Entlassungen

Nach jahrelangem Boom und wachsenden Mitarbeiterzahlen schreitet die Konsolidierung in der Tech-Branche voran. Nun verkündet Microsoft einen Mitarbeiterabbau von 10.000 Stellen – dies entspricht rund 5 % der Belegschaft des US-amerikanischen Unternehmens. Damit möchte man den makroökonomischen Herausforderungen Rechnung tragen, da die Kunden aufgrund einer drohenden Rezession vorsichtiger agieren. Währenddessen soll der personelle Kahlschlag bei Amazon sogar rund 18.000 Stellen betreffen – vorrangig in dem Segment „Retail“. Beide Unternehmen befinden sich dennoch in guter Gesellschaft. Denn die gesamte Technologie-Branche sieht sich einer wachsenden Herausforderung gegenüber und möchte mit Fokus auf das Personal die Kosten reduzieren.

10.000 Mitarbeiter von Microsoft sollen gehen: Aussichten trüben sich ein

Microsoft verfolgt Pläne, die Belegschaft um 5 % zu reduzieren. Der Softwaregigant aus den USA sieht aktuell immer vorsichtiger agierende Kunden, die ihre Ausgaben bewusst einschränken. Dies belastet die Einnahmen von Microsoft. Damit die Margen nicht allzu stark leiden, möchte man nun an der Kostenschraube drehen und Mitarbeiter entlassen. CEO Satya Nadella sieht ein deutlich langsameres Wachstum für die Technologiebranche. Die Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, die neue Realität zu akzeptieren und sich für die Verlangsamung zu wappnen.

„During the pandemic there was rapid acceleration. I think we’re going to go through a phase today where there is some amount of normalization in demand”

Der Stellenabbau wird die einzelnen Geschäftsbereiche unterschiedlich treffen. Während man insgesamt rund 10.000 Mitarbeiter entlassen wird, sollen in strategisch wichtigen Bereichen weiterhin Neueinstellungen getätigt werden.

Bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen am 24. Januar rechnen die Analysten mit einem umsatzseitigen Wachstum von rund 2 %. Damit würde Microsoft so langsam wachsen, wie bereits seit fünf Jahren nicht mehr. Insbesondere das Cloud Computing trug zuletzt zum überdurchschnittlichen Wachstum bei, doch auch hier zeichnet sich ein Rückgang der Dynamik ab.

Größte Entlassungsrunde in der Geschichte von Amazon: 18.000 Stellen werden gestrichen

Noch gravierender stellt sich der Stellenabbau in absoluten Zahlen beim E-Commerce-Giganten Amazon dar. Denn die neuen Entlassungen werden 18.000 Mitarbeiter betreffen, was rund 6 % der gesamten Belegschaft entspricht. Vornehmlich der Einzelhandel und die Personalabteilung sehen sich mit gestrichenen Stellen konfrontiert. Heute begann das US-Unternehmen Mitarbeiter per E-Mail zu informieren.

Auch bei Amazon sind die jüngsten Streichungen in einer Abschwächung des Umsatzwachstums begründet. Eine mögliche Rezession würde die Kaufkraft der Kunden massiv beeinträchtigen. Eine Kostensenkung ist dringend erforderlich, um weiterhin das Unternehmensmotto proaktiv umzusetzen und kundenzentriert zu agieren.

„So we can continue investing in the wide selection, low prices and fast shipping that our customers love.”

Gigantische Herausforderung für Technologie-Unternehmen: Wie meistert man das langsame Wachstum?

Die Technologie-Unternehmen können nach jahrelangem, exponentiellem Wachstum nicht einfach in die neue Realität eintreten. Denn das Wachstum wurde in Vergangenheit über kurzfristige Profitabilität gestellt – dies zeigen uns eine Vielzahl von Startups, finanziert durch VC, par excellence. Die gesamte Vision war auf überdurchschnittliches Wachstum ausgerichtet. Massive Investitionen wurden in zukünftiges Wachstum getätigt, auf Kosten der aktuellen Rentabilität. Beispielsweise investiert Zuckerberg bei Meta rund 10 Milliarden $ in die neue Metaverse-Abteilung und muss jetzt ebenfalls mit Personalkürzungen dringend Kosten reduzieren. Der aktuelle Stellenabbau ist somit zu keinem geringen Teil selbstverschuldet. Die Realität zwingt Unternehmen dazu, schlechte Entscheidungen der letzten Jahre zu revidieren.

Post-Corona: Technologie-Unternehmen entlassen massenweise Personal

Microsoft und Amazon sind zweifelsfrei die wohl namhaftesten Beispiele. Doch die aktuelle Kostenreduktion durch eine Verkleinerung der Belegschaft trifft die gesamte Technologiebranche. Nach einem Pandemie-Boom enttäuschten viele Unternehmen bereits 2022 mit ihren Zahlen. Die Folge: Massenentlassungen, so weit das Auge reicht. Ein Überblick:

Amazon: Amazon kündigt einen Stellenabbau von 18.000 Stellen an. Die unsicheren Ausblicke erfordern ein Umdenken. Die Kosten müssen reduziert werden, um sich schlanker aufzustellen.

Apple: Apple entlässt zwar keinen Großteil der Belegschaft. Doch man kündigte zuletzt einen Einstellungsstopp an, exklusive der Bereiche des Unternehmens, die langfristige Ziele verfolgen und an zukünftigen Innovationen arbeiten.

Cisco: Cisco treibt die Restrukturierung des Unternehmens voran und möchte 5 % der Belegschaft entlassen. Dennoch möchte man so weit wie möglich, den entlassenen Mitarbeitern andere Stellen im Unternehmen anbieten.

Coinbase: Die US-amerikanische, börsennotierte Krypto-Börse Coinbase entlässt aktuell rund 20 % der Mitarbeiter. Der Bärenmarkt im digitalen Währungssektor trifft die Dienstleister hart. Zuletzt verkündete man auch den Rückzug aus dem japanischen Markt.

Lyft: Der Uber-Konkurrent Lyft baut 13 % der Stellen ab. Zugleich möchte man auch in diesem Jahr Einstellungen in den USA stoppen. Der makroökonomische Gegenwind sei demnach unberechenbar.

Meta: Der Mutterkonzern von Facebook entlässt rund 11.000 Mitarbeiter in der ersten Runde der Unternehmenshistorie. Die Meta Aktie brach im vergangenen Jahr massiv ein. 13 % der Mitarbeiter müssen gehen, um die explodierenden Kosten wieder beherrschbar zu machen.

Salesforce: Salesforce berichtete zuletzt von einer Stellenkürzung, die sich auf 10 % der aktuellen Mitarbeiter auswirkt. Ausdrücklich stellt man fest, dass man schlichtweg zu viele Mitarbeiter eingestellt habe. Nun müsse man die Entwicklung rückgängig zu machen, um langfristig profitabel wirtschaften zu können.

Weitere Beispiele gibt es en masse. Der Wandel in der Technologie-Welt ist im vollen Gange. Doch derartige Konsolidierungen könnten mittelfristig bei einer Beruhigung der makroökonomischen Situation noch profitablere Geschäftsmodelle entstehen lassen. Denn auch die Krise 2022/2023 birgt Chancen. Zugleich ist das Wachstum auf lange Sicht intakt, eine Bereinigung ist nach Pandemie-Boom nichts Ungewöhnliches.