Rezession Fed

Am gestrigen Dienstag meldeten sich gleich mehrere Notenbanker der US-amerikanischen Federal Reserve zu Wort, um über die Fortschritte im Kampf gegen die Inflation zu berichten. Der Markt blickte gespannt auf die Pressekonferenzen, erhoffte man sich doch weitere Andeutungen auf eine Lockerung der Geldpolitik, die eine Trendfortsetzung des starken Januars bedingen könnte. Mit Jerome Powell, dem Chef-Notenbanker, und dem Minneapolis-Präsident der Fed Neel Kashari waren es letztendlich zwei Notenbanker, die im Tenor Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung sehen und dennoch weitere Zinserhöhungen ankündigen.

Jerome Powell „Disinflation hat begonnen“

Der Vorsitzende der US-amerikanischen Notenbank Jerome Powell sieht den Prozess der Disinflation noch am Anfang. Zwar sehe man deutliche Fortschritte, da sich die Inflation abschwächt. Dennoch werde die Rückkehr zur Zielrate ein langfristiger Prozess sein. Sofern sich die Wirtschaftsdaten nicht entsprechend den Erwartungen entwickeln, könnten stärkere Zinssteigerungen angebracht sein.

“But it has a long way to go. These are the very early stages.”

Auch einer baldigen Lockerung der Geldpolitik wandte sich Jerome Powell in seiner Rede zu. Demnach gehe er davon aus, dass die Geldpolitik über einen bestimmten Zeitraum restriktiv bleiben müsse, damit die Inflation auch nachhaltig zurückkehren könne.

Präsident der Minneapolis-Fed bleibt hawkisch

Neel Kashkari, der Präsident der Federal Reserve aus Minneapolis, bliebt am Dienstag ebenfalls seiner hawkischen Einschätzung treu. Das stärke Beschäftigungswachstum sei der Beweis, dass man die Inflation noch aggressiver bekämpfen müsse. Dabei möchte er den Leitzins auf 5,4 % anheben.

“We need to raise rates aggressively to put a ceiling on inflation, then let monetary policy work its way through the economy,”

Besonders relevant für die Entscheidungen der Federal Reserve sei aktuell das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Denn auf jeden verfügbaren Arbeitsnehmer kommen fast zwei offene Stellen. Zugleich stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne im Januar um 4,4 %, was ein Erreichen des Inflationsziels von 2 % erschwert.

“I haven’t seen anything yet to lower my rate path, but I’m obviously keeping my eyes open and we’ll see how the data comes in,”

Märkte reagieren volatil auf Federal Reserve

Nach den ersten Äußerungen von Jerome Powell kehrten die Käufer in den Aktienmarkt zurück. Die Leitindizes schossen ins Plus, dann gab es jedoch die Trendwende als Jerome Powell vor dem starken US-Arbeitsmarkt warnte und stärkere Zinssteigerungen für möglich hält. Da der Markt bereits für Ende 2023 eine Lockerung der Geldpolitik einpreist, dürfte dies viele Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben.

„If we continue to get, for example, strong labor market reports or higher inflation reports, it may well be the case that we have do more and raise rates more than is priced in,”

Zunehmend werden Anleger pessimistisch im Hinblick auf den baldigen Pivot. Während vor rund einer Woche nach Daten der CME Group keine Marktteilnehmer bei der nächsten Fed-Sitzung einen Zinsschritt um 50 Basispunkte für möglich hielten, sind es aktuell schon 6,3 %. Demgegenüber hofften vor rund einer Woche 17,7 % der Befragten, dass die Fed im März die Zinserhöhungen pausiert. Diese Option scheint nicht mehr zu bestehen. Die Mehrheit der Marktteilnehmer sieht einen weiteren kleinen Zinsschritt um 0,25 %.

Fed Zinsen

Beim Fed Dot Plot handelt es sich um die prognostizierten künftigen Zinssätze, die die Prognosen der einzelnen Notenbanker umfassen. Für 2024 und 2025 sehen wir im aktuellen Dot Plot eine starke Varianz zwischen den einzelnen Aussagen, von einer Zielrate bei 5,5 % in 2024 bis lediglich 3,25 %. Auch die Notenbanker sind sich aktuell uneinig. Die Geldpolitik bleibt weiterhin der entscheidende Parameter für die Finanzmärkte.

Fed Dot Plot