Nach dem Gas-Lieferstopp von Russland schießt der Gaspreis in die Höhe. Bereits am Freitag der letzten Woche verteuerte sich das Gas um rund 35 %. Die Angst vor einem vollumfänglichen russischen Lieferstopp macht eine drastische Energiekrise wahrscheinlich. Dies befördert wiederum die Rezessionsangst der Menschen. Zwar wurden die Gasspeicher schneller als erwartet gefüllt. Dennoch sind im September 2022 die Sorgen omnipräsent. Die Finanzmärkte geraten in Turbulenzen und europäische Aktien brachen in den letzten Wochen vermehrt stark ein.
Während sich die Gaspreise in der laufenden Woche leicht erholen, sieht dieser Experte den Höhepunkt der Krise noch in weiter Ferne. Es könne alles hierzulande noch deutlich schlimmer werden, bevor Besserung in Sicht ist.
Nord Stream 1 dicht: Neue Schwierigkeiten für Europa
Zwar hat Gazprom bereits vor dem jüngsten Lieferstopp nur 20 % der Kapazitäten von Nord Stream 1 ausgeschöpft. Dennoch macht es der Ausfall dieser Kapazität für europäische Versorger noch schwerer, ihrer Tätigkeit nachzukommen und die Speicher aufzufüllen. Trotz weitgehend gefüllter Speicher müsse man nun die Nachfrage nach Gas dämpfen, um einen etwaigen kalten Winter zu überstehen. Durch den stark steigenden Gaspreis wurde Erstgenanntes bereits partiell erfüllt. Die Nachfrage nach Gas ist bereits deutlich gesunken.
Russia is keeping Nordstream 1 closed. The EU says Russia is using gas as a ‘weapon’. Here’s 4 mins on how the impact of the war connects to the cost of living crisis – as well as climate change and Covid. https://t.co/uGOQdPfqfW pic.twitter.com/JpVT5ixaJr
— Ros Atkins (@BBCRosAtkins) September 3, 2022
Chef-Volkswirt der Berenberg Bank sieht massive Gefahren
Holger Schmieding, der Chef-Volkswirt der Berliner Berenberg Bank, sieht schlechte Zeiten für Europa. Denn die Stilllegung von Nord Stream 1 bedeute nichts anderes, als dass die Inflation in Europa und damit vor allem Deutschland noch weiter steigen werde und eine massive Rezession nahezu unausweichlich sei. Die Einschätzung von Schmieding ist äußerst pessimistisch und bereitet Anlegern zunehmend Sorgen. Kein Wunder, dass der Euro Stoxx im letzten Monat wieder um fast 7 % korrigierte.
Märkte korrigieren vor EZB-Zinsentscheid
Neben der Energiekrise ist die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank aktuell eines der wichtigsten Parameter, auf welches Anleger in Europa schauen. Am morgigen Donnerstag steht der EZB-Zinsentscheid an. Die EZB ist in einer schwierigen Lage. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/euro-gaspreise-paritaet-nord-stream-dollar-ezb-inflation-rezession-101.html
Einerseits ist die Inflation auf einem Rekordniveau. Eine zu schwache Anhebung der Zinsen würde die Inflation möglicherweise anfeuern und die Teuerungsrate weiterhin antreiben.
Andererseits droht für Europa eine massive Rezession. Stark ansteigende Zinsen würden die Konjunktur weiter belasten. Zugleich belastet die Zinsdifferenz zwischen dem US-Dollar und dem Euro aktuell die europäische Gemeinschaftswährung.
Der schwache Euro fördert wiederum die Inflation und schwächt die Konjunktur. Keine einfache Entscheidung für die EZB, die im Hinblick auf die starke Teuerung jedoch kaum eine Wahl hat.
Ihr Kapital ist im Risiko.