Der Bärenmarkt führte im laufenden Börsenjahr zu einer signifikanten Korrektur bei den Bewertungen vieler Aktien. Insbesondere Technologie-Aktien sind mitunter günstiger bewertet als in den vergangenen Jahren. Dies könnte nun Anleger zu einem massiven Ausbau ihrer Positionen bewegen, um von einem antizyklischen Ansatz zu profitieren. Doch ist der richtige Zeitpunkt schon gekommen? Wenn es nach dem US-Bankenhaus Goldman Sachs geht, lässt sich dies zumindest anzweifeln. Demnach wird der Bärenmarkt auch 2023 noch andauern – zwar weniger schmerzhaft, aber dennoch ohne signifikante Gewinne für die Anleger. In einer neuen Analyse des Status quo am Aktienmarkt sieht man demnach weiteres Korrekturpotenzial, bevor der Aktienmarkt langsam die Erholung vorantreibt.
S&P 500 aktuell am Limit: 4000 Punkte als Begrenzung
Aktuell notiert der S&P 500 nach einem festeren Dienstag bei 3980 Punkten und erholt sich damit langsam weiter. Dennoch könnte nach Goldman Sachs das mangelnde Gewinnwachstum im kommenden Jahr eine weitere Erholung verhindern. Man erwarte keine schmerzhaften Korrekturen, wie im laufenden Jahr. Dennoch dürfte es zunächst in den nächsten drei Monaten bis in das erste Quartal auf 3.600 Punkte zurückgehen, bevor als Halbjahresziel die 3900 Punkte anvisiert werden. Das Jahr 2023 soll der Leitindex aus den USA dann bei 4000 Punkten schließen – und damit kaum verändert im Vergleich zum November 2022.
Goldman Sachs Strategists Say Bear Market Will Last in 2023 pic.twitter.com/Lii4p7M9Ri
— Gianluca (@MenthorQpro) November 21, 2022
Signifikante Risiken bei Rezession: Weiche Landung der US-Wirtschaft eingepreist
Der Basisannahme von Goldman Sachs liegt dabei zugrunde, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik eine weiche Landung der US-Wirtschaft erreicht. Demnach könnte das EPS des S&P 500 Ende 2023 bei rund 224 US-Dollar stagnieren. Sollte die US-Wirtschaft doch eine härtere Rezession durchleben, wäre das Abwärtspotenzial deutlich signifikanter. Dann könnte der S&P 500 bis auf 3150 Punkte fallen.
Kurzfristig könnte der S&P 500 dabei weiterhin eine hohe Volatilität verzeichnen, wenn es nach den Marktstrategen der US-Bank geht:
“The near-term path for equity markets is likely to be volatile and down,”
Geld investieren in 2023: Diese fünf Tipps gibt Goldman Sachs
Angesichts der zurückhaltenden Prognose für den S&P 500 hat Goldman Sachs zugleich einige Tipps für Anleger, wie sie den aktuellen Bärenmarkt meistern können.
1. Defensive Sektoren bevorzugen
Zunächst einmal sollten Investoren defensive Aktien bevorzugen, die ein geringes Zinsrisiko haben. Denn eine hohe Fremdverschuldung birgt insbesondere bei einem weiter fortschreitenden Zinszyklus signifikante Risiken. Spannende Branchen sind hier beispielsweise das Gesundheitswesen oder die Basiskonsumgüter.
2. Aktien mit Hebel auf nachlassende Inflation
Eine erste Abkühlung der Inflation ist indiziert. 2023 wird die Inflation weiter zurückgehen. Anleger könnten somit Aktien auswählen, die besonders stark von einer sinkenden Inflation profitieren.
3. Keine unrentablen Aktien
Depotleichen sollten auch 2023 keinen Platz im Portfolio haben. Noch stärker gilt dies jedoch für unrentable Unternehmen, die oft viele Jahre ihrer Profitabilität hinterherlaufen. Rentabilität ist ein immer wichtiger werdendes Analysekriterium.
4. Stabile Margen bevorzugen
Steigende Rohstoffkosten, Energiepreise und vieles mehr belasten vielerorts die Marge. Vorzugsweise setzt man auf Unternehmen mit stabilen Margen, die häufig zusätzlich über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen, beispielsweise Unternehmen aus der Luxusgüterbranche.
5. Keine Unternehmen mit gefährdeten/unsicheren Margen
Gefährdete Margen sorgen im aktuellen Umfeld für hohe Risiken im Depot. Sinken die Margen gehen die Gewinne zurück, dies dürfte zu weiteren Abverkäufen führen. Hier sollte der Fokus auf Sicherheit liegen, wenn es nach den Analysten von Goldman Sachs geht.
Morgan Stanley Analyst Mike Wilson bullisch für den Aktienmarkt 2023
Etwas positiver ist Mike Wilson von Morgan Stanley hinsichtlich der mittelfristigen Zukunft gestimmt. Denn dieser sieht im laufenden Jahr noch ein signifikantes Risiko in beide Richtungen. Der Bärenmarkt dürfte weitergehen und dann im ersten Quartal 2023 seinen Tiefpunkt finden. Hier identifiziert er das Kursniveau von rund 3000 Punkten als einen spannenden Bereich, um über das Tief im aktuellen Marktzyklus nachzudenken. Dieses Tief könnte laut Wilson eine großartige Gelegenheit für langfristige Anleger darstellen, die spätestens 2024 von steigenden Gewinnen und sich damit erholenden Aktienkursen profitieren werden.
Morgan Stanley’s Mike Wilson says he expects the S&P 500 to fall to 3000-3300 in Q1 of next year
— Tom (@TradingThomas3) November 21, 2022