“America First” wird nicht nur zunehmend in der US-Politik populär. Weiterhin dominiert der Trend auch weiterhin den Aktienmarkt. Investoren bevorzugen amerikanische Unternehmen, was deren Aktienkurse stärkt. US-Aktien sorgen erneut für eine Outperformance gegenüber europäischen Papieren.
Die USA gelten gemeinhin als Mutterland des Kapitalismus und sind bekannt für ihren dynamischen Wirtschaftsgeist. Der amerikanische Aktienmarkt ist weltweit der beliebteste und am höchsten kapitalisierte. Hier gibt es eine Vielzahl von Unternehmen, die global führend sind. Investoren aus aller Welt strömen an die US-Börsen, um von der Innovationskraft und Stabilität der amerikanischen Wirtschaft zu profitieren. Dies unterstreicht die zentrale Rolle der USA im globalen Finanzsystem.
Warren Buffett sagte einst, er würde niemals gegen die USA wetten. Diese Aussage unterstreicht sein Vertrauen in die Stärke und das Potenzial der amerikanischen Wirtschaft. Denn diese hat immer wieder gezeigt, dass sie Krisen überwinden und daran wachsen kann.
Eine neue EY-Studie bestätigt die anhaltende Dominanz der US-Konzerne. Von den 100 teuersten Unternehmen weltweit haben 60 ihren Sitz in den USA. Diese Unternehmen steigerten ihren Börsenwert zuletzt mehr als doppelt so stark wie ihre europäischen Konkurrenten. Europas Bedeutung an den Weltbörsen ist stark gesunken: Aktuell sind nur 19 europäische Unternehmen unter den Top 100, verglichen mit 28 vor zehn Jahren und 46 im Jahr 2007. Damals hatten nur 32 der Top-100-Unternehmen ihren Sitz in den USA.
So konstatieren die Analysten von EY Folgendes:
„In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir einen kontinuierlichen Bedeutungsverlust Europas gesehen, während die USA an Europa vorbeigezogen sind. Angesichts des KI-Booms und der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation spricht wenig dafür, dass Europa diesen Trend in den kommenden Jahren umkehren kann“
KI-Boom stärkt USA: Kaum Chancen in Europa
Die Analyse von EY zeigt, dass der aktuelle Boom an den Börsen stark von Unternehmen aus dem Technologiesektor angetrieben wird, die enorm vom Aufschwung der Künstlichen Intelligenz profitieren. Zur Jahresmitte befinden sich 26 Technologieunternehmen unter den Top 100 der weltweit teuersten Firmen, im Vergleich zu 25 Anfang des Jahres und 23 vor einem Jahr. Besonders auffällig ist die Dominanz der US-Unternehmen: Acht der zehn wertvollsten Unternehmen weltweit haben ihren Hauptsitz in den USA und verfügen überwiegend über digitale Geschäftsmodelle.
Innerhalb des nächsten Jahrzehnts werden KI-Technologien in allen Branchen und im privaten Bereich weit verbreitet sein, was zu tiefgreifenden Veränderungen und einer gigantischen Wertschöpfung führen soll, so die Analysten von EY. Besonders US-Firmen profitieren von der Begeisterung der Investoren für KI, während nur wenige europäische Unternehmen eine bedeutende Rolle in diesem wachstumsstarken Bereich spielen. Europa habe hier erheblichen Nachholbedarf und riskiere wirklich, den Anschluss zu verlieren. Obwohl es einige vielversprechende europäische Startups im KI-Bereich gibt, sind diese noch nicht börsennotiert und erreichen bei weitem nicht die Umsätze der US-Marktführer.
USA gewinnt gegen Europa: Nur SAP & Siemens als Top 100 Unternehmen
Die deutschen Top-Unternehmen bleiben beim Börsenwert hinter den US-Schwergewichten zurück. Die Marktkapitalisierung der 40 DAX-notierten Konzerne liegt aktuell bei 1,87 Billionen US-Dollar. Dies ist weit unter dem Wert des US-Softwareunternehmens Microsoft, das mit 3,32 Billionen US-Dollar eine um 77 Prozent höhere Bewertung aufweist. Selbst Amazon übertrifft mit 2,01 Billionen US-Dollar den gesamten Börsenwert der im DAX gelisteten Firmen. Mit diesen Vergleichen offenbart die EY-Studie, wie erfolgreicher amerikanische Unternehmen und auch Aktien im Vergleich zu Europa sind.
In den letzten zwei Jahrzehnten habe Europa kontinuierlich an Bedeutung verloren. Der aktuelle KI-Boom und die geopolitische Lage sprechen kaum dafür, dass Europa ein eindrucksvolles Comeback feiert.
Deutschland ist derzeit sogar nur mit zwei Unternehmen im Top-100-Ranking vertreten: SAP belegt mit einem Börsenwert von 235 Milliarden US-Dollar Rang 47 und Siemens ist auf Rang 95 mit einem Wert von knapp 146 Milliarden US-Dollar. Doch wirklich überzeugend ist der Status quo für Deutschland nicht.