Rohstoffe Deutschland

Die Bundesregierung gab bei der renommierten Unternehmensberatung Ernest & Young eine Studie in Auftrag und dürfte von den Ergebnissen nicht begeistert sein. Denn die Studie warnt vor einer rasant steigenden Abhängigkeit bei Rohstoffen für deutsche Firmen. Während es 2011 in der Studie noch 14 kritische Rohstoffe gab, sind es mittlerweile 46 strategisch wichtige Rohstoffe, von denen 39 Stück importiert werden müssen.

Keine Entspannung in Sicht: Innovationen verschärfen Rohstoffabhängigkeit

Die Studie sieht zugleich keine Entspannung in den nächsten Jahren. Denn die Nachfrage nach technologisch führenden und energieeffizienten Innovationen werde in den nächsten Jahren weiter steigen. Dafür seien insgesamt 46 Rohstoffe strategisch, die eben maßgeblich bei der Produktion von wichtigen Gütern in der Hochtechnologiebranche zum Einsatz kommen. Die Ernest & Young Studie hält somit eine klare Warnung an die Regierung bereit. Sollte man nicht handeln, werde sich der Trend fortsetzen, die Abhängigkeit steigen und die Anzahl kritischer Rohstoffe wahrscheinlich wachsen.

Rohstoffarmes Deutschland: 39 Rohstoffe gelten als importabhängig

Dass Deutschland nicht das rohstoffreichste Land ist, dürfte den meisten Menschen bewusst sein. Dennoch ist die Importabhängigkeit signifikant. Denn 39 der besagten Rohstoffe seien gänzlich von Importen abhängig. Dazu komme laut Studie, dass die Lieferketten oft nur unzureichend diversifiziert sind – insbesondere die China-Abhängigkeit bei den seltenen Erden stößt bei den Autoren der Studie kritisch auf. Dies gelte auch für das Lithium, das für die Batterieproduktion von maßgeblicher Bedeutung ist. Zugleich handelt es sich bei Batterien um einen wenig beachteten Megatrend, der bei der Elektrifizierung unseres Lebens im nächsten Jahrzehnt weiterhin von enormer Relevanz sein dürfte.

Lösungssuche der Bundesregierung: Erschließung neuer Rohstoffvorkommen

Aktuell macht sich die Bundesregierung auf die Suche nach Lösungen, um die Rohstoffabhängigkeit zu reduzieren. Doch der Aufbau jahrelanger Abhängigkeiten kann zweifelsfrei nicht in kürzester Zeit wieder aufgelöst werden. Tendenziell wolle man die Abhängigkeit von China reduzieren, um weitere Lieferpartner zu gewinnen. Doch auch heimische Rohstoffvorkommen sollen in Europa erschlossen werden. Dafür möchte man einen staatlichen Finanzierungsfonds auf EU-Ebene gründen, der neue Rohstoffvorkommen in Europa erschließen soll.

BDI empfiehlt Nutzung heimischer Rohstoffe

Um die Abhängigkeit dauerhaft zu reduzieren, empfiehlt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) heimische Rohstoffe als Lösung für weniger Abhängigkeit, die zugleich den Nachhaltigkeitszielen am besten entspreche. Schließlich können einerseits die Lieferwege gekürzt werden, während andererseits der Abbau kontrolliert den hiesigen Standards entsprechen kann. Dies stärke nicht nur die Unabhängigkeit, sondern helfe auch bei einer ökologischen Verwendung der Rohstoffe.

Diversifikation auf mehreren Ebenen erforderlich

Doch nicht nur die Erschließung von Rohstoffen und der Abbau derselbigen müssen in Zukunft geografisch besser diversifiziert erfolgen. Vielmehr sollten auch die nachgelagerten Produktionsstufen zunehmend in Europa etabliert werden, sodass es Kapazitäten bedarf, um Rohstoffe in Europa weiterzuverarbeiten. Denn auch dieser Produktionsschritt wird aktuell vornehmlich in China bewältigt.

Mehr Abhängigkeit von China als von Russland

Die Rohstoffabhängigkeit wurde uns im Jahr 2022 dramatisch vor Augen geführt, als der ehemals wichtigste Lieferant für Erdgas wegbrach. Die Sanktionen gegen Russland brachten Deutschland in Bredouille, noch immer fürchten Experten einen Gasnotstand im Winter. Dennoch warnt der BDI bereits davor, dass die Abhängigkeit bei mineralischen Rohstoffen von China deutlich ausgeprägter sei als die Abhängigkeit von Russlands Gas.