Cathie Wood hört einfach nicht auf. Erneut wendet sich die Fondsmanagerin von Ark Invest offensiv gegen die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, da die aggressive Straffung ihrer Meinung nach ein schwerer Fehler sei. Mittlerweile signalisiere der Anleihenmarkt mehr als deutlich, dass die US-Notenbank einen Fehler mache. Die Zinskurve ist extrem invertiert, stärker als die vergangenen 40 Jahre. Mittlerweile bestehe die dramatische Gefahr einer tiefgreifenden Rezession. Somit stelle die Deflation mittlerweile ein größeres Risiko dar als die eigentlich von der Fed bekämpfte Inflation.
Inversion der Zinskurve stärker als die vergangenen 40 Jahre: Anleger erwarten Rezession
Die Zinskurve am Anleihenmarkt ist aktuell so stark invertiert, wie seit den 80er Jahren nicht mehr. In der Vergangenheit handelte es sich dabei um ein untrügliches Zeichen, dass eine Rezession bevorsteht. Damals gab es übrigens eine zweistellige Inflation in den USA. Die Inversion der Zinskurve ist eher ungewöhnlich. Anleger erhalten nun für Bonds mit kürzeren Laufzeiten mehr Renditen als für längere Laufzeiten. Dies ist aus einem einfachen Grund der Fall. Denn die Anleger präferieren die Anleihen mit langer Laufzeit, da sie kurzfristig eine Rezession erwarten. Das Minus von rund 80 Basispunkten zwischen den 10-jährigen und 2-jährigen US-Staatsanleihen ist dabei historisch hoch.
The bond market seems to be signaling that the Fed is making a serious mistake. At -80 basis points (as measured by the 10 year vs 2 year Treasury yields), the yield curve is more inverted now than at any time since the early ‘80s when double-digit inflation was entrenched.
— Cathie Wood (@CathieDWood) December 7, 2022
Massive Rabatte im Einzelhandel: Deflation die eigentliche Gefahr
Starke Rückgänge bei den Rohstoffpreisen und massive Rabatte im Einzelhandel indizieren nach Cathie Wood übrigens ein viel größeres Problem. Denn eine invertierte Zinskurve indiziere eine Rezession und/oder eine Inflation, die niedriger als erwartet abläuft. Massive Rabattaktionen im Einzelhandel zeigen aktuell, dass die Lager voll sind und die Konsumenten nicht ausreichend einkaufen. Während die Inflationsdaten partielle Preissteigerungen offenbaren, ergibt sich hier ein anderes Bild.
Man denke nur hierzulande an eine Rabattaktion von About You in den letzten Wochen, bei welcher man schlichtweg 50 % Rabatte auf Markenkleidung erhielt. Von Inflation und anziehenden Preisen war hier nichts zu sehen. Ergo verweist Cathie Wood auf Deflation als deutlich größeres Risiko, das die Fed jedoch leider gänzlich ignoriert.
Typically, an inverted yield curve is pointing to a recession and/or lower than expected inflation than expected. In our view, deflation is a much bigger risk than inflation. Commodity prices and massive retail discounts are corroborating this point of view.
— Cathie Wood (@CathieDWood) December 7, 2022
Ark Invest setzt weiter auf Growth-Titel: „Innovation als Schlüssel zu echtem Wachstum“
Ark Invest ist bekannt für eine wachstumsorientierte Anlagestrategie, die in der Corona-Pandemie zu stark steigenden Aktienkursen führte. Doch trotz heftiger Korrektur, mit welcher die Ark Invest ETFs aktuell den Markt deutlich underperformen, beharrt Cathie Wood auf ihrem Ansatz. Langfristig werden die Innovatoren vorhandene Probleme lösen. Zugleich gebe es von diesen Problemen im Jahr 2022 deutlich mehr als noch vor zwei Jahren. Innovation könne derartige Probleme lösen und als Garant für echtes Wachstum fungieren, das dann auch wieder den Anlegern bei Ark Invest zugutekommen wird.
Parallelen zu den 20er-Jahren: Macht die Fed wirklich alles falsch?
Bereits Anfang November kritisierte Cathie Wood die US-Notenbank Fed für die aggressive Straffung der US-Geldpolitik mit einem 75-Basispunkte-Zinsschritt nach dem Anderen. Dabei verwies sie auf Parallelen zu den 20er Jahren, in denen nach dem Ersten Weltkrieg und der Spanischen Grippe die Inflation durch gestörte Lieferketten auf über 20 % schoss und im nächsten Jahr direkt wieder fiel, nachdem die Störungen weitgehend beseitigt worden waren – eine gewisse Parallele zur Corona-Pandemie lässt sich kaum von der Hand weisen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass nun auch in China die Zero-Covid-Politik bald der Geschichte angehören dürfte. Übrigens hat die US-Notenbank damals die Zinsen eben nicht angehoben und somit die goldenen 20er ermöglicht – ein Jahrzehnt voll von wirtschaftlichem Wachstum.
Ob die Fed nun alles falsch macht oder nicht, darüber kann man mitunter kontrovers diskutieren. Sicher scheint, dass Deflation die wohl größere Gefahr für den Aktienmarkt darstellt. Zugleich gibt es Indikatoren für beide Perspektiven. Denn eine Manifestierung der Inflation könnte ebenfalls schwerwiegende Folgen haben, sodass es gute Gründe gibt, die Teuerungsraten zeitnah zu dämpfen. Eine differenzierte Herangehensweise wäre jedoch nach starken Zinssteigerungen mehr als wünschenswert. Die Fed könnte den Anfang machen, indem sie nächste Woche den Leitzins nur um 50 Basispunkte anhebt und hoffentlich in ihren begleitenden Aussagen auch eine weniger hawkische Haltung einnimmt.