“Rohstoffe sind die Grundlage unserer Zivilisation, da sie für alles von der Stromerzeugung bis zur Herstellung von Konsumgütern unverzichtbar sind. Ohne Rohstoffe gäbe es keine moderne Welt, wie wir sie kennen.” James Henry, Wirtschaftsjournalist
Während der Goldpreis in der Bankenkrise durch zunehmende Verunsicherung an den Finanzmärkten zwischenzeitlich über 2000 $ sprang und auf Wochensicht erneut 4 % im Plus notiert, sind auch die Marktstrategen von Goldman Sachs bullisch für Rohstoffe. Nach Informationen von Reuters sieht Goldman Sachs einen neuen Rohstoff-Superzyklus als unmittelbar bevorstehend. Dieser dürfte sowohl aus einer steigenden Nachfrage aus dem Reich der Mitte als auch einer Kapitalflucht aus den Energiemärkten speisen. Der Leiter der Rohstoffabteilung von Goldman Sachs Jeff Currie äußerte sich wie folgt:
“Als die Verluste zunahmen, griffen sie auf die Rohstoffe über”.
Doch damit nicht genug. Denn dies dürfte erst der Anfang sein:
“Historisch gesehen dauert es Monate, bis man Kapital zurückbekommt, wenn man ein derartig vernichtendes Ereignis hat… Wir werden bis Juni immer noch ein Defizit haben, und das wird die Ölpreise in die Höhe treiben.”
Obgleich die Bankenkrise aktuell signifikante Auswirkungen auf die Asset-Allokation der Anleger hat, sieht Currie kaum Auswirkungen auf den weltweiten Finanzmarkt. Vielmehr dürfte sich die aktuellen Verwerfungen auf die Regionalbanken der USA konzentrieren, eine Ansteckung auf Europa scheint eher unwahrscheinlich.
Kupfer als favorisierter Rohstoff: Massiver Pump durch verknapptes Angebot
Die Nachfrage nach Kupfer steigt aufgrund des wachsenden Bedarfs an erneuerbaren Energien und oder der Elektromobilität. Kupfer wird für die Herstellung von Stromleitungen, Batterien, Solarzellen, Elektrofahrzeugen und vielem mehr benötigt. Auch die zunehmende Digitalisierung und Infrastrukturprojekte treiben die Nachfrage an. Wärhend die Nachfrage steigt, entwickelt sich das Angebot wenig dynamisch. Denn Investitionen in die Erschließung neuer Minen sind aufgrund der gestiegenen Kosten und der Herausforderungen bei der Genehmigung in 2023 deutlich schwieriger.
Der Goldman-Sachs-Experte Currie betonte, dass die Auswirkungen auf Kupfer eher auf der Angebotsseite liegen, die einen parabolischen Preisanstieg bedingen könnten. Er zeigte sich weiterhin optimistisch für Kupfer und prognostiziert den niedrigsten Lagerbestand der Historie. Kurzfristig sieht er einen Kupferpreis von 10.500 $ und längerfristig ein Preisziel von 15.000 $ pro Tonne.
Das ist ein Rohstoff-Superzyklus: Beste Assetklasse 2023?
Bereits im 2023 Commodity Outlook von Goldman Sachs sahen die Marktstrategen die steigende Chance auf eine weit überdurchschnittliche Entwicklung bei Rohstoffen. Denn nun komme man in einen „underinvested supercycle“.
Doch was ist ein Rohstoff-Superzyklus überhaupt? Ein Rohstoff-Superzyklus ist eine langanhaltende Periode von hohen Rohstoffpreisen, die aufgrund von strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft und einer häufig steigenden Nachfrage entsteht. In der Regel dauert ein Rohstoff-Superzyklus mehrere Jahre. Ein Beispiel für einen Rohstoff-Superzyklus ist der Zeitraum von 2002 bis 2011, als die Nachfrage nach Rohstoffen aus China und anderen Schwellenländern stark zunahm. Infolgedessen explodierten die Rohstoffpreise.
Obwohl die Voraussetzungen für die meisten Rohstoffe in 2023 so günstig sind wie lange nicht mehr sind, positionierten sich die Marktteilnehmer lange Zeit im Blick auf eine Rezession, die sich naturgemäß negativ für Rohstoffe auswirkt. Die Spotpreise blieben lange Zeit fast auf dem Niveau von 2021. Doch die Knappheit der Rohstoffe wird nach Goldman Sachs weiterhin anhalten, wenn keine ausreichenden Investitionen zur Schaffung zusätzlicher Lieferkapazitäten getätigt werden. Die Banker gehen von einem weiteren Preisanstieg aus, da der globale Konjunkturzyklus noch nicht vorbei ist und sich das globale Wirtschaftswachstum wieder erholen wird.
Rohstoffe könnten demnach auch in 2023 die beste Assetklasse sein. Obwohl Rohstoff-Superzyklen eine Abfolge von bullischen Kursbewegungen enthalten, bewegen sie sich nie linear. Auch hier gibt es zyklische Bewegungen, die dennoch einen Superzyklus nicht ausschließen. Höhere Preise stellen das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage her. Sobald das kurzfristige Marktgleichgewicht erreicht ist, sind die hohen Preise nicht mehr erforderlich und es kommt zu temporären Korrekturen. Langfristige Versorgungsprobleme bedürfen jedoch mehrjährige Zeiträume, um diese wirklich zu lösen.
Bitcoin als neuer Rohstoff Teil des Superzyklus?
Ob der Bitcoin als Rohstoff eingestuft werden kann, ist umstritten. Doch sogar Gary Gensler, Chef der SEC, will ausdrücklich alle Kryptos außer dem Bitcoin als Wertpapiere einstufen. Ergo könnte es sich bei BTC eher um einen digitalen Rohstoff handeln. Dafür sprechen insbesondere die begrenzte Verfügbarkeit und die Tatsache, dass dieser durch aufwendige Mining-Prozesse gewonnen werden muss – eben das digitale Schürfen eines Rohstoffes. Jedoch ist die Einstufung als Rohstoff noch nicht universell anerkannt.
In der jüngsten Bankenkrise und den unsicheren Zeiten auf den Finanzmärkten erwies sich der Kauf von Kryptowährungen als eine sinnvolle Alternative. Insbesondere der Bitcoin verzeichnete in dieser Zeit eine signifikante Outperformance. Dies ist wohl vornehmlich auf seine Dezentralisierung und Unabhängigkeit vom Fiat-Geld zurückzuführen. Dennoch kann man die Bankenkrise noch nicht vollständig einschätzen. Tendenziell dürften sich Probleme bei TradFi jedoch positiv auf Bitcoin auswirken.
#Bitcoin is better than a Swiss Bank in your Pocket.
— Michael Saylor⚡️ (@saylor) March 15, 2023
Der Bitcoin etabliert sich immer mehr als eine sichere Anlage in Krisenzeiten, auch wenn seine Einstufung als Rohstoff noch nicht anerkannt ist. Dennoch könnte er von den zugrundeliegenden Entwicklungen profitieren, da die Nachfrage in unsicheren Zeiten steigt und das Angebot durch mathematische Algorithmen und präzise Planbarkeit sogar noch begrenzter ist als bei traditionellen Rohstoffen wie Kupfer. Wenn ein Superzyklus für Rohstoffe von den zugrundeliegenden Trends begünstigt wird, dann auch für Bitcoin.