China

Bereits am frühen Montagmorgen gab es Konjunkturdaten aus China. Nachdem die Veröffentlichung des jüngsten Wirtschaftswachstums ohne Erklärung vom 18. Oktober auf den 24. Oktober verschoben wurde, schlug das BIP-Wachstum nun die Erwartungen. Nach offizieller Lesart wuchs die chinesische Volkswirtschaft im dritten Quartal in Relation zum Vorjahr um 3,9 % – damit bewegt sich das durchschnittliche Wirtschaftswachstum 2022 wieder bei 3 %. Die Analysten gingen zuvor nur von 3,4 % Wachstum aus. Während die chinesische Wirtschaft somit wieder auf Wachstumskurs ist, festigt Parteichef Xi auf dem National Congress der Kommunistischen Partei seine Macht. Die Märkte haben dazu eine klare Meinung – der Hang Seng fällt zum Wochenstart um 5 %.

China wächst wieder, bleibt jedoch unter Zielrate von 5,5 %

Die verspätete Veröffentlichung des chinesischen BIP offenbart, dass dieses im dritten Quartal 2022 im Jahresvergleich um 3,9 % anstieg. Damit übertraf man die Konsensschätzungen von 3,3 % deutlich. Nachdem im zweiten Quartal das BIP nur um 0,4 % wuchs und fast stagnierte, gibt es inzwischen die kräftige Erholung. Dennoch bleibt Chinas Wirtschaftswachstum unter der anvisierten Zielrate von 5,5 %.

Die Exporte übertrafen mit einem Wachstum von 5,7 % in US-Dollar ebenfalls die Erwartungen (4,1 %). Diese gelten traditionell als einer der Wachstumstreiber im Reich der Mitte.

Zero-Covid-Politik hemmt wirtschaftliche Erholung, Immobiliensektor als Belastung

Einem noch stärkeren Wachstum beim BIP steht die Covid-Politik in China im Weg. Seit Beginn der Pandemie gehen die Verantwortlichen im Reich der Mitte einen Sonderweg. Sobald es Covid-19-Infektionen gibt, folgen drastische Einschränkungen und Lockdowns. Die Zero-Covid-Politik führt immer wieder zu Produktionsstillständen, dies musste nicht zuletzt Tesla in Shanghai erleben. Dies sorgt dafür, dass Chinas Wirtschaft immer noch mit angezogener Handbremse fährt. Die Kommunistische Partei bestätigte jedoch unlängst, dass man die strikte Bekämpfung von Covid-19 nicht ändern werde. Zugleich sind deutliche Preisrückgänge im Immobiliensektor Belastungsfaktor für Chinas Bruttoinlandsprodukt.

Dritte Amtszeit als Generalsekretär: Xi erster Staatschef mit drei Amtszeiten seit Mao Zedong

Am Wochenende hielt das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ihre Generalversammlung ab. Hier wurde Staats- und Parteichef Xi Jinping zum dritten Mal als Generalsekretär in einer geheimen Abstimmung bestätigt. Damit ist Xi für die nächsten fünf Jahre Generalsekretär der Partei. Im März dürfte er auch für seine dritte Amtszeit als Präsident der chinesischen Volksrepublik antreten. Damit festigt Xi entgegen früheren Gepflogenheiten seine Macht. Bereits 2018 schuf er die Begrenzung der Amtszeit auf zwei Mandate ab – nun macht er wohl gleich von dem neuen Recht Gebrauch. Damit wäre Xi der erste Staatschef seit Mao Zedong, seines Zeichen Staatsgründer Chinas, der mehr als zwei Amtszeiten die politische Führung im Reich der Mitte innehat.

Politische Eiszeit zwischen USA und China

Derweil verhärten sich die Fronten zwischen den USA und China. Der ehemalige US-amerikanische Botschafter in China Max Baucus äußerte sich jetzt in einem Interview sorgenvoll, dass China und die USA auf dem besten Weg in einen neuen Kalten Krieg seien.

Wirtschaftswachstum in China: geht die Erfolgsstory weiter?

Die chinesische Volkswirtschaft erlebte in den vergangenen Jahrzehnten ein regelrechtes Wirtschaftswunder. Das Bruttoinlandsprodukt wurde über viele Jahre hinweg teils deutlich über 5 % gesteigert, doch aktuell verlangsamt sich das Wachstum.

BIP in China in Milliarden US-Dollar

2025e 25.353,05
2023e 21.865,48
2022e 19.911,59
2021 17.458,04
2020 14.862,56
2019 14.340,6
2018 13.841,81
2017 12.265,33
2016 11.226,9
2015 11.113,51
2010 6.033,83

Die Wachstumsstory bekommt erste Risse. In den nächsten Jahren muss die chinesische Politik einige Herausforderungen bewältigen. Die aktuellen Schritte weg von der freien Marktwirtschaft in Richtung Sozialismus riskieren die beträchtlichen Erfolge, die China bereits erreicht hat. Nachdem Xi seine Macht im Reich der Mitte gefestigt hat, sollte der Fokus auf den bereits erreichten Wohlstand gelegt werden. Denn diesen bewahrt und steigert Xi am besten mit einer konstruktiv bilateralen Zusammenarbeit mit den USA, mehr Marktwirtschaft und weniger Regulation.

Hang Seng Index korrigiert deutlich: Technologie-Aktien fallen teilweise zweistellig

Die Reaktion des Marktes, insbesondere wohl auf die politischen Zustände in China, ist eindeutig. Der Hang Seng Index fällt um über 5 %, beim Hang Seng Tech Index gibt es sogar über 6 % Verluste. Einige Technologie-Aktien fallen aktuell zweistellig. Augenscheinlich ziehen sich Investoren nach dem Wochenende weiter aus chinesischen Unternehmen zurück. Während dies einerseits die Bewertung weiter vergünstigt, bleiben die Risiken immens.