Der September startete denkbar schlecht für die globalen Aktienmärkte. In den vergangenen fünf Tagen verlor der US-amerikanische S&P 500 5,5 % seines Werts, beim Nasdaq 100 gab es sogar Kursverluste von rund 6,5 % in dieser Woche. Zuletzt gab es wenig Impulse, nachdem Ende August der Abverkauf bedingt durch Zinsangst und Rezessionssorgen wieder an Fahrt aufgenommen hatte.
Zum Ende der aktuellen Handelswoche könnte der Arbeitsmarktbericht aus den USA für eine Reaktion an den Märkten sorgen. Schließlich indiziert die Entwicklung des Arbeitsmarkts sowohl die Maßnahmen der Fed als auch den Verlauf der Konjunktur in den USA.
Arbeitsmarktbericht: Schwächer als im Juli, aber besser als erwartet
Am heutigen Freitag wird „The Labor Departments“ erneut die offiziellen Daten zum Arbeitsmarkt im August 2022 veröffentlichen. Die aktuellen Zahlen könnten sich drastisch auf die Kursentwicklung an den Aktienmärkten auswirken. Spannend wird es zu sehen, wie die Marktteilnehmer die Zahlen auffassen, die sich häufig ambivalent interpretieren lassen.
Während eine starke Zunahme an Jobs und eine geringe Arbeitslosigkeit eine robuste Wirtschaft in den USA offenbaren, gilt dies zugleich als Indiz für ein aggressiveres Vorgehen der Fed, die bei der nächsten Sitzung den Leitzins erneut um 75 Basispunkte anheben könnte. Demgegenüber würde ein schwacher Arbeitsmarktbericht wohl kurzfristig in einer Erholung am Aktienmarkt münden, während dieser Schatten auf die ökonomische Entwicklung in den USA werfen würde.
Nichtsdestotrotz zeigen die letzten Daten vom US-amerikanischen Arbeitsmarkt eine stabile Verfassung. Im Juli übertrafen die realen Zahlen die Erwartungen deutlich. Damals wurden 528.000 neue Jobs hinzugefügt. Im August soll das Wachstum deutlich geringer ausfallen – dennoch erwarten die Analysten ein Stellenwachstum von 318.000. Die Arbeitslosenrate soll weiterhin auf niedrigen 3,5 % verharren. Obgleich sich die USA rein technisch bereits in einer Rezession befindet, scheint von einer dramatischen Wirtschaftskrise keine Rede zu sein.
Der Arbeitsmarkt in den USA & die Federal Reserve
Die Marktteilnehmer warten aktuell gespannt auf den Arbeitsmarktbericht. Denn in dieser Marktphase wird den Job-Daten die größte Bedeutung zugemessen, wenn es um eine Eruierung des weiteren Vorgehens der Fed geht. In den USA liegt der Leitzinssatz bereits bei 2,5 %. Weitere Erhöhungen sind unausweichlich. Die Leitzinsen könnten bis in das nächste Jahr auf rund 4 % steigen, bevor es eine Stabilisierung gibt. Kurzfristig für die Entwicklung der Aktienmärkte entscheidend, ist wohl der nächste Zinsschritt der Fed, der auch maßgeblich von den Arbeitsmarktdaten abhängt Wird die Fed erneut um 0,75 % erhöhen oder begnügen sich die Notenbanker mit 0,5 %?
Diesbezüglich äußerte sich der leitende Analyst für die US-Wirtschaft von der Bank of America Michael Gapen wie folgt:
„The view from market participants is the employment report is more important than the CPI inflation report in determining whether a 75 basis point or larger hike in September is more appropriate than a 50 basis point hike, and I think that’s the right view”
Wie lange bleibt der Arbeitsmarkt in den USA noch resilient?
Die Arbeitsmarktdaten in den USA machen Hoffnung auf eine schwächer als erwartet verlaufende Rezession. Dennoch dürfte sich Ende des Jahres das Blatt wenden. Mit einer nachhaltig historisch niedrigen Arbeitslosigkeit scheint die Fed steigende Arbeitslosenzahlen in Kauf zu nehmen, um die weiter anziehende Rekord-Inflation in den Griff zu bekommen. Der Wirtschaftsprofessor Christopher Kayes macht Hoffnung auf positive Überraschungen:
“If there is a recession, it’s going to be mild. It will be a recession with almost full employment. We haven’t seen that in our lifetime.”
Aktien kaufen oder nicht?
Für Anleger stellt sich nun die alles entscheidende Frage: wie gehe ich mit den Daten aus den USA, steigenden Zinsen und der Rezession um? Der heutige Arbeitsmarktbericht lässt sich kaum vorhersagen, erst im Juli lagen die Analysten dramatisch falsch. Vieles deutet jedoch auf eine Abschwächung hin.
Umso mehr gilt dies wohl für die Reaktion der Anleger. Tendenziell dürfte ein schwächerer Arbeitsmarktbericht positiver aufgenommen werden. Allerdings könnte nach einem starken Abverkauf in der laufenden Woche viel Negatives in den Kursen eingepreist sein.
Mittelfristig machen die Daten Hoffnung, dass die Rezession milder als zunächst angenommen verläuft. Da bei Inflationsraten nahe der 10 % Bargeld keine Alternative darstellt, bleiben Aktien langfristig das Mittel der Wahl. Wer im Jahr 2022 und möglicherweise auch noch 2023 sukzessive investiert, wird spätestens in ein paar Jahren belohnt werden. Denn die eindrucksvolle Stärke der US-Wirtschaft wird die Aktien aus den USA auch im nächsten Jahrzehnt auf neue All-Time-Highs treiben.
Ihr Kapital ist im Risiko.