000 Punkte anziehen. Dabei sollte man auch ein Überwinden des SMA 200 bei ungefähr 4150 Punkten nicht ausschließen. Das Kurspotenzial, das, Stand jetzt, noch deutlich im zweistelligen Bereich liegt, würde mit vergleichbaren Bewegungen aus dem aktuellen Bärenmarkt übereinstimmen.

Ursächlich für die aktuelle Rallye sei der vorläufige Höhepunkt bei den Inflationsdaten. Der Preisauftrieb sollte sich in den nächsten Monaten weiter abschwächen. Sofern die aktuelle Berichtsaison die Hoffnungen untermauere, könnte die Bärenmarktrallye kurzfristig ordentlich Gewinne bringen.

Allerdings geht Wilson nicht von einem Ende des Bärenmarkts aus. Vielmehr werde die Bärenmarktrallye mit einem weiteren Ausverkauf enden, der den S&P 500 wahrscheinlich sogar unter die aktuellen Verlaufstiefs treibt. Dabei sehe er Kurse von unter 3600 Punkten im S&P 500. Endgültig könnte der Bärenmarkt bei einem Tief von 3000-3200 Punkten seinen Boden finden und zeitnah im Anschluss in einen neuen Bullenmarkt übergehen.

SP 500