Mitte November gab es die lange erwartete Meldung. Die deutschen Gasspeicher waren zu 100 % gefüllt. Die milde Witterung unterstützte die Bemühungen der Deutschen, Gas zu sparen. In Zeiten der Energiekrise gab es ein temporäres Durchatmen. Nun sinkt der Füllstand jedoch bereits wieder. Zugleich hat die Bundesnetzagentur fünf Indikatoren entwickelt, um die Gasversorgung kontinuierlich transparent darzustellen und auf etwaige Engpässe frühzeitig hinzuweisen.
Wir erweitern unsere Informationen zur aktuellen #Gasversorgungslage in um fünf Indikatoren, die die Lagebewertung im Winter maßgeblich beeinflussen. Die Daten werden regelmäßig aktualisiert. https://t.co/v3WS3IFUDC #Alarmstufe #Frühwarnstufe @BMWK #Bundesnetzagentur pic.twitter.com/AZ8PQqIlR2
— Bundesnetzagentur (@bnetza) November 25, 2022
Während die Sorgen eines Energienotstands für den aktuellen Winter etwas kleiner werden, sieht es für 2023/2024 gänzlich anders aus. Denn Besserung scheint nicht in Sicht, vielmehr gehen Experten von einer noch schwierigeren Situation aus.
Neue Indikatoren der Bundesnetzagentur: Diese fünf Tachometer geben Aufschluss über die Gasversorgung
Fünf neue Indikatoren wurden von der Bundesnetzagentur eingeführt. Jeder Indikator bildet einen anderen Bereich ab. Intentional möchte man die Gasversorgung in Deutschland bewerten und Anhaltspunkte für eine aktuelle Lagebewertung schaffen. Die fünf Indikatoren im Überblick:
- Temperaturprognose: Wie entwickelt sich die Temperatur? Niedrigere Temperaturen führen zu einem höheren Gasverbrauch.
- Gasverbrauch temperaturbereinigt: Der Gasverbrauch der Haushalte und Industrie ist ebenfalls von hoher Relevanz. Dieser wird temperaturbereinigt in Relation zu den Vergleichszeiträumen gesetzt.
- Speicherfüllstände: Je höher der Speicherstand ist, desto stabiler die Versorgung. Wenn dieser jedoch schnell sinkt, wird es kritisch.
- Situation in den Nachbarländern: In einer partnerschaftlich zusammenarbeitenden Europäischen Union, die durch Im- und Exporte geprägt ist, kommt auch der Situation in den Nachbarländern Bedeutung zu. Zugleich hat diese indizielle Wirkung.
- Beschaffung Regelenergie: Die Beschaffung der Energie beeinflusst den Rückgang der Speicherstände respektive die Wiederauffüllung.
Aktuell gibt die Bundesnetzagentur (Stand 27.11.2022) den Stand bei allen Indikatoren mit „Stabil“ an.
Tägliche Aktualisierung und drei verschiedene Stufen
Eine automatische Notfallstufe gibt es nicht, um die Gasversorgung adäquat zu beurteilen. Vielmehr werden die Indikatoren in Zukunft jeden Werktag aktualisiert und sollen somit den ausführlicheren Bericht der Bundesnetzagentur sinnvoll ergänzen. Durch die Verwendung von drei verschiedenen Stufen sollen Interessierte direkt Veränderungen erkennen und den Status quo beurteilen können:
- Stabil
- Angespannt
- Kritisch
Problematisch bleibt jedoch die regional und lokal differente Versorgung. Die Indikatoren helfen einen allgemeinen Überblick über die bundesweite Lage zu schaffen, können jedoch keine lokalen Gefahren abbilden.
Füllstand der Gasspeicher rückläufig
Bereits jetzt lassen sich leicht rückläufige Zahlen bei den Gasspeichern in Deutschland erkennen. Während diese vor einigen Tagen noch bei 100 % standen, gab es nun einen ersten Rückgang auf aktuell unter 99 %.
Lagebericht #Bundesnetzagentur 25.11.22 (13 Uhr):
– #Gasversorgung in im Moment stabil.
– Aktuelle Speicher-Füllstände: 98,95 %, Rehden 93,29 %.Details & Erläuterungen der Grafiken ▶️ https://t.co/sWe38viOvx@BMWK pic.twitter.com/8GNB8evhbR
— Bundesnetzagentur (@bnetza) November 25, 2022
Dennoch sieht man im Vergleich zu den vergangenen Jahren einen deutlich späteren Rückgang. Der mildere Winter im Gegensatz zum Vorjahr führt zu einem aktuell eher leichten Rückgang der Speicher, dieser befindet sich jedoch noch über dem Maximalstand zu diesem Zeitpunkt in den vergangenen vier Jahren.
Wird 2023 erst noch alles schlimmer, bevor es wieder besser wird?
Häufig hört man die Hoffnung, dass man nur den aktuellen Winter überstehen müsse, um dem Gasnotstand doch noch zu entfliehen. Experten sehen jedoch die Versorgung in den kommenden Wintern als besonders problematisch. Denn die IEA verwies zuletzt darauf, dass Europa starke Engpässe bei der Einspeicherung von Gas für den Winter 2023/2024 erleiden könnte. Ohne das russische Gas und eher instabilen Importen aus China könnte rund die Hälfte des Gases fehlen, das für eine erneute Auffüllung der Speicher auf rund 95 % erforderlich wäre. Adäquate Lösungen müssen zeitnah und mit Weitsicht ausgearbeitet werden. Denn sonst wäre man 2022/2023 noch dem Gasnotstand entflohen, nur um in den nächsten Jahren mit noch gravierenden Problemen zu kämpfen.