Wandel

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat in einer neuen Studie den Wandel der deutschen Wirtschaft untersucht. Dabei identifizieren die Ökonomen vier verschiedene Dimensionen, die sich in gravierendem Ausmaß auf die deutsche Unternehmenslandschaft auswirken: die Digitalisierung, die Dekarbonisierung, Demografie und der Wandel der internationalen Verflechtungen. Demnach führte die Umfrage dennoch zum Schluss, dass sich die Unternehmen den „disruptiven Herausforderungen optimistisch“ stellen, um intentional „ihre Geschäftsmodelle erfolgreich anzupassen und neue Absatzmärkte erschließen zu können“.

Im folgenden Artikel schauen wir uns die vier Dimensionen an, die Deutschlands Wirtschaft in den nächsten Jahren deutlich verändern könnten. Sowohl Unternehmer, Investoren als auch Verbraucher sollten diesen Wandel im Auge behalten, um adäquat reagieren zu können.

Dekarbonisierung

Mit der Dekarbonisierung beschreibt das Institut der Deutschen Wirtschaft den klimafreundlichen Wandel, der auf einer Reduktion des Einsatzes von fossilen Energieträgern basiert. Der Einsatz erneuerbarer Energien werde sich somit maßgeblich auf den Wandel der Ökonomie auswirken. Schließlich zeigt der Anteil der erneuerbaren Energien bereits einen starken Trend der Zunahme, der beispielsweise beim Strom von deutlich unter 10 % im Jahr 2000 bis in das Jahr 2021 auf deutlich über 40 % reicht. Auch bei der Wärme und dem Verkehr sehen wir einen erheblichen Zuwachs von erneuerbaren Energien.

Anteil erneuerbare Energien

Maßgeblich für diesen Wandel dürften insbesondere politische Ziele sein, da die Europäische Union mit dem „Green Deal“ der erste klimaneutrale Kontinent bis 2050 werden möchte. Dennoch konstatieren die Verantwortlichen für die Studie, dass man selbstredend eine globale Herangehensweise bedürfe, um ein globales Thema wie den Klimawandel adäquat anzugehen. Auswirkungen werden in der deutschen Unternehmenslandschaft vermehrt auftreten, für eine effektive Wirkung braucht es jedoch multilaterale Kooperationen.

„Beim Klimawandel führt daran kein Weg vorbei, denn dessen Bekämpfung ist eine globale Herausforderung. Deswegen müssen internationale Organisationen gestärkt werden und in Handelsabkommen Vereinbarungen zu gemeinsamen Klimaschutzverpflichtungen verankert werden.“

Zugleich stellen die mangelnden Fortschritte Unternehmen vor Probleme. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen gab an, dass fehlende klimafreundliche Technologie und zu wenig erneuerbare Energien ein Hemmnis für die eigene Entwicklung seien.

Digitalisierung

Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche und statuiert einen umfassenden Wandel. Denn die Vernetzung nimmt stetig zu, der Datenverbrauch steigt. Doch Deutschland zeigt sich nicht als großer Vorreiter in puncto Digitalisierung. Während die Informations- und Kommunikationsbranche sowie Fahrzeugbau, Maschinenbau und Elektrotechnik die Digitalisierung gezielt vorantreiben, sieht dies in anderen Branchen anders aus. Der Nutzen der Digitalisierung ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, die Herausforderungen für die Umsetzung zu groß. Zugleich existieren in Deutschland auch regional große Unterschiede beim Ausbau von Breitbandanbindungen. Für eine flächendeckende Leistungsfähigkeit und Chancengleichheit muss ein solcher Ausbau massiv vorangetrieben werden.

Digital Deutschland

Wenn man sich den DESI anschaut, den Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft der Europäischen Kommission, sieht man starken Nachholbedarf. Denn Deutschland befindet sich hier hinter dem EU-weiten Durchschnitt.

Klar formuliert das IW Forderungen an die Politik:

„Vordringlich auf nationaler Ebene sind die Hausaufgaben zur Instandhaltung und Modernisierung der Infrastruktur. Damit dies in höherer Geschwindigkeit gelingt, ist die flächendeckende Verfügbarkeit leistungsfähiger Breitbandanschlüsse unerlässlich.“

Demografie

Der demografische Wandel stellt die deutsche Unternehmenslandschaft schon im Hier & Jetzt vor kaum lösbare Herausforderungen. Die Suche nach Fachkräften dauert immer länger, mitunter können Stellen gar nicht mehr besetzt werden. Die Politik reagiert auf diesen Wandel mit erleichterten Anforderungen für die Einwanderung und den Ausbau der Betreuung, um vornehmlich den Anteil der erwerbstätigen Frauen zu erhöhen. Denn die alternde Gesellschaft wird deutlich sichtbare Auswirkungen auf die Ökonomie haben. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen konnte in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden, liegt aber immer noch knapp 7 % unter der Erwerbstätigkeit der Männer.

Anteil erwerbstätige Frauen

In der zugrundeliegenden Umfrage hat jedes dritte Unternehmen den Fachkräftemangel als gravierendes Problem hervorgehoben. Besonders betroffen zeigen sich hier Unternehmen aus der Industrie und der Bauwirtschaft.

Der Fachkräftemangel beeinträchtigt zukünftiges Wirtschaftswachstum, da Unternehmen Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen und somit ihre Produktion und Expansion einschränken müssen. Dies kann zu Produktionsausfällen, höheren Arbeitskosten und einem Rückgang der Innovationsfähigkeit führen, was sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auswirkt.

Internationale Verflechtungen

Die deutsche Wirtschaft ist traditionell stark vom Export abhängig, wobei der Erfolg vieler hierzulande ansässiger Unternehmen von dem Verkauf der Waren in einer globalisierten Welt profitiert. Durch geopolitische Krisen und die Corona-Pandemie wurden jedoch auch die Risiken einer globalen Arbeitsteilung deutlich. Diese können sukzessive zu einem Abbau von internationalen Verflechtungen führen. Das Außenhandelssaldo und die Außenhandelsquote zeigen auch weiterhin die Relevanz des Exports und internationaler Verflechtungen für Deutschland. Ein diesbezüglich dynamischer Wandel muss somit unbedingt berücksichtigt werden.

„Die Vorteile der internationalen Verflechtung und der weltweite Güteraustausch haben diese Entwicklung unterstützt und darauf basierenden Geschäftsmodellen zum Erfolg verholfen. Dies lässt sich auch in einer Reihe von Indikatoren ablesen, welche die Zunahme der Handelsverflechtungen und internationalen Aktivitäten deutscher Unternehmen abbilden. Gerade gegen Ende des Betrachtungsreitraums zeigen die Indikatoren demnach auch eine Stagnation oder bei der Außenhandelsquote sogar einen Richtungswechsel an.“