Wirtschaftskrise

Aktuelle Berechnungen des ifo-Instituts aus der vergangenen Woche verdeutlichen den signifikanten Einfluss der Energiekrise auf die Konjunktur in Deutschland. Denn demnach würden rund 110 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung verloren gehen. Damit belaufen sich die Verluste auf rund 1,8 % der Wirtschaftsleistung in 2022. Explodierende Preise für Strom und Gas zehren an der Substanz der deutschen Volkswirtschaft. Was das ifo Institut noch zum Status quo und den Aussichten für Deutschlands Konjunktur sagt:

Historisch dramatische Situation: Massiver Verlust beim Realeinkommen

„Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4 Prozent der Wirtschaftsleistung noch höher aus. Die erste Ölpreiskrise 1973/74 beziffern wir auf minus 1,5 Prozent“

Kumuliert liegt der Verlust an Realeinkommen in der deutschen Wirtschaft bei rund 110 Milliarden Euro oder 3 % der Wirtschaftsleistung in einem Jahr. Dies ist ein signifikanter Verlust, der mit 4 % überhaupt erst einmal in der Geschichte während der zweiten Ölkrise erreicht wurde. Historisch offenbart sich auch die Zeit, die es bedarf, um einen derartigen Verlust auszugleichen. Der Kaufkraftverlust aus den Jahren 1979 bis 1981 konnte erst 1986 wieder ausgeglichen werden. Daraus könnte man schlussfolgern, dass es auch bis 2025 oder länger bedarf, bis die aktuell dramatischen Verluste an Realeinkommen wieder kompensiert werden können.

Energiepreise als Inflationstreiber: Keine Veränderung in Sicht

Zugleich machte Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturprognosen, auch gleich die Hoffnung zunichte, dass das Realeinkommen schnell wieder wachsen wird. Denn einen maßgeblichen Anteil am Inflationsgeschehen haben die Energiepreise, bei denen keine signifikante Abkühlung absehbar ist. Schließlich werde Russland als Lieferant wohl dauerhaft wegfallen, sodass sich das geringere Angebot preissteigernd auswirkt. Zugleich dürfte Deutschland weiterhin abhängig von Energieimporten bleiben. Denn die eigene Energieproduktion macht lediglich einen Bruchteil des Energiebedarfs aus und auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird keine zeitnahe Abhilfe schaffen.

Ifo Konjunkturprognose: Inflation schwächt Konsum der privaten Haushalte, harter Winter droht

Bereits in der offiziellen ifo Konjunkturprognose aus dem September arbeitete das Wirtschaftsinstitut heraus, dass die anhaltend hohe Inflation dem deutschen Konsum signifikant zusetzt und die Kaufkraft der Verbraucher deutlich schwächt. Demnach kühle die deutsche Konjunktur signifikant ab, da die realen Einkommen der privaten Haushalte sowie die Ersparnisse deutlich reduziert werden. Dies führe kumuliert zu einer deutlich geringeren Kaufkraft, die wiederum die Wirtschaftsleistung begrenze. Das BIP solle 2022 noch um 1,6 % steigen, während im kommenden Jahr das BIP-Wachstum mit 0,3 % fast zum Stillstand kommen wird.

Besonders dramatisch sei demnach die Inflationserwartung für das erste Quartal 2023 – hier werde eine Inflation von 11 % erwartet. Eine Erholung der Wirtschaft mit korrespondierendem Rückgang der Inflation wird erst für 2024 prognostiziert.

Staatliche Unterstützung keine Lösung!

Zugleich verweist das ifo Institut abermals darauf, dass voreilig oder politisch-strategisches Handeln die Problematik nicht beseitigen kann, da der Realeinkommensverlust bestehen bleibt. Die Politik hat lediglich die Möglichkeit, die Anteile zu verschieben und somit eine Umverteilung des realen Einkommensverlusts anzustreben. Die Verluste werden potenziell auf zukünftige Generationen verschoben, sofern Schulden oder geringe Investitionen die mittelfristige Wirtschaftskraft Deutschlands negativ beeinträchtigen.