Die Erzeugerpreise in Deutschland steigen weiter rasant. Das Bundesamt für Statistik gab in einer gestrigen Pressemitteilung die Teuerungsrate bei den Erzeugerpreisen für gewerbliche Produkte mit 45,8 % im Vergleich zum Vorjahresmonat an – auch im Vergleich zum Vormonat verteuerten sich die Produkte abermals. Im August und September 2022 gab es die höchsten Anstiege seit der Erhebung im Jahr 1949. Erneut waren die Energiepreise der Treiber. Oftmals gelten die Produzentenpreise als Vorbote für die Inflation, da diese eben noch nicht vollständig auf die allgemeine Preisentwicklung durchschlagen. Kann die Inflation in Deutschland also noch weiter steigen?
Erzeugerpreise explodieren in 2022: Energie bleibt Treiber dieser Entwicklung
Mit einem Anstieg der Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte von 45,8 % verharrt der Index für Erzeugerpreise auf einem Rekordniveau. Etwas Hoffnung macht lediglich der geringe Anstieg von 2,3 % im Vergleich zum Vormonat. Im August stiegen die Erzeugerpreise im Vergleich zum Juli noch um 7,9 %. Die Erzeugerpreise steigen somit weiter, allerdings schwächt sich die Dynamik leicht ab. Leichte Hoffnung, dass möglicherweise jetzt ein Höhepunkt bei den Erzeugerpreisen erreicht ist.
Weiterhin sind die Energiepreise hauptverantwortlich für den signifikanten Anstieg der Erzeugerpreise. Die Energiepreise lagen nach dem Bundesamt für Statistik im September 2022 um 132,2 % höher als im Vorjahr. Infolgedessen stiegen auch die Erzeugerpreise für Vorleistungsgüter, Gebrauchs- und Verbrauchsgüter sowie Investitionsgüter deutlich an – partiell auch durch die hohen Energiekosten bedingt.
Die #Erzeugerpreise sind erneut extrem gestiegen – um 45,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Womit Verbraucher nun rechnen müssen, erklärt ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller. pic.twitter.com/0F5PVqCxXc
— ZDFheute (@ZDFheute) October 20, 2022
Ohne Berücksichtigung der Energiepreise wären die Erzeugerpreise 14 % höher als im Vorjahr und fast gar nicht im Vergleich zum Vormonat August gestiegen.
Inflation in Deutschland: weiterer Anstieg der Teuerungsrate möglich
Der Verbraucherpreisindex für den Monat September offenbarte eine Inflationsrate von 10 %. Ein erneuter Anstieg der Erzeugerpreise, der als Frühindikator für die Inflationsentwicklung gilt, lässt nun Schlimmeres befürchten. Denn bei einer 10 % Inflationsrate könnte die Spitze noch nicht erreicht sein. Vielmehr scheint ein erneuter Anstieg auf 11 oder sogar 12 % Inflation in Deutschland im Bereich des Möglichen, bevor die Inflation dann Anfang 2023 zunehmend abflacht, aber dennoch auf einem hohen Niveau verharrt.
Druck auf EZB: harter Zinsschritt von 0,75 % erwartet
Die hohen Erzeugerpreise und die möglicherweise weiter steigende Inflation erhöhen den Druck auf die EZB. Der aktuelle Zinssatz von 1,25 % dürfte schon bald Geschichte sein. Ein harter Zinsschritt scheint das Mittel der Wahl, um die Preisstabilität mittelfristig wieder gewährleisten zu können. Ökonomen erwarten aktuellen einen Zinsschritt von 75 Basispunkten. Dies ist auch die Zinserhöhung, die die Märkte einpreisen. Wie in der Vergangenheit dürfte die EZB von Sitzung zu Sitzung entscheiden, sodass kaum Rückschlüsse auf die weitere Zinspolitik oder ein angestrebtes Zinsniveau möglich sind.
Wann ist die EZB-Sitzung?
Die nächste Leitzinsentscheidung findet bei der EZB am 27.10.2022 statt. In weniger als einer Woche wird Christine Lagarde mit den anderen Notenbankern entscheiden, ob der Leitzins von 1,25 % weiter angehoben wird und viel wichtiger, um wie viele Basispunkte. Denn an einer drastischen Zinserhöhung führt im Hinblick auf die grassierend hohe Inflation kein Weg mehr vorbei.