Der deutsche Mischkonzern Siemens hat bekannt gegeben, dass die industriellen Geschäftsaktivitäten in Russland komplett eingestellt werden. Im März dieses Jahres hatte der Vorstand bereits angekündigt, zwar keine neuen Aufträge mehr anzunehmen, jedoch die Wartungsverträge weiterhin zu erfüllen. Diese sollen nach der neuesten Ankündigung jetzt aber auch nicht mehr weiter bedient werden.
Siemens kann auf eine 170-jährige Geschichte in Russland zurückblicken. Obwohl das Unternehmen bekannt gab, die Geschäftsaktivitäten aufgrund der russischen Invasion zu beenden, könnten jedoch auch die Verluste aufgrund der Sanktionen ein Grund sein. Die Belastungen, die in erster Linie bei der Zugsparte aufgetreten sind, betragen jetzt schon mehr als 600 Millionen Euro.
Dementsprechend enttäuschend fällt auch der Ertrag aus den industriellen Geschäften aus. Mit 1,8 Milliarden Euro lag der Gewinn weit unter den Erwartungen von 2,4 Milliarden Euro und brach dadurch um 49 % ein. Weltweit bleibt die Nachfrage nach Siemens Produkten aber weiterhin steigend. Die internationalen Aufträge sind um ein Drittel auf 21 Millionen Euro angestiegen. Dadurch wuchs der Umsatz um 16 Prozent auf über 17 Milliarden Euro an. Damit wurden die Erwartungen der Analysten bei weitem übertroffen.
Siemens verurteilt die Invasion Russland in der Ukraine und Belarus
Ab dem Zeitpunkt, als Russland mit der Invasion der Ukraine begann, hat Siemens alle Neugeschäfte in Russland und Belarus gestoppt. Jetzt wurden alle Verfahren eingeleitet, um auch den Industriebetrieb und alle industriellen Geschäftsaktivitäten einzustellen. Der Siemens-Chef Roland Busch gab bekannt, „Wir verurteilen den Krieg in der Ukraine und haben beschlossen, unsere industriellen Geschäftsaktivitäten in Russland in einem geordneten Prozess zu beenden“.
Der Konzernchef bestätigte auch, dass Siemens sich trotz guter Auftragslage noch in einem extrem schwierigen Umfeld bewege. Die Corona-Pandemie bereitet dem Unternehmen immer noch massive Probleme und es müssen immer noch große Unterbrechungen vermieden werden, die durch fehlende elektronische Bauteile und Rohstoffe entstanden sind. Dadurch treten besonders in der Sparte Automatisierungstechnik große problematische Herausforderungen auf, die einer schnellen Lösung bedürfen.
Trotzdem hält das Unternehmen weiterhin an der Jahresprognose fest, falls sich die Engpässe der Lieferketten nicht enorm verschärfen. Der Umsatz soll in diesem Jahr um weitere sechs bis acht Prozent steigen und auch ein Gewinn pro Aktie von 8,7 bis 9,1 soll erzielt werden.
Innerhalb eines Jahres verlor die Siemens Aktie 18,4 % ihres Werts. Nach der Ankündigung, sich aus dem Russland-Geschäft komplett zurück zuzuziehen, verlor die Aktie kurzfristig an Wert, fing sich im Laufe des Tages aber wieder.