Dass Amazon als kundenorientiertes Unternehmen 2022 seine Finger in zahlreichen Geschäftsmodellen hat, lässt sich kaum bestreiten. Das ehemalige E-Commerce-Unternehmen (früher Online-Handel für Bücher) hat sich zu einer diversifizierten Internet-Holding entwickelt. Mit dem Streaming-Dienst Amazon Prime visiert man bereits die modernen Auswüchse der Unterhaltungsbranche an. Doch jetzt möchte Amazon die eigenen Filme auch auf die Leinwand der Kinos bringen und fortan eine Milliarde $ pro Jahr in diesen Bereich investieren.
Investieren in die Kinoindustrie: Amazon will mehr als eine Milliarde $ jährlich für die Filmproduktion ausgeben
Amazon.com plant Investments in die Filmindustrie. Nachdem man bereits das Streaming-Angebot ausbaut und beispielsweise mittlerweile auch Sport-Events streamt, folgt nun der nächste Schritt. Jährlich möchte man zwischen 12 und 15 verschiedene Filme produzieren und dafür über eine Milliarde $ aufwenden. Im Anschluss wird die Veröffentlichung als Premiere auf den Kinoleinwänden erfolgen, berichten Insider nach Bloomberg-Informationen. Da Amazon noch die genaue Strategie eruiert, wollen diese zunächst ungenannt bleiben. Zunächst möchte man im nächsten Jahr mit einer kleinen Anzahl an Kinofilmen beginnen und im Anschluss die Veröffentlichungen skalieren. Mit der angestrebten Stückzahl von 12 bis 15 Filmen könnte Amazon.com mit großen Filmstudios wie Paramounts Pictures mithalten.
Operative Probleme bei Amazon: Kostendisziplin als Mittel der Wahl
Eher ungewöhnlich scheinen die aktuellen Bemühungen und Investments in Höhe von einer Milliarde $, wenn man berücksichtigt, dass Amazon eigentlich die Kosten deutlich senken möchte. Deshalb möchte Amazon zahlreiche Mitarbeiter entlassen und operative Ineffizienzen beseitigen, um mittelfristig die Marge wieder zu verbessern. Denn explodierende Kosten belasteten zuletzt das Geschäftsmodell.
Streaming-Konkurrenz wenig aufgeschlossen gegenüber Kino
Wenn man sich die Konkurrenz von Amazon im Streaming-Geschäft anschaut, agiert diese häufig wenig aufgeschlossen gegenüber den herkömmlichen Kinofilmen. Beispielsweise stellt Netflix die eigenproduzierten Filme den Kinos häufig nur stark zeitlich limitiert zur Verfügung. Bereits nach rund einer Woche kommt es dann beispielsweise zur Konkurrenz durch Freischaltung im Streaming-Angebot. Die wenigsten Menschen dürften noch ins Kino gehen, wenn sie eine Woche später auf ihrem gewohnten Netflix-Abo bereits den Blockbuster sehen können.
Amazons Kinoeinstieg als Chance für eine angeschlagene Branche
Die Corona-Pandemie stellte die Kinoindustrie vor signifikante Probleme. Denn bereits in den Jahren zuvor konnte das Streaming überdurchschnittliches Wachstum generieren und immer bessere Filme als Premiere launchen. Im Vergleich zu 2019 liegen in den USA die Ticketverkäufe im Kino rund um ein Drittel niedriger. 2019 war übrigens das letzte volle Geschäftsjahr, bevor Lockdowns und Restriktionen die Situation zusätzlich erschwerten.
Viele herkömmliche Unternehmen wie Walt Disney haben mittlerweile eine dualistische Strategie etabliert, um auch große Blockbuster direkt auf dem Streamingdienst zu schalten. Dies stärkt erfahrungsgemäß die Popularität der Streamingdienste, Disney+ wird immer attraktiver. Amazon will augenscheinlich den umgekehrten Weg gehen und eben auch direkt im Kino Umsätze generieren. Weiterhin sind viele Regisseure und Hollywood-Experten der Auffassung, dass hochwertig produzierte Filme im Kino erfolgreicher als auf den Streamingdiensten sein können. Gelingt Amazon nach dem Erfolg mit Amazon Prime auch hier der Einstieg?
Kinofilme als Teil einer gigantischen Internet-Holding
Obgleich Amazon aktuell die Investitionen zurückschraubt und die Kosten begrenzen möchte, ist die Internet-Holding besser denn je aufgestellt. Diversifikation kennzeichnete die Entwicklung in den vergangenen Jahren. Der einstige Online-Buchhändler investiert kontinuierlich in neue Bereiche und baut das eigene Geschäftsmodell diversifiziert auf. Der wohl wichtigste Geschäftsbereich ist mittlerweile das Cloud Computing, nicht mehr der E-Commerce. Dazu kommen Smart Home, Streaming, Bio-Supermärkte, E-Health und vieles mehr – nun eben auch Kinofilme.