Inflation

Die US-Inflation macht erneut den Bullen einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor dem Wochenende sorgten heiße Inflationsdaten für einen kleineren Rücksetzer. Dennoch verdauten die Indizes die Hiobsbotschaft relativ schnell. Der Nasdaq 100 schloss dank starker Quartalszahlen bei Big Tech auch am Freitag deutlich im Plus. Vielmehr waren es abermals die Kryptomärkte, die eine relative Schwäche offenbarten.

Nichtsdestotrotz droht eine Enttäuschung hinsichtlich der geldpolitischen Lockerung, welcher der Markt augenscheinlich aktuell weniger Bedeutung zumisst. Doch fallende Zinsen wurden zuletzt wieder unwahrscheinlicher. Die Federal Reserve hat aufgrund der erneut heißen Teuerung wenig Spielraum für eine umfassende Lockerung der Geldpolitik. Der Pivot rückt damit erneut ein Stück weiter nach hinten.

Inflation heißer als erwartet: PCE-Indikator schockt Markt

Im März stieg der persönliche Verbrauchsausgaben-Preisindex (PCE) ohne Berücksichtigung von Lebensmitteln und Energie im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent. Dies entsprach dem Anstieg im Februar und lag über der Schätzung von 2,7 Prozent laut Dow Jones Konsens . Trotz hoher Preise zeigten Verbraucher weiterhin eine starke Kauflust. Die persönlichen Ausgaben stiegen um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies lag nun sogar leicht über der Schätzung von 0,7 Prozent und entsprach dem Februarwert.

Das persönliche Einkommen erhöhte sich um 0,5 Prozent, was den Erwartungen entsprach und über dem Vorjahresanstieg von 0,3 Prozent lag. Damit dürfte der Preisdruck hochbleiben.

Die gestrigen Inflationsdaten folgten bereits auf schlechte Inflationsnachrichten vom Donnerstag und dürfte die US-Notenbank dazu veranlassen, die Zinsen mindestens bis zum Sommer unverändert zu lassen. Die gestern veröffentlichten Inflationsberichte waren zwar weniger besorgniserregend als befürchtet, doch sollten Investoren sich nicht zu sehr darauf verlassen, dass die Inflation vollständig unter Kontrolle ist oder dass die Fed bald die Zinsen senken wird.

Der PCE-Indikator – oder Personal Consumption Expenditures Price Index – misst die durchschnittliche Preisänderung für alle inländischen persönlichen Ausgaben der US-Haushalte. Dieser umfasst eine breite Palette von Gütern und Dienstleistungen und bietet Einblicke in die Kaufgewohnheiten. Anders als der bekanntere CPI (Consumer Price Index), der vor allem die Preise für einen festgelegten Warenkorb misst, passt der PCE-Index die Gewichtung der Ausgabenkomponenten dynamisch an die tatsächlichen Verbrauchsmuster an. Für die US-Notenbank ist der PCE der wichtigste Inflationsindikator, da er eine umfassende und flexible Messung der Preisstabilität ermöglicht und somit zentral für die Geldpolitik ist.

Wie reagiert die Federal Reserve?

Die Federal Reserve hat ein Inflationsziel von 2 Prozent, doch der Kern-PCE-Index, der Lebensmittel- und Energiepreise ausschließt, liegt seit drei Jahren über dieser Marke. Die Fed bevorzugt den PCE-Index gegenüber dem bekannteren Verbraucherpreisindex, weil er Veränderungen im Konsumverhalten berücksichtigt und weniger Gewicht auf Wohnkosten legt. Also beobachtet die Fed sowohl die allgemeinen als auch die Kernindikatoren des PCE – die jüngsten Daten dürften jetzt eher nicht für eine dovishe Reaktion begünstigen.

Nun gibt es schon in der kommenden das nächste Treffen der Fed. Hier scheinen die Erwartungen klar – nach dem Fed Watch Tool der CME Group werden die Zinsen zu 97,6 Prozent auf dem gleichen Niveau bleiben. Es gibt in einer intakten US-Wirtschaft mit sich manifestierender Inflation eben kaum einen Grund, schon jetzt die Zinsen zu senken.

Mai Treffen Fed

Mittlerweile preist der Markt die erste Zinssenkung erst für das September-Treffen ein. Vor einem Monat gaben die Daten noch ein anderes Bild und indizierten eine frühere Lockerung der Geldpolitik. Doch diese Erwartungen verschieben sich immer weiter nach hinten. Makroökonomische Indikatoren dürften damit auch 2024 die Anleger beschäftigen.

Fed September

Auch andere Ökonomen blicken sorgenvoll auf die Inflationsentwicklung, die sich eben nach diversen Indikatoren noch nicht entscheidend auf das 2-Prozent-Ziel zubewegt. Die US-Inflation – und auch in anderen Teilen der Welt – dürfte uns weiter beschäftigen.

Doch die gestrige Reaktion am Markt zeigt eine gewisse Resilienz. Denn hier sind es aktuell eher die Quartalszahlen und starken Geschäftsentwicklungen vieler Technologie-Unternehmen, die die Kurse antreiben und manch eine Hiobsbotschaft aus der Makroökonomie vergessen lassen.