Die Geschichte des US-Dollars als globale Leitwährung begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Bretton-Woods-Abkommen von 1944. Diese etablierten den Dollar als internationale Reservewährung, die damals noch an Gold gebunden war. Nach dem Ende des Goldstandards 1971 blieb der Dollar jedoch dominant, da er Stabilität und Vertrauen für Staaten, Unternehmen und Menschen weltweit bot. Heute wird der US-Dollar in internationalen Handels- und Finanztransaktionen weitgehend genutzt.
Dennoch gibt es mitunter Skepsis, dass der US-Dollar als Leitwährung noch eine Zukunft hat. Ursächlich ist beispielsweise die horrende Staatsverschuldung der USA oder die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom US-Dollar und der dortigen Politik.
Nun haben sich Analysten von Morgan Stanley erneut mit dem US-Dollar als Leitwährung beschäftigt. Das Fazit:
„Es ist unwahrscheinlich, dass der Dollar in einen Bärenmarkt eintritt. Wir verstehen die Sorgen, glauben aber nicht, dass sie sehr glaubwürdig sind. Behalten Sie Ihre Dollars.”
Morgan Stanley bleibt optimistisch für USD
Laut Morgan Stanley Research bleibt der US-Dollar trotz globaler Zweifel stark. Dieses Jahr seien erneut die meisten wichtigen Währungen im Vergleich zum Dollar gefallen. Der Grund dafür ist einfach: Die US-Notenbank hat die Zinsen angesichts hartnäckiger Inflation hochgehalten, was zu höheren Renditen auf Anleihen und andere Vermögenswerte führt. Dies zieht internationale Investoren an und stärkt den Dollar. Andere Währungen müssen derweil gegen USD abwarten.
Obwohl der Dollar seit der globalen Finanzkrise in 2008 kontinuierlich stark ist, gibt es Bedenken, dass sich eine Ära dem Ende zuneigt. Analysten verweisen auf steigende Rohstoffpreise, die traditionell negativ mit dem Dollar korreliert sind, und auf Anzeichen, dass Japans Zentralbank die Zinsen erhöhen könnte, was den Yen wiederum stärken würde. Hinzu kommen rückläufige Dollar-Handelsvolumina aufgrund der Russland-Sanktionen und Spannungen zwischen den USA und China sowie eine steigende US-Verschuldung im Verhältnis zum BIP. Es gibt also mannigfaltige Aspekte, die Kritiker gegen die globale Leitwährung anführen. Doch ist die Kritik berechtigt und substanziell?
Morgan Stanley sieht die allgemeine Skepsis gegenüber dem Dollar als übertrieben an.
Denn die Analysten prognostizieren, dass der US-Dollar kurzfristig eine zyklische Abschwächung erfahren könnte, wenn die Federal Reserve die Zinsen senkt. Dennoch wird der Dollar aufgrund seiner anhaltenden Dominanz als Reservewährung stark bleiben. Dieser bleibt die bevorzugte Wahl für Zentralbankallokationen, die Finanzierung des globalen Handels, den Devisenhandel, grenzüberschreitende Kredite und die Ausgabe von Schuldtiteln. Faktoren wie seine Rolle im internationalen Finanzsystem und das Vertrauen der globalen Märkte in den Dollar unterstützen weiterhin die Stärke.
Keine Konkurrenz für den US-Dollar
Laut Morgan Stanley bleibt der US-Dollar trotz wachsender globaler Herausforderungen die unangefochtene Weltwährung. Traditionell bedarf es eines klaren Nachfolgers, um eine führende Währung abzulösen, wie der Dollar das britische Pfund nach dem Ersten Weltkrieg ersetzte. Derzeit gibt es jedoch keinen eindeutigen Herausforderer. Es ist schlichtweg keine ernstzunehmende Konkurrenz für den US-Dollar in Sichtweite.
Obwohl der chinesische Yuan aufgrund Chinas wachsender wirtschaftlicher Macht als potenzieller Konkurrent angesehen wird, dürfte der Anteil an globalen Reserven und Handelsvolumen bis 2030 nur auf etwa 2,3 Prozent steigen. Dies ist wohl bei weitem nicht ausreichend, um die Vormachtstellung des Dollars ernsthaft zu bedrohen.
Mögliche Herausforderungen für den Dollar entwickeln sich schrittweise. China verstärkt seine Handels- und Investitionsbemühungen, vor allem in geopolitisch befreundeten Ländern, was die Nutzung des Yuan fördern könnte. Bis Ende des Jahrzehnts könnte ein Drittel des chinesischen Warenhandels in Yuan abgewickelt werden. Doch Chinas Herausforderungen, insbesondere Schulden, Deflation und demografische Veränderungen, könnten die Nachfrage nach dem Yuan bremsen und dessen Internationalisierung verzögern. Zuletzt schwächelte bereits die Wirtschaft – ein eindrucksvoller Konkurrent sieht, Stand jetzt, anders aus.
Wettbewerbsvorteile des US-Dollar: Keine Zukunft ohne $$$!
Ein wesentlicher Faktor für die Dominanz des US-Dollars ist seine Rolle im grenzüberschreitenden Kreditgeschäft. In den letzten 25 Jahren waren etwa die Hälfte aller globalen Transaktionen an den Dollar gebunden. Dabei haben etwa die Hälfte dieser Dollar-Kredite weder US-Kreditgeber noch US-Kreditnehmer involviert. Keine andere Währung kommt auch nur annähernd an diese Marktdominanz heran.
Im Bereich der grenzüberschreitenden Kredite scheint es in naher Zukunft also schon einmal keine Währung zu geben, die dem Dollar den Spitzenplatz streitig machen könnte. Darüber hinaus bleibt auch die Ausgabe von Unternehmensanleihen vom Dollar dominiert, da US-Unternehmen wenig Bedenken hinsichtlich des Status des Dollars als Reservewährung haben. In den letzten zehn Jahren hielt der Anteil der auf Dollar lautenden Fremdwährungsschulden weltweit konstant bei 50 % bis 60 % der gesamten Emissionen – ein klares Statement in Bezug auf die Dominanz von USD.
Obwohl der Dollar kurzfristig und mittelfristig gesichert die Leitwährung bleiben dürfte, gibt es langfristige Risiken, die beobachtet werden müssen.
Das Vertrauen in den Markt könnte erodieren, wenn die US-Verschuldung weiter steigt, ohne dass höhere Steuern oder massiv reduzierte Ausgaben folgen. Auch eine gemeinsame Währung der BRICS oder BRICS+-Staaten ist immer wieder im Gespräch. Zumindest in puncto Bevölkerung würden diese Staaten die Vormachtstellung angreifen können. Wichtiger dürfte es jedoch sein, dass die USA ihre Probleme in den Griff bekommen. Denn ohne Angriffsfläche dürfte die Ära des US-Dollars noch weitergehen.